So schützen Sie sich vor Fake-Konferenzen!

So schützen Sie sich vor Fake-Konferenzen!

Last Updated on 2017-03-29

Dr. Natascha Miljkovic, 22.03.2017

Betrug. Hintergehung. Abzocke. Dieses Verhalten ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst – andere übers Ohr zu hauen, um sich selbst einen Vorteil damit zu verschaffen! Davor sind leider auch die Wissenschaften nicht gefeit. Seit einigen Jahren fällt ein komplett neuer Wirtschaftszweig ziemlich unangenehm auf, die fake science conference industry (auch: scam, predatory oder junk conferences genannt). Darüber sind gleich mehrere Geschädigtengruppen nicht happy!

Geschädigte der fake science conferences

Der Betrug: Man liest von einer spannend klingenden Konferenz, oft an wunderbar exotischen Orten (hier können Sie eine persönlichen Bericht eines jungen Wissenschafters lesen), die Beschreibung und das Anmeldeprozedere sehen echt aus. Die InteressentInnen zahlen daraufhin mehrere hundert Dollar oder Euro an Teilnahmegebühren ein … aber die Konferenz findet fast nie tatsächlich statt und das Geld ist weg!

Findet die Konferenz doch statt, gibt es kaum TeilnehmerInnen und kein richtiges Programm. In Zeiten von allgemeinen Sparmaßnahmen ist das für alle WissenschafterInnen sehr bitter. Noch mehr, sollten Studierende auf diesen Blödsinn hereinfallen.

Andere Geschädigte dieser Form von Betrug sind die Konferenzorte: Sie fallen um die Einnahmen einer bereits gebuchten Konferenz um, sollte der Betrug so konkret gewesen sein, einen Veranstaltungsort zu akquirieren. Der Schaden  kann bei großen Konferenzen mit gehobenem Ambiente (Luxushotels, öffentliche Gebäude, und dergleichen) durchaus mehrere zehntausend Dollar bzw. Euro für ein Wochenende ausmachen. Das ist meist auch nicht mehr durch eine erneute Öffnung des Termins aufzuholen, denn große Konferenzen werden nicht so kurzfristig geplant.

Selbst wenn es noch keine konkrete Buchung gegeben haben sollte, bleibt es problematisch: Viele Städte, die als Veranstaltungsorte von wissenschaftlichen Konferenzen sehr beliebt sind, sehen ihren guten Ruf durch diese fake conferences bedroht.

Und dann gibt es natürlich noch zahlreiche, zurecht sehr gutgläubige nichtsahnende und hilfsbereite Menschen, die unwissentlich eine betrügerische Einladung an KollegInnen weitergeleitet hatten. Das kann natürlich unabsichtlich passieren und jeder sollte selbst kontrollieren, ob eine Konferenzankündigung echt oder gefaked ist. Aber unangenehm ist es für die EmpfehlerInnen allemal.

So schützen Sie sich vor dem Conference Scam!

Um nicht unnötig Zeit und Geld zu verschwenden und den eigenen guten Ruf zu belasten, sollte man bei Konferenzeinladungen künftig auf folgende Punkte besonders achten:

  • Viele der Einladungen zu solchen Konferenzen sind ohnehin sehr leicht als Spam zu erkennen, da sie absolut nichts mit Ihrem Forschungsgebiet zu tun haben. Sollte dem so sein, werfen Sie die Einladung weg und senden Sie sie keinesfalls an andere weiter.
  • Könnte es eine unter Umständen ganz interessante Fachveranstaltung für Sie sein, kontrollieren Sie, woher die Einladung kam: Ist es eine Kollegin, ein Kollege, fragen Sie ggf. nach, woher sie/er diese Informationen bekommen hat.
  • Angeblich gibt es einige typische Phrasen („Greetings for the day“ als eher seltsame Begrüßungsformel im E-Mail), die in diesen Fake-Konferenz-Einladungen häufig vorkommen. Ein Charakteristikum ist der sehr schmeichelnde Ton, mit dem Sie als SprecherIn gewonnen werden sollen. Außerdem die Überbetonung der Bedeutung und Wichtigkeit der Konferenz und eine gewisse Dringlichkeit (siehe ebenfalls Bericht oben).
  • Werden Sie von Ihnen unbekannten VeranstalterInenn angefragt, ob Sie Chairwoman/Chairman sein können bzw. einen Konferenzbeitrag beisteuern möchten, stellen Sie ebenfalls einige klärende Fragen: Wie kam man auf Sie (z. B. durch eine Ihrer Veröffentlichungen)? Wer hat Sie empfohlen? Wo hat man Sie schon einmal über das Thema sprechen gehört? Wie sind die Rahmenbedingungen für eine Einladung konkret (besonders für Keynote SpeakerInnen gibt es immer Entschädigungen, wenn schon keine Bezahlung, dann doch zumindest Anfahrt, Unterkunft und Verpflegung kostenlos)? Und dergleichen.
  • Informieren Sie sich gründlich über die VeranstalterInnen: Für wen arbeiten sie? Wer sponsort die Veranstaltung? Welche ReferenzkundInnen hatten sie schon?
  • Wie ist der Ruf der VeranstalterInnen: Gibt es online negative Kommentare oder Bewertungen?
  • Bitten Sie um die TeilnehmerInnenliste! Sollten Sie eine bekommen, machen Sie eine Stichprobe und kontaktieren Sie eine der Kolleginnen/einen der Kollegen. Falls diese gar nichts von ihrer Anmeldung wissen, wissen Sie in jedem Fall genau Bescheid!
  • Wenn Sie, wie in obigem Bericht zu lesen ist, sogar Antwort auf Ihre Fragen erhalten sollten, verlangen Sie die Namen des Committee-Vorsitzenden oder der letzlich Verantwortlichen des wissenschaftlichen Beirats, z. B. unter dem Vorwand, Sie hätten eine fachliche Frage oder Sie möchten wegen des Visums etwas wissen etc.

Ein weiterer Hinweis auf eine fake science conference ist wie erwähnt der Veranstaltungsort:

  • Lassen Sie große Vorsicht walten, wenn Sie nur wenige Informationen bekommen, wo die Konferenz genau stattfindet (Ort, Hotel oder andere Location, genaue Anschrift/Strasse)! Oder diese Informationen bis knapp vor Deadline für die Einzahlung noch immer nicht fixiert sind. Das ist ziemlich unüblich. Wenn keine Betrugsabsicht dahintersteckt, ist dieses Vorgehen jedenfalls ziemlich unprofessionell.
  • Fragen Sie unter Umständen auch beim Hotel oder am Veranstaltungsort nach, ob die Konferenz bei ihnen tatsächlich bestätigt wurde, eventuell ein Deposit gezahlt wurde. Wenn ja, ist wahrscheinlich alles in Ordnung.

Außerdem werden von den BetrügerInnen manchmal gar keine konkreten Programme erstellt oder sie ergeben keinen Sinn, weil sie zusammenkopiert wurden. Falls es ein Programm geben sollte, aber Sie beim Lesen ein seltsames Gefühl beschleicht, machen Sie auch hier den Check, wer die genannten Vortragenden sind und was diese bereits publiziert haben, denn Plagiarismus ist weit verbreitet, man stückelt mit Copy & Paste aus dem Internet einfach beliebige Texte zusammen!

Immer schön vorsichtig

Die oben genannten Empfehlungen bedeuten natürlich ganz schön viel Arbeit! Muss aber nicht sein – achten Sie einfach auf Ihr Gefühl: Wenn Sie noch nie von einem vermeintlich großen Veranstalter aus Ihrem Fachgebiet gehört haben, seien Sie achtsam – das komische Gefühl könnte stimmen!

Machen Sie dann eine Kontrolle, stellen Sie Fragen. Wenn Sie immer noch Ungereimtheiten befürchten und auf Anfragen bei den Konferenzbetreibern bzw. Hotels keine befriedigenden Antworten bekommen, bleiben Sie der Konferenz lieber fern!

Sollten Sie entdecken, als Teilnehmer oder gar Sprecher einer solchen Fake Conference angeführt zu sein, informieren Sie umgehend alle Ihre beruflichen Kontakte, dass das unwahr ist und hier Betrug begangen werden soll. Unter Umständen sollten Sie den Betrug sogar den Behörden melden, so es eine Stelle für Cybercrime oder dergleichen gibt.

Es bleibt zu hoffen, dass diese „Betrugsindustrie“ bald zerstört wird, man hat schließlich wahrlich besseres zu tun, als seine Zeit und sein Geld zu verschwenden! Lassen Sie sich dennoch nicht die Freude beim Vortragen und persönlich Kennenlernen Ihrer KollegInnen bei “echten” Fachkonferenzen verderben!

Natascha Miljković MSc PhD ist Gründerin der „Zitier-Weise“, einer Agentur für Plagiatpräventation. Sie ist Wissenschaftsberaterin und hält Seminare, Vorträge undWorkshops an österreichischen und internationalen Universitäten.

Website: www.plagiatpruefung.at