14 Nov Gleichstellung: Noch viel zu tun
Last Updated on 2024-11-14
Kürzlich fand im Institut für Höhere Studien (IHS) die Buchpräsentation „Gleichstellung in progress“ statt. Unter dem Untertitel „Von Frauenförderung zu Diversität und Inklusion“ thematisiert der Sammelband Veränderungen von geschlechterbezogenen Ungleichheiten und zeigt gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf in den aktuellen herausfordernden Zeiten auf. Im Rahmen der Veranstaltung wurden zentrale Ergebnisse ausgewählter Beiträge vorgestellt und vor zahlreichem Publikum aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaftspraxis diskutiert.
Mag. Manfred Kainz
Führung auf Distanz
Mit „Anforderungen an Führungskräfte durch Homeoffice und Führung auf Distanz – eine Chance für Frauen?“ beschäftigte sich Elisabeth Frankus, Senior Researcher am IHS für Science, Technology and Social Transformation & Head of Research Group, in dem Buch. Bei der Präsentation stellte sie Thesen und politische Handlungsempfehlungen vor. Die Ausgangsfrage lautete: Wie kann sich Führen auf Distanz, insbesondere im hybriden Arbeitsmodell, auf Frauen in Führungspositionen auswirken?
Sozialforscherin Frankus dazu: „Homeoffice erfordert von Führungskräften verstärkte soziale, kommunikative und empathische Kompetenzen“, die traditionell eher Frauen zugeschrieben werden. Diese Entwicklung könne einerseits eine Chance darstellen, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen, andererseits aber auch geschlechterstereotype Rollenbilder verfestigen. Durch Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle „werden die Anforderungen an Führungskräfte komplexer und neue Rahmenbedingungen sind erforderlich.“ Es geht um das Ausformulieren „klarer Erwartungen“, um flexible Arbeitszeiten und um strukturelle Maßnahmen.
Handlungsempfehlungen
Daraus ergeben sich mehrere „politische Handlungsempfehlungen“, so Frankus: Erstens, die Entwicklung eines gesetzlichen Rahmens für hybride Arbeit, der u.a. „klare Richtlinien zur Erreichbarkeit enthält“. Weiters die Einführung flexibler Elternzeitmodelle und Betreuungsangebote für die hybride Arbeitswelt, um eine nachhaltige Balance zwischen Arbeits- und Familienleben zu fördern.
Dazu die Förderung von Programmen, die gezielt „hybride Karriereentwicklungsmodelle“ für Frauen unterstützen, um ihre berufliche Entwicklung in Führungsrollen zu beschleunigen. Konkret damit gemeint sei „die Unterstützung von Unternehmen, die Gender-Innovation-Labs gründen, um innovative Ansätze zur Förderung weiblicher Führungskräfte in hybriden Organisations-Umgebungen zu entwickeln und als Best Practices öffentlich zugänglich zu machen“.
Die IHS-Expertin plädiert weiters für die „Förderung betrieblicher Rahmenbedingungen für gleichberechtigte Karrierechancen in hybriden Arbeitsumfeldern und Einbindung in betriebliche Förderprogramme, die sich an alle Beschäftigten richten, unabhängig vom Arbeitsort“. Und schließlich sollte man Unternehmen fördern, die Führungsrollen in Teilzeit und Jobsharing anbieten. Wo es solches Führungspositions-Sharing schon gibt, habe es sich bewährt.
Auf der Agenda
In der Diskussion wurde u.a. zum einen Hoffnung in die Umsetzung der „EU-Lohntransparenz-Richtlinie“ gesetzt, die bis 2026 im nationalen Recht angewendet werden muss. Es gehe dabei nicht um das „Herauspicken“ einzelner Gehälter, sondern um Antworten auf die Frage: Welche Bewertungen stecken hinter Einkommen? Und zum anderen wurde die Initiative zur Schaffung eines „Gleichstellungsrates“ als politik-unabhängige Monitoring-Stelle – ähnlich dem anerkannten und bewährten Fiskalrat – vom Publikum begrüßt.
Link zum Buch: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-44365-8