Netzwerken muss auch Spaß machen

Netzwerken muss auch Spaß machen

Last Updated on 2020-01-20
Dr. Christine Domforth

Wie man erfolgreich Beziehungspflege betreibt und warum Frauen beim Networking manchmal über ihren Schatten springen sollten: Das waren die Themen eines von Female Board Pool und INARA organisierten Netzwerk-Treffens, an dem rund 100 Damen teilnahmen.

Female Board Pool und die Governance & Compliance Plattform INARA luden am 15. Oktober 2019 zum zweiten Netzwerktreffen. Bereits Anfang April hatte es eine sehr erfolgreiche Veranstaltung gegeben. Diesmal trafen sich rund 100 Damen – viele von ihnen Mitglieder des INARA-Netzwerkes, einige auch als Aufsichtsrätinnen tätig – in den Räumen des Club alpha in der Wiener Innenstadt. Als Gastgeberin fungierte die ehemalige ÖVP-Politikerin Maria Rauch-Kallat, die den Club vor 32 Jahren als erstes Frauennetzwerk in Österreich gegründet hatte. Zunächst gab es für die Teilnehmerinnen eine Video-Grußbotschaft von Prof. Dr. Martin Hilb, Präsident der Board Foundation und der Swiss Board School/IMP Universität St. Gallen. Hilb beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, eine Brücke zwischen Governance-Praxis und Governance-Forschung zu schlagen. Rita Knott, Direktor Female Board Pool in den Ländern der EU, stellte die Initiative kurz vor. „Wir wollen dazu beitragen, dass der Anteil von Frauen in Aufsichtsgremien steigt, und bieten eine Plattform für den Kontakt zwischen den Kandidatinnen und Unternehmen.“ 2011 erfolgte der Start in Luxemburg, seit 2016 ist Female Board Pool in Deutschland aktiv, seit 2018 auch in Österreich. Einmal pro Jahr können sich interessierte Damen bei einem eintägigen Seminar das nötige Rüstzeug für AR-Mandate holen und sich danach in eine länderübergreifende Datenbank eintragen lassen.

Frauenpolitik: Zwei Schritt vor, eineinhalb zurück

INARA-Geschäftsführerin Dr. Brigitta Schwarzer eröffnete dann die prominent besetzte Podiumsdiskussion und fragte die vier Referentinnen, wie sie zum Thema Networking stehen. Rauch-Kallat, die seit einigen Jahren als Unternehmensberaterin tätig ist, äußerte zunächst ihre Freude darüber, dass der von ihr „erfundene“ überparteiliche Club alpha noch immer funktioniert und mittlerweile dort bereits die nächste Generation aktiv ist. In der Frauenpolitik ortet sie seit einigen Jahren einen back-lash: „Die Männer schlagen zurück. Es geht immer zwei Schritte vor und dann wieder eineinhalb zurück.“

Mag. Barbara Polster, Systemische Beraterin & Coach, früher Partnerin bei KPMG, zitierte eine US-Studie, wonach viele Menschen Netzwerken als „dirty“ empfinden, es gilt als egoistisch und egozentrisch. „Das ist ein großes Missverständnis,“ betonte Polster. Beim Netzwerken gehe es um den Aufbau tragfähiger beruflicher Beziehungen, es sollte immer ein Geben und Nehmen sein. Beziehungspflege sollte man langfristig anlegen und es dabei ehrlich meinen. Wichtig sei es auch, sich seiner eigenen Stärken, seines USP bewusst zu werden.

Dr. Marion Heil ist Senior Client Partner bei Korn Ferry und vor allem für die Besetzung von Führungs- und Aufsichtsratspositionen verantwortlich. „Exekutive search ist eine reine Netzwerkaufgabe,“ so Heil. Auf der einen Seite wollen Unternehmen Positionen mit den richtigen Leuten besetzen, auf der anderen Seite suchen Menschen neue Jobs oder peilen den nächsten Karrieresprung an. Bei ihrer Arbeit geht es laut Heil vor allem darum, viele Leute zu kennen, mit ihnen zu reden und sich auszutauschen.

„Ein neues Mandat bekommt man nicht, weil man auf viele Abendveranstaltungen geht.“ RA Dr. Elke Napokoj, Partnerin in der Kanzlei bvp Hügel, räumte gleich mit einem weit verbreiteten Missverständnis auf. Netzwerken muss ihrer Meinung nach Spaß und Freude machen und sollte auch spannend sein, weil man etwas Neues hört. Daraus können sich dann nützliche Kontakte ergeben. Wichtig sei es, beim Networking nicht immer auf das Ziel dahinter – etwa einen neuen Auftrag – zu sehen.

Do’s and Dont’s

Die Expertinnen gaben dann Tipps, was man beim Netzwerken beachten und was man besser unterlassen sollte. Man sollte authentisch sein und sich keinen Leistungsdruck machen, meinte Polster. Auf andere zugehen, einen individuellen Zugang zu haben sei wichtig.

Wer gefunden werden möchte, muss auch sichtbar sein, betonte Heil. Entscheidend sei es, sein Profil auf den diversen Karrierenetzwerken wie LinkedIn oder Xing zu pflegen und stets à jour zu halten. „Das ist heute fast wichtiger als der Besuch von Veranstaltungen.“ Man sollte sich nicht scheuen, jemand wegen eines Jobs anzusprechen – auch wenn Frauen das meist schwerer fällt als Männern: „Da sollten die Damen über ihren Schatten springen.“

Napokoj meinte, dass persönliche Gesten meist gut ankommen: „Wenn ich mich bei einem ausländischen Partner für eine wichtige Hilfestellung bedanken will, schicke ich ihm eine Sachertorte und lege eine handgeschriebene Karte dazu.“

Rauch-Kallat betonte, dass Frauen an sich die geborenen Netzwerkerinnen sind. Das gelte allerdings nur in sozialen Belangen sowie im Familien- und Freundeskreis, nicht für Berufliches. Sie riet den Damen, ihre Kontaktdaten zu pflegen und sich regelmäßig in Erinnerung – etwa durch Weihnachtsgrüße oder Glückwünsche zum Geburtstag – zu rufen.

Auf Rat folgt Tat

Die Tipps wurden den Ladies nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung sofort in die Tat umgesetzt. Bei Drinks und Fingerfood plauderte und diskutierte die hochkarätige Runde noch lange und intensiv. Der Club alpha war an diesem Abend – sieht man vom Fotografen und dem Servicepersonal ab – eine männerfreie Zone. Weil der Abend rundum gelungen war und alle Beteiligten Spaß daran hatten, ist eine Fortsetzung geplant. Bereits fixiert ist der Termin für das nächste Female Board Pool Seminar in Österreich, es findet am 24. Jänner 2020 in Wien statt.

Bitte besuchen Sie die neue Website von Female Board Net: www.femaleboard.net

Website Female Board Pool: www.femaleboardpool.eu

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