UMFRAGE: Ein Drittel der Generation Z ist unsicher im Umgang mit der eigenen Haushaltskasse

UMFRAGE: Ein Drittel der Generation Z ist unsicher im Umgang mit der eigenen Haushaltskasse

Last Updated on 2024-10-16
derstandard.at / Alexander Hahn, 08.10.202

Rund 40 Prozent dieser Generation wollen finanziell bereits auf eigenen Beinen stehen. Etwa jeder fünfte junge Erwachsene wird noch regelmäßig vom Elternhaus bezuschusst

Ab wann ist man wirklich erwachsen? Offiziell wird man in Österreich mit 18 Jahren volljährig und kann fast alle Entscheidungen selbstständig, also ohne Einwilligung der Eltern, treffen. Das bedeutet aber nicht unabhängig, denn rund ein Fünftel der jungen Menschen von 18 bis 29 Jahren, vereinfachend als Generation Z bezeichnet, erhält noch regelmäßig Finanzspritzen aus dem Elternhaus. Allerdings stehen auch vier von zehn Personen dieser Altersgruppe laut eigenen Angaben finanziell bereits auf eigenen Beinen, geht aus einer aktuellen Finanzvorsorgestudie des Versicherers Uniqa hervor.

Ohne Bezuschussung durch die Eltern über die Runden zu kommen ist auch für mehr als zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung das wichtigste Kriterium, um als “finanziell erwachsen” zu gelten. “Wenn man generell nach dem Erwachsenwerden fragt, spielen finanzielle Dinge eine große Rolle”, sagt Bettina Fuhrmann, die an der WU Wien das Institut für Wirtschaftspädagogik und das Zentrum für Finanzbildung leitet. Was sie jedoch bemängelt: Ein finanziell unabhängiges Leben zu führen sei für die Befragten zwar wichtig, aber weniger das Wissen, wie man das erreichen kann. Denn nur 18 Prozent aller Erwachsenen führen dies auch als wichtiges Kriterium für finanzielle Eigenständigkeit an.

Bauchweh bei einem Drittel

Aber was trauen sich die Jungen, also die Generation Z, selbst zu? Jeweils fast zwei Drittel gibt an, sich sicher beim Überblick über die eigenen Finanzen und bei der fristgerechten Begleichung von Zahlungsverpflichtungen zu fühlen. WU-Expertin Fuhrmann stellt jedoch die Frage in den Raum, was mit dem verbliebenen Drittel sei: Dabei gehe es nicht um sehr komplexe Dinge, sondern um die Grundlagen für weitere finanzielle Entscheidungen. “Dieses Drittel macht mir schon ein bisschen Bauchweh”, sagt Fuhrmann.

Auffallend ist zudem, dass sich junge Frauen bei finanziellem Überblick und zeitgerechtem Bezahlen etwas sicherer fühlen als junge Männer, ist dies bei der Beurteilung und dem Vergleich von Finanzangeboten doch umgekehrt. “Es zeigen sich hier offenbar noch immer alte Stereotype”, ergänzt Fuhrmann. Während Frauen also laut Selbsteinschätzung mit dem täglichen Rauschen der Haushaltskasse besser umgehen können, fühlen sich Männer eher bei größeren Entscheidungen wie Kreditverträgen oder Veranlagungen sicherer. Dennoch, unabhängig vom Geschlecht fühlen sich nur 35 Prozent der Generation Z im Umgang mit Finanzangeboten trittfest.

Sparbuch für Notgroschen

Dementsprechend ist auch bei den jungen Erwachsenen für die Hälfte das Sparbuch die meistgenutzte Anlageform, auch wenn der Wert um zehn Prozentpunkte unter dem Wert aller Generationen liegt. “Das Sparbuch ist für den Notgroschen gut, aber für den Vermögensaufbau nicht optimal”, gibt die WU-Expertin für Finanzbildung zu bedenken. Denn diese Sparform ist zwar weitgehend sicher vor Verlusten, spielt jedoch deutlich weniger Anlageertrag ein als etwa Wertpapiere wie Aktien – was vor allem bei einem langen Anlagehorizont zu einem enormen Ertragsunterschied führt.

Alles in allem wird finanzielle Vorsorge gemäß der Umfrage von sieben von zehn Menschen in Österreich für wichtig erachtet, auch bei jungen Erwachsenen weicht dieser Wert kaum ab. Vier von zehn Personen beschäftigen sich sogar intensiv damit, das ist deutlich mehr als vor einem Jahr. In einem ähnlichen Studiendesign hatten 2023 nur 30 Prozent der Befragten angegeben, intensiv über finanzielle Vorsorge nachzudenken.

Finanzbildung in Schule

“Es ist gut und wichtig, wenn das Vogel-Strauß-Verhalten zurückgeht und Menschen ihre Finanzlage nicht einfach ausblenden, sondern Verantwortung dafür übernehmen”, sagt Uniqa-Vorstand Rene Knapp. Mangelnde Finanzkompetenz beschränke den persönlichen Handlungsspielraum, darum seien Initiativen der öffentlichen Hand sowie im Schulsystem wichtig und müssten fortgeführt werden. “Wir sehen, dass Bewusstseinsbildung erfreulicherweise wirkt, wenn auch nicht von heute auf morgen”, erklärt Knapp.

Fuhrmann ergänzt, dass eine gute finanzielle Grundbildung in der Schule vor allem jenen Kindern enorm helfe, die nicht aus Familien stammen, in denen über Finanzen gesprochen werde. Mit Blick auf die Chancengleichheit in Österreich betont die Expertin: “Das ist für mich ein Muss.”

Quelle: www.derstandard.at/story/3000000239877/ein-drittel-der-generation-z-ist-unsicher-im-umgang-mit-der-eigenen-haushaltskasse