22 Jun FEmale-Projekt: Auch im Zoommodus kreativ
Last Updated on 2022-06-24
Dr. Christine Domforth
Bei einem virtuellen Workshop zum Thema „FEmale Impact Investors“ diskutierte eine engagierte Damenrunde am 9. Juni 2022 darüber, wie man Frauen zum Investieren in weiblich dominierte Startups motivieren könnte.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Female Board Pool und INARA organisiert. Die insgesamt 22 Teilnehmerinnen – zwei Herren waren ebenfalls dabei – kamen aus den beiden Netzwerken, sie schalteten sich aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg zu, eine Dame sogar aus North Carolina (USA), wo sie aus beruflichen Gründen war. Perfekt moderiert wurde das Zoom-Meeting von Rita Knott, der Initiatorin von Female Board Pool, sie hatte alle(s) im Griff.
Rendite ja, aber nicht um jeden Preis
INARA-Chefin Dr. Brigitta Schwarzer stellte zunächst das vom Klimaschutzministerium unterstützte Projekt „FEmale Impact Austria“ vor. Dabei sollen schwerpunktmäßig Investorinnen mit von Frauen gegründeten Startups zusammengebracht werden. „Startups müssen sich nicht nur mit IT-Innovationen beschäftigen. Gerade Frauen legen mehr Wert auf ökologische oder soziale Projekte und innovative Geschäftsmodelle. Dabei soll sehr wohl eine Rendite erwirtschaftet werden, Profitmaximierung um jeden Preis ist aber abzulehnen,“ so Schwarzer. Dass Frauen derzeit als Gründerinnen kaum präsent sind, zeigt laut Dr. Hans Peter Heitzinger von Klimaschutzministerium der jährlich erstellte Austrian Startup Monitor: „Nur zwei Prozent der Startups sind rein weiblich, werden also von Gründerinnen auf die Beine gestellt.“ Auch unter den Geldgebern für innovative junge Unternehmen spielen Frauen bisher so gut wie keine Rolle.
Die Workshop-Teilnehmerinnen, die beruflich in der Bank- und Versicherungsbranche, der Industrie, der Immobilienwirtschaft sowie in NGOs verankert sind, diskutierten in insgesamt vier Gruppen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit Frauen ihr Geld in ein Startup stecken. Zuvor hatte Mag. Edith Schiller über ihre Erfahrungen als CFO eines Startups berichtet. Wichtig waren den Diskussionsteilnehmerinnen u. a. die Struktur des Startup-Teams: Wer führt es an, gibt es nur einen oder mehrere Ansprechpartner für die Investorin und existieren in der Gruppe irgendwelche Abhängigkeiten? Neben dem Team, dessen Zusammensetzung möglichst divers sein sollte, dem Zahlenwerk und der rechtlichen Situation müsse man sich auch den Markt und das Konkurrenzumfeld des Projektes ansehen. Wer bei einem Startup einsteigen will, sollte zunächst nur einen Teil der dafür veranschlagten Summe investieren und später je nach Verlauf des Projekts nachschießen. Damit kann man das Risiko, das bei Startups generell recht hoch ist, etwas reduzieren.
Was man neben Geld noch einbringen kann
Investorinnen können nicht nur Geld, sondern auch ihre Kontakte, eigene Dienstleistungen und/oder ihr Know-how in ein Startup einbringen. Aus den meist jungen GründerInnen werden im Erfolgsfall Führungskräfte. In diese Rolle müssten sie aber erst hineinwachsen und brauchen dabei Unterstützung. Das kann für engagierte Investorinnen eine lohnende Aufgabe sein. Gründerteam und Geldgeber sollten sich mindestens einmal pro Monat treffen, bei Bedarf natürlich öfter, so die Diskussionsteilnehmerinnen. Steigt man bei einem Startup mit einem sehr jungen Team ein, kann man sich selbst inhaltlich besser einbringen und die Gründer „formen“. In jedem Startup müssen durch das Team Kompetenzen wie Finanzierung, Innovation und Marketing abgedeckt oder allenfalls zugekauft werden.
Auf Bauchgefühl vertrauen!
Die Finger lassen sollte man von einem Projekt, bei dem ein Promi-Investor involviert ist. Denn da habe man keine Chance, seine eigenen Ideen oder Forderungen durchzusetzen. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Gründer nicht für ihre Idee, ihr Projekt „brennen“, sondern vor allem an den Exit denken, bei dem sie abkassieren wollen. Tauchen in der Zusammenarbeit mit dem Gründer-Team Probleme auf oder schrillen gar die Alarmglocken, sollte man als Investorin vor allem auf sein Bauchgefühl vertrauen. Wichtig sei auch, dass die Werte von GründerIn und InvestorIn zusammenpassen. Eine gewisse Frustrationstoleranz sei allerdings auch nötig und zwar auf beiden Seiten.
Schwarzer hält es für wichtig, dass ein Startup nicht nur über Investoren und Förderungen finanziert wird, sondern sich auch die Gründer selbst finanziell engagieren. Als Investorin sollte man sich bewusst ein Projekt aussuchen, bei dem man sowohl Kapital als auch eigenes Know-how oder eine Dienstleistung einbringen kann. Ein Startup könne längerfristig auch Teil der Altersvorsorge sein.
Diskutiert wurde auch die Idee, eine kooperative FEmale Startup Gruppe zu gründen. Dabei sollten gemeinsam Startups unter die Lupe genommen und dann ein interessantes Portfolio für die gemeinsame Investition zusammengestellt werden. Die Vorteile: es gäbe eine gewisse Risikostreuung und man könnte mit kleineren Beträgen einsteigen, was Frauen entgegenkommen würde, da sie meist risikoscheuer sind und über weniger Kapital verfügen als Männer.
Auch Doppelrolle möglich
Wenn sich künftig mehr Frauen für Startups interessieren, könnten einige von ihnen sogar in eine Doppelrolle schlüpfen: Einerseits selbst mit PartnerInnen ein Startup gründen und andererseits sich bei anderen Startups – vermutlich solchen mit einem anderen inhaltlichen Schwerpunkt – finanziell engagieren und so Einblick in neue und interessante Branchen bekommen.
Zum Abschluss des Workshops wurde im Plenum ausgiebig diskutiert. Dabei zeigte sich, welch enormes Potenzial und vielfältige Kompetenzen unternehmerisch denkende bzw. als Unternehmerinnen tätige Frauen besitzen. So bringen sie die Dinge auch bei einer virtuellen Breakout–Session schnell auf den Punkt. Wenn Personen einander nicht kennen, kann bei einem engagierten Austausch zu einem bestimmten Thema dennoch viel an Kreativität entstehen. Und die Veranstaltung zeigte auch, dass Netzwerken und Vernetzen mit spannenden Partnerinnen einen erheblichen Mehrwert bringen, von dem letztlich alle profitieren.