Ein rundes Jubiläum, das zu denken gibt

Ein rundes Jubiläum, das zu denken gibt

Last Updated on 2022-09-12
Mag. Manfred Kainz

Es ist ein prominenter runder Geburtstag: Heuer jährt sich die Veröffentlichung des berühmten Club of Rome-Berichtes „Grenzen des Wachstums“ zum 50sten Mal. Der vieldiskutierte Report veränderte seit damals das Denken und so manches Handeln im Umgang mit der (Um)Welt und der Wirtschaft. Anlässlich dieses besonderen 50. Geburtstags gab es im Festsaal der Diplomatischen Akademie in Wien bei einer Tagung des Club of Vienna diskussionsanregende Vorträge.

Postwachstumsökonomie?

So etwa von Univ.-Prof. Niko Paech, deutscher Ökonom an der Universität Oldenburg (Lehrstuhl für Produktion und Umwelt) und Universität Siegen (Plurale Ökonomik). Seine Forschungsschwerpunkte sind Postwachstumsökonomik, Klimaschutz, nachhaltiger Konsum, Sustainable Supply Chain Management, Nachhaltigkeitskommunikation und Innovationsmanagement. Er ist in verschiedenen nachhaltigkeitsorientierten Forschungsprojekten, Netzwerken, Initiativen sowie Genossenschaften tätig. Paechs Diskussionsanstöße bei der Tagung:

Der Klimawandel, das Artensterben, die Verknappung jener Ressourcen, auf deren kostengünstiger Verfügbarkeit unser industrielles Wohlstandsmodell bisher basierte, aber auch Befunde aus der Glücksforschung und ganz besonders auch die Corona-Pandemie zeigen, dass sich „die Wachstumsparty ihrem Ende zuneigt“. Folglich seien die Möglichkeiten einer „Postwachstumsökonomie“ auszuloten. Demnach sei ein „prägnanter Rückbau geldbasierter Versorgungssysteme“ vonnöten. Suffizienz, moderne Subsistenz und kürzere Versorgungsketten würden dann wichtige Gestaltungsoptionen sein.

Zudem sei die Postwachstumsökonomie durch Sesshaftigkeit gekennzeichnet, also durch „Glück ohne Kerosin“. Der Wachstumskritiker hält die „grüne Technologie für überschätzt“ und „Reboundeffekte für brutal unterschätzt“. (Reboundeffekt heißt in dem Zusammenhang, dass weil etwas „grüner“ wird mit gutem Gewissen mehr verbraucht wird. z.B. mehr sparsamere und E-Autos führen zu mehr Verkehr und mehr Verbrauch.) Paech sieht Auswege allein in „dezentralen Gegenkulturen, Reduktion und Reproduktion“.

Vermeiden > verlagern > verbessern

Auch Naturwissenschaftler kamen bei der Tagung zu Wort. Die Salzburger Biologin Renate Christ leitete das Sekretariat des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Dort war sie maßgeblich an der strategischen Planung und Durchführung der wissenschaftlichen Arbeit des IPCC beteiligt. Besonderes Augenmerk galt dem Dialog zwischen WissenschaftlerInnen und wirtschaftlichen EntscheidungsträgerInnen. Sie war auch für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in New York tätig, sowie für die Europäische Kommission in Brüssel und das österreichische Umweltministerium, wo Verhandlungen zur Klimakonvention und nachhaltige Entwicklung den Schwerpunkt ihrer Beschäftigung bildeten.

Ihre Warnung bei der Club of Vienna Tagung: Im Report „Grenzen des Wachstums“ sei bereits auf die Problematik der steigenden CO2-Konzentration und der „thermalen Verschmutzung“ hingewiesen worden. Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse führten zum Abschluss der Klimarahmenkonvention im Jahr 1992. Diese feiert also nun 30. Geburtstag. Sie habe zwar politische Maßnahmen und technischen Fortschritt bewirkt, aber nicht in dem Ausmaß, das nötig wäre, um eine „gefährliche“ Klimaveränderung zu vermeiden. Die kürzlich veröffentlichten Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change seien eine „eindringliche Warnung vor weiteren Klimarisiken, zeigen aber auch wie eine Transformation in eine klimafreundliche Zukunft funktionieren kann“. Das übergeordnete Credo seien die drei V: Bestmöglich vermeiden, Übriges verlagern und dann verbessern.