FMA gibt künftig Mindeststandards für Wohnkredite vor

FMA gibt künftig Mindeststandards für Wohnkredite vor

Last Updated on 2021-12-17
Bei Wohnkrediten schreibt die FMA den Banken ab Mitte 2022 Mindeststandards vor. Im Kryptobereich sei ein “Paralleluniversum” entstanden, das mehr Überwachung brauche, so die Aufsicht

Wien – “Voll aufgeblasen” sei die Immobilienblase in Österreich noch nicht, aber Preissteigerungen wie derzeit habe man “noch nie gehabt”. Mit diesen Worten beschrieben die FMA-Chefs Helmut Ettl und Eduard Müller im Jahrespressegespräch der Aufsichtsbehörde am Donnerstag die aktuelle Immobilienpreisentwicklung. Seit 2007 hätten sich die Preise für Wohnimmobilien fast verdoppelt, im ersten Quartal 2021 seien sie um 12,3 Prozent gestiegen. Ein Großteil des Anstiegs sei der “Flucht ins Betongold” geschuldet, Kredite befeuerten die Entwicklung aber zusätzlich.

Ab kommendem Jahr wird die FMA Schritte setzen, um die Konditionen von Wohnkrediten zu beeinflussen. Zu Jahresmitte will sie in einer Verordnung “Mindeststandards für die nachhaltige Vergabe” solcher Kredite verbindlich machen. Der Eigenmittelanteil wird künftig mindestens 20 Prozent betragen müssen, der Schuldendienst darf bei maximal 30 bis 40 Prozent des Nettoeinkommens liegen und die Laufzeit bei unter 35 Jahren. Das erklärte Ettl, der auch Details zur aktuellen Entwicklung bei den Wohnimmobilien-Kreditverträgen zu berichten wusste. Demnach sei die Vergabe binnen Jahresfrist um 18 Prozent gestiegen, das Kreditvolumen um 38 Prozent.

Riskante Kreditverträge

Die Zinsen seien so tief wie nie und lägen im Schnitt bei 0,98 Prozent (variabel) und bei 1,35 Prozent (Fixzins auf zehn Jahre). “Normal” seien bei Immobilienkrediten fünf bis sechs Prozent. Zehn Prozent der Kreditverträge werden laut FMA derzeit für mehr als 35 Jahre abgeschlossen, bei 60 Prozent liege der Eigenmittelanteil unter 20 Prozent, 40 Prozent seien variabel verzinst. Sollten die Zinsen steigen, werde das die Kreditnehmer enorm belasten, wie Ettl anhand eines Rechenbeispiels verdeutlichte. Deshalb sei es für die Aufsicht “Zeit zu handeln”.

Selbiges gilt gemäß Aufsichtsbehörde auch fürs “Paralleluniversum” (Ettl) Kryptoassets, auch da will sie die Regulierung stärker vorantreiben. Innovation im Rahmen des digitalen Wandels sei zweifellos wichtig, um neue Geschäftsmodelle und Technologien zu schaffen, so Ettl. Aber die Welt der Kryptoassets müsse verstärkt in die Regulierung und die Aufsicht einbezogen werden, so Ettl. Das sei nötig, um fairen Wettbewerb zu garantieren zwischen regulierten, analogen Anbietern und ihren digitalen Konkurrenten. Zudem gehe es um Anlegerschutz.

Regulierung in Randbereichen

Bisher sei die Regulierung von Kryptoassets auf Randbereiche wie das Prospektrecht und einige wenige Sorgfaltsbestimmungen zur Geldwäsche begrenzt. Dementsprechend gebe es in diesem Bereich viel Betrug, mehr als die Hälfte aller heuer bei der FMA gemeldeten Anlagebetrugsfälle betrafen Kryptoassets. Gleichzeitig treibe das Niedrigzinsumfeld und die damit verbundene Suche nach Rendite immer mehr Menschen – vor allem jüngere, digital affine Menschen – in risikoreichere Anlagen wie Kryptowährungen. Es sei ein regelrechter Boom zu beobachten.

Hoffnung gibt der FMA das Digital-Finance-Package der EU, das derzeit politisch finalisiert wird. Damit soll es den Aufsehern in Zukunft ermöglicht werden, die Kryptomärkte verstärkt in die Regulierung und Aufsicht miteinzubeziehen. Verbesserungen könnte auch die geplante Einführung einer Europäischen Geldwäschebehörde bringen, da die auf europäischer Ebene besser durchgreifen können wird, als es einer nationalen Aufsichtsbehörde möglich ist, so FMA-Vorstandsdirektor Müller.

Kampf gegen Greenwashing

Ihr Augenmerk werden die Aufseher 2022 auch auf die boomenden “Green Assets” legen, also nachhaltige Anlageprodukte. Die Veranlagungen in dem Bereich wachsen stark, daher gelte es zu verhindern, dass da in Wirklichkeit herkömmliche Produkte umetikettiert würden, Greenwashing betrieben wird, so die Aufseher. Ob die FMA künftig daher auch Ökologen beschäftigen wird? Nein, aber man werde wesentlich mehr Leute mit Umweltverständnis brauchen, sagte Ettl.

Apropos mehr Leute: Die FMA hat bei ihren Budgetverhandlungen erreicht, dass sie 17 Beschäftigte zusätzlich aufnehmen darf, zudem hat sie eine Budgeterhöhung um vier auf 86,6 Millionen (davon fließen elf Mio. an die Notenbank weiter) erreicht. Von den vier Millionen kommen 1,8 Millionen Euro vom Bund und 2,2 Millionen von den Beaufsichtigten wie Banken oder Versicherern.

Chefs kommen unter die Lupe

Natürlich wurden die beiden Aufsichtschefs bei der Pressekonferenz auch zur Commerzialbank Mattersburg gefragt und zu Lehren, die man aus der Causa ziehe. Da strapazierte Ettl die Sicht der Aufsichtsbehörde, wonach man Kriminalfälle nie ganz verhindern könne. Was Schwerpunktthemen für 2022 betrifft, wird sich die FMA nächstes Jahr übrigens auch dem Themas “Fit and Proper” widmen, in dem es um die Eignung von Managern geht – und zwar nicht nur bei Geschäftsführungs-, sondern auch bei Aufsichtsratsmitgliedern. Man werde sich “auch die Leute anschauen, die schon länger da sind”, erklärte Ettl das Vorhaben. (gra, APA, 16.12.2021)

Quelle: derStandard.at vom 16.12.2021