Unternehmer mit Vorbildwirkung

Unternehmer mit Vorbildwirkung

Last Updated on 2018-05-24

Dr. Brigitta Schwarzer, MBA

Seit rund vier Jahren ist Andreas Gnesda Präsident des Österreichischen Gewerbevereins. Der ÖGV wurde im Jahr 1839 gegründet, ist also die älteste Wirtschaftsinteressenvertretung Österreichs. Seinen Sitz hat er im Palais Eschenbach in der Wiener Innenstadt. Gnesda stammt selbst aus einer Unternehmerfamilie und leitet seit vielen Jahren das Unternehmen teamgnesda, das sich auf Managementberatung und Projektmanagement konzentriert. Der Präsident hat sich vorgenommen, den ehrwürdigen Verein kräftig zu „entstauben“ und das Gedankengut von 1839 in die heutige Zeit zu bringen. Der ÖGV hat rund 400 Mitglieder, er versteht sich als überparteilicher Verein für Unternehmer, die Mitgliedschaft ist freiwillig. Derzeit ist der ÖGV stark mittelstandsfokussiert, Gnesda möchte nicht nur verstärkt Manager, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer ansprechen, sondern künftig auch große Unternehmen einbeziehen, weil sich mittelständische Betriebe an größeren Unternehmen orientieren.

Ein besonderes Anliegen ist es Gnesda, den Begriff des „ehrbaren Kaufmanns“ neu aufzuladen. Moral, Ethik, Anstand und Ehrlichkeit haben auch in der digitalisierten Wirtschaftswelt des 21. Jahrhunderts ihren Platz, ist Gnesda überzeugt. „Wichtig ist es, dafür Bewusstsein zu schaffen. Unternehmerisch tätige Menschen müssen die Leitplanken kennen – auch wenn man sie manchmal nicht einhält oder einhalten kann.“ Mit Lügen, die heute oft „fake news“ heißen, und mit Gier kann man nicht nachhaltig erfolgreich sein, betont der ÖGV-Präsident. Dabei geht es nicht um „Gutmenschentum“, sondern darum, wirtschaftlich und unternehmerisch zu handeln, dabei aber nicht auf den Anstand zu vergessen. „Auch ein ausgefeiltes Compliance System kann Charakter und Persönlichkeit nicht ersetzen“, so Gnesda. Anständigkeit ist ihm wichtig und sie soll auch sichtbar gemacht werden.

Im ÖGV arbeitet Gnesda, der sich selbst als begeisterter Unternehmer bezeichnet, ehrenamtlich. „Ich verwende viel Zeit und Herzblut für diese Tätigkeit“, betont er. Eine Institution, die es seit rund 180 Jahren gibt, müsse sich weiterentwickeln: „Ich sehe meine Aufgabe darin, Impulse für die nächsten 180 Jahre zu geben und dem ÖGV ein neues, zeitgemäßes Image zu verpassen“. Dabei seien mehr Effektivität und Geschwindigkeit nötig. „Mir geht alles zu langsam“, gibt Gnesda zu. Er habe auch sehr, sehr viele Mauern wahrgenommen.

Gegründet wurde der ÖGV als Männerverein, der für unternehmerische Tugenden und Haltung stand. Zur Gründeridee gehörte es, anderen Menschen Orientierung zu geben und durch Vorbildwirkung Menschen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Gnesda bekennt sich zum Unternehmertum. „Unternehmer sind Menschen, die aus Vertrauen zu sich selbst etwas erkennen, die sich verantwortlich fühlen, innovativ sind und in ihrer Region etwas schaffen. Wichtig ist es, eher Chancen als Hürden zu sehen, so entstehen unternehmerische Ideen.“ Schon Viktor Frankl sagte: Das Leben ist eine Gelegenheit, etwas zu unternehmen und es liegt an uns, wie wir das wahrnehmen.

Der ÖGV sei ein wunderbarer Raum für unternehmerische Werte und Einstellungen, betont der Präsident, er ladet von innen auf. Man pflege den unternehmerischen Austausch auf Augenhöhe, könne gute Inputs bekommen und Menschen mit ähnlichen Ideen treffen. Außerdem gibt es im ÖGV hochkarätige Veranstaltungen zu unternehmerischen und politischen Themen, die Anregungen auf höchstem Niveau bieten.

Ein reiner Männerclub ist der ÖGV heute nicht mehr. Seit einigen Jahren gibt es das Forum Frau im ÖGV als Netzwerk für unternehmerisch denkende und handelnde Frauen in Österreichs Wirtschaft. Dass man im ÖGV Gleichberechtigung schon länger lebt, zeigt die Tatsache, dass das Präsidentenamt von 2008 – 2014 eine Frau, Margarete Kriz-Zwittkovitz, innehatte. Sein Unternehmen teamgnesda ist der frauenfreundlichste Betrieb im 6. Wiener Gemeindebezirk, erzählt Gnesda stolz: „Ich liebe es, mit Frauen zu arbeiten.“

Sehr viel hält Gnesda von der Initiative „Leitbetriebe Austria“. Dieses unabhängige und branchenübergreifende Wirtschaftsnetzwerk mit rund 220 Leitbetrieben habe ihn von Anfang an fasziniert. Die dort vertretenen Firmen, die auf eine qualitatives Wachstum setzen, seien Vorbildunternehmen, die in einem bestimmten Punkt – etwa Nachhaltigkeit, Export usw. – besonders erfolgreich sind. Vorbilder sind nach Einschätzung von Gnesda wichtig, weil sie Impulse und Ziele geben – beides wichtig für die Menschen.

Website ÖGV: www.gewerbeverein.at
Website teamgnesda: www.teamgnesda.com