Dauerbrenner Vorstandsvergütung

Dauerbrenner Vorstandsvergütung

Last Updated on 2018-05-03

Dr. Christine Domforth

Die Vorstandsvergütung war und ist ein „heißes Eisen“ und gleichzeitig eine zentrale Aufgabe des Aufsichtsrats. Wie die Entlohnung des Vorstands fair und transparent gestaltet werden kann, wurde von Experten am Rande einer Konferenz zum Thema „Corporate Governance und Gesellschaftsrecht“ diskutiert, die am 13. März in Frankfurt stattfand.

Nach Meinung von Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Post AG, der auch der Regierungskommission deutscher Corporate Governance Kodex angehört, sollte am Anfang die Gesamtzielvergütung fixiert werden. „Man sollte also eine Zahl wissen, die der Vorstand einer Gesellschaft insgesamt erreichen kann, erreichen soll.“ In einem zweiten Schritt sollte dann die Vorstandsvergütung aufgeteilt werden in einen fixen und einen variablen Teil. Der variable Teil sollte dann ganz bewusst stark an strategischen Zielen ausgerichtet werden, strategische Leistungen in einem bestimmten Jahr also besonders vergütet werden, so Schimmelmann.

Hendrik Schmidt, Assistant Vice President Deutsche Asset Management Investment GmbH, verwies darauf, dass die Vorstandsvergütung mittlerweile zum gesellschaftlichen Thema geworden sei. In den Abstimmungsrichtlinien seines Hauses gebe es seit Jahren sehr klare Vorstellungen dazu, dabei gehe es vor allem um Transparenz: „Wir möchten verstehen und nachvollziehen können, nach welchen Kriterien ein Vorstand motiviert und bezahlt wird. Das heißt, die wesentlich Faktoren der Unternehmensstrategie müssen sich in der Vorstandsvergütung widerspiegeln.“ Vergütungsberichte mit 80 Seiten und mehr seien ein Unding, das verstehe am Ende nicht einmal mehr der Vorstand, der es eigentlich bekommen soll, so Schmidt.

Dr. Brigitta Schwarzer, MBA, Geschäftsführerin der Governance und Compliance-Plattform INARA, ist dafür, die einzelnen Vorstandsressorts bei der Vergütung unterschiedlich zu behandeln. „Ich bin ein großer Fan davon, die einzelnen Ressorts haben ja auch unterschiedlich Aufgabenstellungen“, betonte Schwarzer. Unterschiedlich gestaltet werden sollten sowohl die Fixvergütungen als auch die Kriterien für die Boni. Und am Ende sollte man – natürlich ohne dass Geschäftsgeheimisse preisgegeben werden – erkennen können, in welchem Ausmaß Ziele erreicht wurden. Insgesamt brauche es nicht mehr Regularien, sondern mehr Individualität und dabei sei der Aufsichtsrat gefragt, so Schwarzer.

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer DSW e.V. und Vorstand von AdAR Arbeitskreis Mittelstand in Deutschland e.V., beklagte die zunehmende Überregulierung zum Thema Vorstandsvergütung: „Dem Aufsichtsrat wurde hier jede Freiheit genommen, über 10, 15 Jahre sind immer neue Gesetz hinzugekommen.“ Weil alles mittlerweile wahnsinnig komplex geworden ist, wäre laut Tüngler ein Neustart dringend nötig und zwar sowohl regulatorisch als auch bei den einzelnen Vergütungssystemen. Das sei vielfach in den Unternehmen zu spüren, aber auch in Berlin „brodelt“ es laut Tüngler. Das ganze System müsse viel einfacher und weniger komplex werden. Man sollte erkennen, was ein Vorstand bekommt, wenn es gut läuft, und was, wenn es schlecht läuft. Das müsse die Regel sein, betonte Tüngler.

Zum DC-Video kommen Sie hier: Dauerbrenner Vorstandsvergütung-Teil 1