
27 Mar Nachbericht 2: 15. Aufsichtsratstag: Vom Reden ins Tun kommen
Last Updated on 2025-03-27
Mag. Manfred Kainz
Punktgenaues Timing: Aktueller hätte das Thema des Österreichischen Aufsichtsratstages 2025 nicht sein können: „Empowering – Europa muss vom Reden ins Tun kommen” war das Motto des bereits 15. AR-Tages.
Wieder im bis zum letzten Platz gefüllten Festsaal der Wirtschaftsuniversität Wien, wieder veranstaltet und moderiert von Univ.-Prof. Susanne Kalss und Univ.-Prof. Werner Hoffmann. Redner und Publikum: Wieder alle, die in der Corporate Governance Rang und Namen haben.
Invest, invest…
„Standort Europa – Was wir jetzt sofort dafür tun müssen” fügte sich perfekt in das Motto des Aufsichtsratstages ein. Der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Prof. Gabriel Felbermayr, rüttelte auf: „Investieren, investieren, investieren” sei dringend nötig. Denn die Wachstumsschwäche unserer Wirtschaft stehe in krassem Gegensatz zum BIP-Wachstum in China, USA und MOEL 5. Kern des Problems in Österreich: Die Industrieproduktion schrumpft seit Jahren und die energieintensive Industrie leidet besonders.
Im Gegensatz dazu wächst die Industrieproduktion weltweit – und damit der Welthandel. „Die EU hat es geschafft, sich von der weltkonjunkturellen Entwicklung abzukoppeln”, warnt Felbermayr eindringlich. Wir brauchen daher Investitionen, denn: „Ohne Investitionen kann es kein Produktivitätswachstum geben.”
Motor pimpen
Die EU müsse auch den „Wachstumsmotor Binnenmarkt” verstärkt nützen; er sei unser „wichtigster geoökonomischer Trumpf”. Die Fragmentierung im grenzüberschreitenden Handel, in den Energie-, Daten- & Transportinfrastrukturen und den nationalen Kapitalmärkten müsse endlich überwunden werden.
Im neuen Zeitalter der globalen „Handelskrieger” in Ost und West müssen wir wegkommen von der europäischen „Mischung aus Größenwahn/Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitskomplex/sich Kleinmachen”, formuliert Felbermayr. Realistischer Pragmatismus sei angebracht, denn die EU ist noch immer eine Handelsgroßmacht. Antwort auf US-Zölle auf EU-Waren könnten Gegenmaßnahmen im digitalen Dienstleistungssektor sein.
Fazit des WIFO-Direktors: Sich der eigenen Stärken bewusst sein; die EU ist stärker als sie selbst oft glaubt. Und unsere globale Bedeutung, die aus dem Binnenmarkt kommt, kräftigen. D.h. auf bilaterale „Trade Intelligence” setzen, plus Investitionsoffensive in „Gemeinschaftsgüter”, also in transeuropäische Netzwerke für Daten-, Schienen-, Straßen- & Energieinfrastrukturen.
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