Ein ZUHAUSE für Flüchtlinge

Ein ZUHAUSE für Flüchtlinge

Last Updated on 2018-01-11

Wohnen ist in Österreich in den letzten Jahren kräftig teurer geworden, auch in Zukunft dürften die Wohnkosten – zumindest in den größeren Städten – weiter steigen. Was schon für Menschen mit bescheidenen Einkommen eine massive Belastung darstellt, wird für Flüchtlinge fast zum unlösbaren Problem. Sie haben keinen Zugang zu geförderten oder Sozialwohnungen, sondern sind auf den privaten Wohnungsmarkt angewiesen und geraten deshalb oft in eine prekäre Situation. Während der Grundversorgung sind sie zwar in staatlichen oder NGO-Quartieren untergebracht, dürfen aber nicht arbeiten und können daher nichts ansparen. Die Kautionen, die auf dem freien Markt für Mietwohnungen verlangt werden, sind daher für Flüchtlinge so gut wie nicht leistbar. Aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse sind sie auch in einer schwächeren Verhandlungsposition.

Hier springt die Aktion ZUHAUSE ein, die mit Partnerorganisationen wie Diakonie, Interface Wien oder Flüchtlinge Willkommen zusammenarbeitet und die Garantie für die verlangten Kautionen übernimmt. Die Spezialisten der genannten NGOs betreuen und beraten die zukünftigen MieterInnen und entscheiden autonom über die Vergabe der Kautionen. Unterstützt werden nur marktübliche Kautionen, in der Regel sind das drei Bruttomonatsmieten.

Vom Kautionsfonds profitieren sowohl Mieter als auch Vermieter. Die Mieter – in Frage kommen nur Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, Asylwerber werden nur in absoluten Ausnahmefällen unterstützt – müssen selbst keine Kaution aufbringen, wozu sie ohnehin meist nicht in der Lage wären. Damit bekommen sie die Chance, eine Wohnung mieten zu können. Die Vermieter bekommen eine Garantieerklärung und erhalten im Schadensfall rasch und unbürokratisch das ihnen zustehende Geld. Während bei einer Kautionshinterlegung der Vermieter einen gewissen Verwaltungsaufwand hat und im Ernstfall erst bei einer Wohnungsräumung die Kaution seinen Forderungen gegenrechnen kann, bekommt er vom Kautionsfonds bereits dann sein Geld, wenn die Miete länger als zwei Monate nicht gezahlt wird. Die Kautionsgarantie gilt für die gesamte Dauer des Mietverhältnisses und deckt neben Mietrückständen auch jene Beschädigungen in den Wohnungen ab, die über die normale Abnützung hinausgehen.

Der Kautionsfonds für Flüchtlinge wurde von Alpine Peace Crossing (APC) konzipiert. Derzeit liegen dafür 20.000 Euro auf einem Treuhandkonto bereit. Dieser Betrag wurde im Vorjahr über eine Crowdfunding-Aktion aufgebracht und steht mit einem bis zu zehnfachen Hebel für Kautionen zur Verfügung. Die Entwicklung von ZUHAUSE wird halbjährlich evaluiert und der Hebel aufgrund der gemachten Erfahrungen adaptiert.

Auch die MieterInnen, die von der Aktion profitieren, unterstützen das Projekt durch eine Eigenleistung. Sie verpflichten sich, während des laufenden Mietvertrags per Dauerauftrag einen monatlichen Solidarbeitrag von fünf Euro pro Haushalt einzuzahlen. Für jede weitere im Haushalt lebende Person werden zwei Euro Solidarbeitrag pro Monat fällig. Damit und mit privaten und institutionellen Spenden, auf die ZUHAUSE auch in Zukunft hofft und die steuerlich abgesetzt werden können, soll der Kapitalstock weiter erhöht werden, damit möglichst vielen Flüchtlingen bei der Wohnungssuche geholfen werden kann.

www.kautionsfonds.at

Petra Navara ist Generalsekretärin von Alpine Peace Crossing – Verein für Sozial- und Flüchtlingshilfe, Initiator und Träger von ZUHAUSE.

Website: www.alpinepeacecrossing.org