12-Stunden-Tag hat “faktisch nichts geändert”

12-Stunden-Tag hat “faktisch nichts geändert”

Last Updated on 2019-09-24
WKO-Umfrage: 30 Prozent aller Beschäftigten arbeiten zumindest einmal pro Woche mehr als 10 Stunden

Die im September 2018 inkraft getretene Arbeitszeitflexibilisierung – Stichwort “12-Stunden-Tag” – hat im Arbeitsalltag nur wenig verändert. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des market-Instituts im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKO) unter 1000 Arbeitnehmern und 500 Betriebe. Demnach arbeiten 30 Prozent der Arbeitnehmer zumindest einmal pro Woche mehr als 10 Stunden. Der Wert liegt exakt auf dem Niveau von Oktober 2018, also knapp nach der Einführung der neuen Regelung.

Arbeitspraxis blieb gleich

In der Eigenwahrnehmung der Arbeitszeit berichten 9 von 10 der befragten Arbeitnehmer von keinerlei Veränderungen. Auch 90 Prozent der Betriebe geben an, dass sich die Arbeitspraxis nicht geändert hat. 80 Prozent der Arbeitnehmer zeigen sich mit ihrer Arbeitszeit sehr zufrieden oder zufrieden. Mehr als zwei Drittel geben an, dass ihre Wünsche bei der bei der Arbeitszeiteinteilung  berücksichtigt werden. Allerdings berichtet jedes zehnte Unternehmen von Anpassungen bei Einzel- oder Betriebsvereinbarungen.

“Durch die neue Arbeitszeitregeln hat sich faktisch nichts geändert”, fasst WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf das Umfrage-Ergebnis zusammen. Die Aufregung der Gewerkschaft über den 12-Stunden-Tag sei nur “ein Sturm im Wasserglas” gewesen.  Die Unternehmen hätten durch die neue Regelung “mehr Spielraum und mehr Rechtssicherheit für längst praktizierte Modelle bekommen”, so Kopf.

Eine Sora-Umfrage Ende August kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach sagen 31 Prozent der befragten Arbeitnehmer in Wien, dass sie vom 12-Stunden-Tag betroffen sind. Jeder Zweite (52 Prozent) gibt jedoch auch an, unter wachsendem Druck am Arbeitsplatz zu leiden.

Nein zur 4-Tage-Woche

Eine klare Absage erteilt Kopf der Forderung der Gewerkschaft nach einem Rechtsanspruch auf 4-Tage-Woche. Eine kürzere Arbeitswoche dürfe kein Zwang sein, viele Unternehmen könnten es sich nicht leisten, am Freitag nicht aufzusperren. “Die 4-Tage-Woche soll weiterhin im Einvernehmen gestaltet werden”, meint Kopf.

Geleistete Arbeitszeit

Wie sich der “12-Stunden-Tag” insgesamt auf die tatsächlich geleistete Arbeitszeit in Österreich auswirkt, bleibt abzuwarten. Laut Statistik Austria blieb im Vorjahr die durchschnittliche normale Arbeitszeit pro Woche bei den unselbständig Erwerbstätigen mit 35,7 Stunden nahezu unverändert (2016: 35,6 Stunden). Im Schnitt wurden 7,3 Überstunden bzw. – im Falle von Teilzeit– Mehrstunden pro Woche und Person (mit mindestens einer Überstunde) geleistet. Davon wurden 6,1 Überstunden auch bezahlt, also um ein Sechstel weniger als tatsächlich geleistet. Der Anteil unbezahlt geleisteter Überstunden liegt bei Frauen deutlich höher (22,3%) als bei Männern (14,5%).

Quelle: www.msn.com / Kurier