„Mit dem Fahrrad zum Papst“

„Mit dem Fahrrad zum Papst“

Last Updated on 2018-08-23

Der Niederösterreicher Johann Günther absolvierte im Sportdress eine Audienz im Vatikan – und war von Papst Franziskus tief beeindruckt.

Europa mit dem Fahrrad durchqueren: das ist das Fernziel des sportlichen Hinterbrühlers Prof. Dr. Johann Günther. Eine Etappe führte ihn vor kurzem insgesamt 1.600 km von Wien nach Rom. Vier Wochen vor Reiseantritt schrieb der Niederösterreicher an Papst Franziskus, dass es ihm eine Ehre wäre, ihn treffen zu können. Zwei Wochen später war die Einladung zur Audienz im Vatikan da.

Günther, der Publizistik, Kommunikationswissenschaften sowie Kunstgeschichte studiert hat und Professor an der Jianghan University in Wuhan (China) an der Saint Petersburg State University for Telecommunications (Russland) sowie an der Donau-Universität in Krems ist,  war vom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche tief beindruckt. „Papst Franziskus ist völlig unkompliziert, furchtlos und setzt sich über alle Sicherheitsvorschriften hinweg.“ Dass die Leute vor ihm in die Knie gehen und seinen Ring küssen, mag er nicht. „Er hat die ganze Zeit meine Hand gehalten, dadurch entstand ein starkes Gefühl der Vertrautheit“, erzählt Günther. Dank seiner Bescheidenheit, Menschlichkeit und Wärme spricht der Papst auch die Jugend an.

Die Audienz mit insgesamt zwölf Teilnehmern fand im Anschluss an eine Andacht vor dem Petersdom statt. Der Papst führte das Gespräch mit ihm zunächst auf Englisch, so Günther.  Dann wechselte er zu Deutsch, das er unter anderem beim Studium in Frankfurt am Main  sowie am Goethe-Institut gelernt hat. Neben Spanisch, der Amtssprache in seiner früheren Heimat Argentinien, spricht Papst Franziskus fließend Italienisch, weil seine Familie aus Italien nach Argentinien ausgewandert war, weiters Deutsch, etwas Englisch, Französisch und Portugiesisch. Während des Universität-Studiums hat er auch Latein und Altgriechisch gelernt.

Franziskus gehört dem Jesuitenorden an. Vor seinem Theologiestudium hat Jorge Mario Bergoglio – so sein früherer Name – wie bei den Jesuiten üblich, ein anderes Studium absolviert, er hat einen Berufsabschluss als Chemietechniker.

Der Papst war auf jedes der Gespräche mit den Audienzteilnehmern gut vorbereitet, Erzbischof Georg Gänswein instruierte ihn dabei im Flüsterton. Günther, der als „Pilger aus Österreich“ angekündigt wurde, fühlte sich auf der Bühne „wie in Trance“ und war von der Persönlichkeit des Kirchenoberhauptes fasziniert. Franziskus fragte ihn unter anderem, ob die Straßen in Italien zum Radfahren gut geeignet seien. Die Antwort gab er sich dann gleich selbst, sie seien wohl eher schlecht. Während des Gesprächs mit ihm habe der Papst viel gelacht.

Der sportliche Niederösterreicher, der früher Marathonläufer war, zeigte sich auch von der körperlichen Verfassung des Papstes beeindruckt. „Er ist zwar schon 82 Jahre alt, wirkt aber wesentlich jünger und ist unglaublich rüstig. Bei der Audienz hatte es am Petersplatz immerhin 37 Grad.“

Bei Papst-Audienzen gilt üblicherweise ein strenger Dresscode. Herren haben demnach im dunklen Anzug mit Krawatte zu erscheinen. Weil Günther per Rad anreiste, konnte er keinen Anzug mitnehmen. Das sei kein Problem, ließ der Heilige Vater ausrichten. Also erschien Günther in einer – natürlich frisch gewaschenen! – Radhose auf dem Petersplatz.

Günther, der bisher bereits 50 Bücher publiziert hat, überreichte dem Kirchenoberhaupt zwei von ihm verfasste Bücher: eines über das Hinterbrühler Fastentuch, das andere eine Biografie des „Revoluzzer“-Pfarrers Franz Jantsch aus der Hinterbrühl, der insgesamt 70 Jahre lang als Priester seinen Dienst versah und 2006 mit 97 Jahren gestorben ist.

Über seinen Besuch im Vatikan schrieb der 68-jährige ebenfalls ein Buch. „Mit dem Fahrrad zum Papst nach Rom“ ist soeben online erschienen www.bookrix.com und auch über Amazon erhältlich.

Von der Redaktion der Regionalzeitung „NÖN“ wurde der Papstbesucher zum Niederösterreicher der Woche gewählt. Das Publikumsvoting für den Niederösterreicher des Monats Juli läuft noch bis Ende August, unter https://www.noen.at/niederoesterreich/gesellschaft/noe-der-woche/voting-niederoesterreicher-des-monats-juli-gesucht-niederoesterreicher-des-monats-107186453 kann man für den sportlichen Pilger abstimmen.

Mehr zu Prof. Dr. Johann Günther: www.johannguenther.at

Autorin: Dr. Brigitta Schwarzer

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