
25 Jun Österreicher wenig offen für KI, aber für Umschulungen bereit
Last Updated on 2024-06-25
standard.at, 20.06.2024
Am wichtigsten ist ihnen allerdings Gehalt und Wertschätzung in einem neuen Job, zeigt eine Untersuchung der Strategieberatung BCG / Boston Consulting Group
Die Software, welche die Rechnungen schreibt, der digitale Kollege, der Ergebnisse kalkuliert, oder doch der Roboter, der das Essen serviert? Künstliche Intelligenz und der digitale Fortschritt verändern bereits jetzt die Arbeitswelt, und kaum jemand ist sich dessen noch nicht bewusst. In Österreich ist man mit Blick auf die sich verändernden Arbeitsbedingungen wegen der Automatisierung aber recht entspannt.
Das zeigt eine neue Untersuchung der globalen Strategieberatung BCG aus der Reihe “Decoding Global Talent” mit der digitalen Recruiting-Plattform Stepstone und The Network, einem globalen Zusammenschluss von Jobplattformen. Für die Umfrage wurden weltweit mehr als 150.000 Arbeitnehmende befragt, darunter 1700 aus Österreich.
Aus den Ergebnissen mit den Befragten hierzulande geht hervor, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher der Umbrüche durch Künstliche Intelligenz im Job durchaus bewusst sind, sie die möglichen Auswirkungen durch diese aber wenig drastisch einschätzen.
Bereit für Veränderung?
Generell scheinen sie laut der Umfrage weniger offen für Künstliche Intelligenz zu sein als der globale Schnitt. Weltweit geht rund ein Fünftel der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer davon aus, dass sich viele Berufsbilder durch die Technologie komplett verändern werden und weitreichende Umschulungen unerlässlich sein werden. In Österreich sind allerdings nur sieben Prozent der Befragten dieser Meinung. Mehr als im globalen Schnitt gaben hierzulande an, der Meinung zu sein, dass sich lediglich einzelne Aufgabenbereiche ändern werden.
53 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind bereit, sich für die Umbrüche durch Künstliche Intelligenz in neue Rollen einzuarbeiten und umfassend weiterzubilden. Hinsichtlich der Nutzung von KI sind die Teilnehmenden noch vergleichsweise verhalten: Während beispielsweise in Indien 74 und in China 53 Prozent regelmäßig KI nutzen, sind es in Österreich nur 35 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Personen in Österreich, die KI nutzten, waren unter 30 Jahre alt, und 44 Prozent hatten einen höheren Bildungsgrad, sprich ein Masterstudium oder ein Doktorat. Allerdings waren es nur 14 Prozent, die antworteten, KI mehrmals pro Woche in Arbeit oder Freizeit zu nutzen, 21 Prozent nutzen sie mehrmals pro Monat. Die meisten (42 Prozent) gaben an, von der Technologie bereits gehört, sie aber sie noch nicht richtig genutzt zu haben.
Bei den Problemen und Schwierigkeiten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz liegen die Österreicherinnen und Österreicher sehr nah am globalen Durchschnitt. 32 Prozent gaben an, beim Erstellen von Befehlen für KI zu scheitern oder über nicht genügend Daten zu verfügen, um sie nutzen zu können. 24 Prozent nannten die Qualität des Outputs unzureichend.
Selbstbewusst in Verhandlungen
Arbeitnehmende in Österreich zeigen sich laut der Umfrage aber allgemein selbstbewusst und anspruchsvoll im Job. Angesichts der großen erwarteten Umbrüche durch KI steht im weltweiten Schnitt Sicherheit an der Spitze der Bewertungskriterien für einen Jobs. In Österreich landet diese hingegen nur auf Platz sieben, auf den ersten beiden Plätzen stehen stattdessen Wertschätzung und Gehalt.
Erklären lässt sich dies laut BCG zum Beispiel mit dem Fachkräftemangel, durch den hierzulande in vielen Berufsfeldern die Arbeitnehmenden am längeren Hebel sitzen würden und bessere Karten für Verhandlungen hätten. Deshalb würden viele auch die Jobsuche selbstbewusster und mit höheren Ansprüchen angehen: 70 Prozent der österreichischen Teilnehmenden gaben an, dass negative Eindrücke während des Vorstellungsgesprächs ein entscheidender Grund dafür gewesen seien, ein ansonsten attraktives Jobangebot abzulehnen (global waren es 54 Prozent).
Ähnliches lässt sich beim Bewerbungsprozess insgesamt beobachten: Eine schlechte Erfahrung bei diesem ist für 50 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher demnach ein Absagegrund, global nur für 38 Prozent. Für knapp 40 Prozent war außerdem ein Absagegrund, dass keine Remote- oder Homeoffice-Möglichkeit für den Job bestand. 31 Prozent lehnten einen Job ab, weil das Unternehmen keine Angebote für das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit bereitstellte. (red, 20.6.2024)