Stiftung und Bank: So funktioniert die Partnerschaft

Stiftung und Bank: So funktioniert die Partnerschaft

Last Updated on 2018-09-20

„Die Stiftung als Bankkunde“ – unter diesem Titel findet am 3. Oktober 2018 im Hotel de France, 1010 Wien, Schottenring 3, ein ganztägiges Seminar statt. Veranstaltet wird es vom Finanzverlag, Partner sind VÖIG, stiftungnextgen, INARA sowie der Bankenverband. Wir sprachen dazu mit drei Banken – Schoellerbank, Capital Bank und LGT Bank Österreich – die zahlreiche heimische Stiftungen betreuen.

Privatstiftungen – von kleinen Familienstiftungen bis zu großen Einheiten mit mehreren Firmenbeteiligungen – spielen in Österreichs Wirtschaft seit Jahren eine wichtige Rolle. Ihre gesamte Wertschöpfung liegt bei 2,1 Milliarden Euro p.a., davon 1,7 Milliarden in Österreich. Auf insgesamt rund 70 Milliarden Euro wird das Vermögen der heimischen Privatstiftungen geschätzt. Davon entfallen etwa 64 Prozent auf Unternehmensbeteiligungen, in denen österreichweit rund 400.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. 24 Prozent des Stiftungsvermögens sind in Immobilien veranlagt, zwölf Prozent in Wertpapieren. Auch für die Wiener Börse spielen Privatstiftungen eine wichtige Rolle. An 75 der hier im geregelten Markt notierten Aktiengesellschaften halten Privat- oder Mitarbeiterstiftungen Anteile. Nicht zuletzt sind Privatstiftungen auch im sozialen und kulturellen Bereich aktiv. Zahlreiche der eigennützigen Privatstiftungen widmen einen Teil ihrer Erträge gemeinnützigen Zwecken und setzen damit wertvolle Impulse. 200 Privatstiftungen sind rein gemeinnützig.

Kein „Auslaufmodell“

Rechtliche Basis ist das Privatstiftungsgesetz (PSG) aus dem Jahr 1993. Motive waren damals das Stoppen der Kapitalflucht aus Österreich bzw. die Heimholung von Kapital aus dem Ausland. Von den ursprünglichen steuerlichen Vorteilen, die eine Privatstiftung mit sich brachte, ist nach 25 Jahren österreichischer Steuergesetzgebung nicht mehr viel übrig geblieben. Auch wenn die Privatstiftung daher heute mit Sicherheit kein „Steuerschlupfloch für Superreiche“ mehr ist, so hat sie dennoch unverändert ihre Berechtigung.

Mit Stand 1. August 2018 gab es laut dem Verband Österreichischer Privatstiftungen 3.126 Privatstiftungen. Während in den Jahren nach Inkrafttreten des PSG die Gründung von Stiftungen boomte, war zuletzt die Zahl der Löschungen größer als jene der Neugründungen. Dennoch ist die Privatstiftungen nach Meinung von Experten alles andere als ein „Auslaufmodell“, sondern nach wie vor ein geeignetes Instrument, um Unternehmen langfristig zusammenzuhalten oder in der Familie für die nachfolgenden Generationen Vorsorge zu treffen.

Jede Stiftung braucht natürlich einen Bankpartner, vor allem größere Stiftungen arbeiten in der Regel mit mehreren Instituten zusammen. Wir haben in Gesprächen mit drei ehrwürdigen heimischen Geldinstituten – Schoellerbank, Capital Bank und LGT Bank Österreich – ausgelotet, welche Dienstleistungen sie den Stiftungen bzw. den Stiftungsorganen anbieten und was für die Geschäftsbeziehung zwischen Stiftungen und Geldinstituten wichtig ist. Alle drei Banken sind stark im Geschäft mit den heimischen Privatstiftungen verankert.

Die Schoellerbank ist eine Tochter der Bank Austria. Sie gehört zum Konzern der UniCredit, deren Vorläufer sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen.

Die Capital Bank – GRAWE Gruppe AG gehört zur GRAWE Bankengruppe mit der Grazer Wechselseitigen Versicherung (GRAWE) als Mutter.

Die LGT Bank Österreich ist Teil der liechtensteinischen LGT Group. Die Privatbank mit Sitz in Vaduz befindet sich im Besitz der Fürstenfamilie, die auch im Management vertreten ist.

Alle drei Finanzhäuser bieten für Stiftungen und ihre Organe spezielle Veranstaltungen und Publikationen an. Maßgeschneiderte Produkte – Produkte – etwa Spezialfonds für größere Stiftungen – gehören ebenso zum Standard wie die Beiziehung von Experten für Stiftungsbesteuerung. Die Daten werden zunehmend auch digital aufbereitet, was die Arbeit für die Steuerberater der Stiftungen – meist sind hier kleinere Kanzleien tätig und nicht die „Big Five“ – enorm erleichtert. Ganz wichtig ist der wechselseitige Informationsaustausch zwischen Banken und Stiftungsvorständen. Weil die persönliche Beziehung im Geschäft mit Stiftungsvorständen von großer Bedeutung ist, werden Betreuerwechsel möglichst vermieden.

Bei der Auswahl der Vermögensverwalter sollte man als Stiftungsvorstand objektive Kriterien berücksichtigen – etwa einschlägige Erfahrung, Referenzen, Fachwissen, Unabhängigkeit etc. – letztlich entscheidet aber das Vertrauen. Vor allem größere Stiftungen ermitteln ihre Bankpartner zunehmend durch Ausschreibungen.

Klarer Marktführer bei Stiftungen

Die Schoellerbank und ihre Mutter haben Geschäftsbeziehungen mit rund 1.000 heimischen Stiftungen, man ist damit klarer Marktführer. In Italien haben Stiftungen lange Tradition, vom einschlägigen Know-how im UniCredit-Konzern profitieren auch die Kunden in Österreich. Wichtig für die Betreuung von Stiftungen sind nach Einschätzung der Schoellerbank Stabilität und Kompetenz ebenso wie Diskretion und Kontinuität in der Betreuung. Laut Mag. Helmut Siegler, Vorstandsmitglied der Schoellerbank, sind die Stiftungsvorstände in den vergangenen Jahren professioneller geworden und nehmen ihre Rolle verstärkt wahr. Sie setzen sich auch mehr als früher mit der Materie Veranlagung auseinander. Während die Stifter, die ja meist selbst Unternehmer sind, auch zur Übernahme von Risiken bereit sind, agieren Stiftungsvorstände – u.a. wegen des Haftungsrisikos – überwiegend vorsichtig. Wenn Vorstände nicht über ausreichend Veranlagungs-Kompetenz verfügen, lagern sie das Thema gerne an die Bank aus. Die seit Jahren andauernde Niedrigzinsphase macht die Veranlagung von Stiftungsvermögen naturgemäß schwierig, Probleme treten vor allem dann auf, wenn die Veranlagungsrichtlinien in der Stiftungsurkunde nur vage formuliert sind und der Stifterwille daher nicht klar erkennbar ist. Der Stiftungsvorstand muss sich aber festlegen, welches Risiko er zu übernehmen bereit ist, betont Direktor Dr. Raphael Hartl.

Siegler hält es für wichtig, dass Bank und Stiftungsvorstand sich nicht nur einmal pro Jahr treffen, sondern laufend in Kontakt sind. „Es wäre auch gut, wenn wir einmal jährlich bei einer Sitzung des Stiftungsvorstands anwesend wären, bei der über die Veranlagung des Stiftungsvermögens geredet wird“, so der Banker. Allerdings hätten manche Stiftungsvorstände, vor allem Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, dafür oft wenig Zeit. Kernthemen bei jeder Stiftung sind Financial Planning, besonders eine aufeinander abgestimmte Vermögens- und Liquiditätsplanung, wie auch das „Stiftungsreporting“, mit dem die steuerlich relevanten Informationen für die Wertpapierveranlagung der Stiftung in übersichtlicher Weise zusammengefasst werden. Auch da bieten die Banken ihre Unterstützung an und diese wird von vielen Stiftungsvorständen gerne in Anspruch genommen.

Dass Stiftungen in Österreich ein eher schlechtes Image haben, bedauert Siegler und er will dagegen ankämpfen: „Wir wollen dazu beitragen, dass die Stiftungen in der Öffentlichkeit nicht durch den Kakao gezogen werden, sondern ihre wichtige Rolle im wirtschaftlichen und sozialen Bereich stärker wahrgenommen wird.“

Die Dokumentationspflichten der Banken werden – vor allem auch wegen der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung, aber auch für steuerliche Belange – immer umfangreicher. Das treibt gelegentlich auch absurde Blüten, wie Dr. Johannes Prötzner, Stiftungsexperte im Wealth Advisory der Bank Austria, erläutert: „Seit heuer gibt es das Wirtschaftliche Eigentümer-Register. Bei Stiftungen müssen an dieses u.a. die Begünstigten als wirtschaftlicher Eigentümer gemeldet werden. Parallel dazu besteht die Meldepflicht der Begünstigten gemäß § 5 PSG an das Finanzamt fort. Das ist völlig unlogisch, da hier den Stiftungen zwei Meldeverpflichtungen für Begünstigte an die Finanzbehörde aufgebürdet werden – deren Nichtbefolgung noch dazu mit hohen Verwaltungsstrafen sanktioniert ist.“

„Wir sitzen mit unseren Kunden in einem Boot“

Die Capital Bank ist der Vermögensverwaltungsspezialist der Gruppe, dem die GRAWE auch die Verwaltung ihrer Versicherungsgelder anvertraut hat. Bis heute steht der im Jahre 1828 gegründeten GRAWE ein Nachfahre ihres Gründers Erzherzog Johann vor.

Vermögensverwaltung steckt tief in der DNA der Capital Bank. Das hat schon mit dem Auftrag der Grazer Wechselseitigen Versicherung (GRAWE) zu tun, die Versicherungsgelder mit möglichst konstanten Ausschüttungen, aber ohne große Risiken und Schwankungen zu verwalten. Was für die von der Capital Bank veranlagten Versicherungsprämien der GRAWE richtig ist, bietet sich auch für Stiftungen an, meint Mag. Constantin Veyder-Malberg, Mitglied des Vorstands der Capital Bank: „Wir sitzen hier praktisch mit unseren Kunden in einem Boot. Ebenso wie unsere Versicherungs-Mutter veranlagen auch Stiftungen in der Regel langfristig und legen vor allem auf Vermögenserhalt Wert. Veranlagungsrichtlinien, wie sie Stiftungen haben, sind unsere Kernkompetenz, denn diese erhalten wir auch von der GRAWE.“

Im aktuellen Zinsumfeld verlangt das aber mehr denn je eine gute Planung. Als Hilfestellung für die Entscheidungsfindung bietet die Capital Bank ihren Stiftungskunden eine Vermögensstrategieberatung an. Besonderen Wert legt die Capital Bank darauf, dass die Beratung produktunabhängig erfolgt. Nur so kann die Strategie klar formuliert werden und der Kunde erlebt echte Beratung. Die erstellte Vermögensstrategie dient dem Stiftungsvorstand als Richtschnur für die Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung von Haftungsfragen. Umsetzen könnte er die Strategie theoretisch mit jeder anderen guten Privatbank. Bisher wollten aber alle Beratungskunden die Strategie auch mit der Capital Bank umsetzen, so Veyder-Malberg.

Gerade für Stiftungen nimmt die Bedeutung der Vermögensstrategie zu, meint Mag. Wolfgang Ules, CIO der Capital Bank. In den 25 Jahren seit Schaffung der österreichischen Privatstiftung wurde das PSG 14 Mal geändert. Meist zum Nachteil für die Stifter, wie die Entwicklung am Stiftungssektor zeige. Und auch die Kapitalmärkte bergen neue Herausforderungen. Für das meist konservativ veranlagte Stiftungsvermögen ist der Werterhalt heute kaum noch möglich.

Lösungen können nur im Dialog zwischen der Stiftung und ihren Vermögensverwaltern erarbeitet werden, so Ules. Genau hier setzt die Vermögensstrategieberatung der Capital Bank an. Das Portfoliomanagement mit oder ohne alternative Anlageklassen ist für ihn reines Handwerk. Die Kunst liege in der gemeinsamen Erarbeitung der geeigneten Vermögensstrategie. Hier brauche es die Stiftung, den Berater und das Portfoliomanagement an einem Tisch. Nur wenn diese drei Zahnräder perfekt ineinander greifen, ist für Veyder-Malberg die Erreichung der Anlageziele nachhaltig sichergestellt.

Aktienähnliche Rendite, aber deutlich weniger Risiko

Die LGT verwaltet den Löwenteil des Vermögens der liechtensteinischen Fürstenfamilie, ist also das „Family Office“ des Hauses Liechtenstein. Man denkt generationenübergreifend, angepeilt werden Werterhalt und Wertzuwachs bei geringem Risiko. „Die Zielsetzung bei Gründung der Fürstlichen Strategie war es, eine aktienähnliche Rendite zu erzielen, aber mit einem signifikant niedrigeren Risiko“, erläutert Mag. Dietmar Baumgartner, Co-CEO der LGT Bank Österreich. Nachhaltigkeit sei ebenfalls ein wichtiges Thema. Diese „Allwetter“-Strategie, die für die Fürstenfamilie seit Jahren erfolgreich praktiziert wird, ist natürlich auch für Kunden attraktiv und da besonders für Stiftungen, die ebenfalls langfristig denken. Ein Unterscheidungsmerkmal der Bank ist die hohe Interessenkongruenz zwischen Kunden, dem Eigentümer und der Bank. Diese entsteht durch die Möglichkeit des Co-Investierens in die gleichen Lösungen wie die fürstliche Familie. Darüber hinaus sind die externen Asset Manager der Bank verpflichtet, einen Teil ihres Vermögens in die eigens eigenen gemanagten Lösungen zu investieren, auch die Incentive-Programme der Manager der Bank sind an die Investment-Performance der verwalteten Gelder gekoppelt.

Die Expertise der LGT umfasst neben dem Wertpapiergeschäft auch Private Equity, Private Debt sowie andere alternative Anlageklassen, erläutert Mag. Elke Willi, verantwortlich für das Wealth Planning bei der LGT Österreich. „Unsere Kunden bescheinigen uns, dass wir altehrwürdige Tradition mit Kreativität und einem innovativen Veranlagungszugang verbinden “, so Willi. Die Bank ist international aufgestellt, Entscheidungen fallen rasch, was gerade in einem herausfordernden Marktumfeld, wie es derzeit gegeben ist, wichtig ist. Dass die Mitarbeiter im Schnitt mehr als 15 Jahre im Haus tätig sind, wird von Stiftungen besonders geschätzt. Die LGT Österreich bemüht sich auch um die nächste Generation und will unter 30-jährige als Kunden gewinnen, etwa Begünstigte von Stiftungen. Baumgartner rät Stiftungsvorständen – vor allem jenen in größeren Stiftungen – mit drei bis fünf Bankpartnern zusammenzuarbeiten. Diese sollten möglichst unterschiedliche Investmentstile verfolgen, um eine weitere Diversifikation des Risikos zu erzielen.

www.schoellerbank.at
www.capitalbank.at
www.lgt.at

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Autorin: Dr. Brigitta Schwarzer