Geringere Arbeitszeiten dürfen nicht dazu führen, dass Arbeit liegen bleibt

Geringere Arbeitszeiten dürfen nicht dazu führen, dass Arbeit liegen bleibt

Last Updated on 2023-02-26
forumf.at / Maximilian Mondel, 09.02.2023

Noch nie wurde so angeregt über die 4-Tage-Woche diskutiert. Gerade die Generation Z kann neuen Arbeitsmodellen viel abgewinnen. Wenn das “Werkl” bei den Arbeitgebern allerdings stockt, weil die Freizeit immer stärker im Fokus steht, dann läuft etwas falsch.

Die 4‑Tage-Woche ist in aller Munde. Weniger arbeiten um das gleiche Gehalt, klingt natürlich verlockend. Obwohl: Eine 4‑Tage-Woche bedeutet ja nicht unbedingt eine verkürzte Arbeitszeit, sondern kann auch auf eine längere Arbeitszeit pro Arbeitstag hinauslaufen. Fakt ist: Das 4‑Tage-Woche ist heute nicht mehr nur ein Thema mehr für AlleinerzieherInnen, sondern für alle, die die Work-Life-Balance ein wenig mehr in Richtung „Life” verschieben wollen.

Gerade der Gen Z, die jetzt in den Arbeitsmarkt drängt, wird nachgesagt, dass sie sich für neue Arbeitsmodelle mehr als erwärmen kann und die 4‑Tage-Woche zu gleichem Salär als hochinteressante Option erachtet. Ob es sich nun um einen tatsächlichen Trend handelt, ob man nicht eher von einer Self fulfilling prophecy reden muss oder ob hier eine kollektive Wunschvorstellung von den Medien hochgeschrieben wird, ist eine andere Frage.

Wichtig ist in jedem Fall, sich vor der Bildung einer endgültigen Meinung zur 4‑Tage-Woche Fakten und Meinungen anzuhören. Denn es ist evident, dass man heute dank der technologischen Errungenschaften (Video Calls, Software, Automatisierung, Internet) in 40 Stunden weit mehr an Arbeitsleistung erbringen kann, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Evident ist aber auch, dass Unternehmen MitarbeiterInnen einstellen, um sie zu den Office Hours (wenn auch nur virtuell) zur Verfügung zu haben: für Meetings, zum Einholen von Infos, für Brain Stormings oder viele andere Interaktionen. Wenn an jedem Tag von Montag bis Freitag ein paar MitarbeiterInnen eines Unternehmens nicht zur Verfügung stehen, wird dies irgendwann dem Gesamterfolg des Unternehmens abträglich sein. Wenn das „Werkl” nämlich stockt, weil die Freizeit immer stärker im Fokus steht, dann läuft auf jeden Fall etwas falsch. Schließlich sind funktionierende Unternehmen die Basis dafür, dass den Angestellten Gehälter und Löhne ausbezahlt werden können.

Auch das Modell, in dem MitarbeiterInnen an 4 Tagen in der Woche jeweils zehn Stunden arbeiten, hat seine Schwachstellen. Denn wenn jeder von uns ehrlich zu sich selbst ist, muss er oder sie zugeben, dass man nicht 10 Stunden lang auf dem gleichen Niveau Leistung bringen kann und dass es eher mehr Sinn macht, öfter (in der Woche) und dafür kürzer (also rund 8 Stunden) zu arbeiten. Nicht zuletzt ist das aktuell klassische Arbeitsmodell eines, das sich seit Jahrzehnten bewährt hat und als sinnvoll erachtet wurde. Ja, die Zeiten ändern sich: Rund um 1800 musste man 70 Stunden in der Woche arbeiten. Ab 1859 waren es dann nur mehr 11 Stunden am Tag bei einem freien Tag, dem Sonntag. Ab 1919 hat man sich dann bei 8 Stunden am Tag – allerdings 6-mal die Woche – eingependelt. Noch in den 1950er Jahren wurde 45 Stunden pro Woche arbeitet, und erst 1969 war dann erstmals die 40-Stunden-Woche ein Thema. Mittlerweile sind wir bei 38,5 Wochenstunden angelangt. Und dabei handelt es sich allesamt um sinnvolle Errungenschaften für die arbeitenden Menschen. Aber irgendwann muss dann auch Schluss sein, sonst droht unser Wirtschaftssystem ins Wanken zu geraten.

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