13 Dec Wie Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändert
Last Updated on 2024-12-16
Brigitta Schwarzer
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt schneller und tiefgreifender als erwartet. Während sie zahlreiche Routineaufgaben effizienter erledigt und damit ganze Berufsfelder umkrempelt, entstehen neue Jobprofile, die ein breites Spektrum an – teilweise neuen – Kompetenzen erfordern. Mit dieser Entwicklung sind sowohl Risiken als auch Chancen verbunden. Vor allem denjenigen, die bereit sind, sich auf neue Anforderungen einzustellen, bringt die KI einen deutlichen Mehrwert.
Routinetätigkeiten verschwinden & Arbeitsplätze gehen verloren
Repetitive Tätigkeiten in Bereichen wie Buchhaltung, Datenverarbeitung oder Logistik, aber auch die Gestaltung von Verträgen mit vielen standardisierten Klauseln werden, wie wir bereits sehen, nach und nach von KI-Systemen übernommen. Unternehmen profitieren von der Automatisierung durch höhere Effizienz und geringere Kosten.
Für Arbeitnehmer:innen mit niedrigem Qualifikationsniveau, die für die KI-ergänzende Tätigkeiten nicht einsetzbar sind, wird damit unweigerlich der Verlust des Arbeitsplatzes verbunden sein.
Neue Generation von Fachkräften mit KI-Affinität
Gleichzeitig wächst der Bedarf an Mitarbeiter:innen, die nicht nur mit KI-Technologien vertraut sind, sondern diese auch kreativ und strategisch einsetzen können. Für Unternehmen wird es immer wichtiger, solche Talente zu gewinnen, da sie künftig die Grundlage für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit bilden.
Diese „KI-Natives“ zeichnen sich durch technisches Verständnis und ihre Fähigkeit aus, KI in unterschiedlichen Kontexten einzusetzen – sei es zur Datenanalyse, zur Prozessoptimierung oder zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Ihre Kompetenzen werden in nahezu allen Branchen – Handel, Gewerbe, Industrie, Dienstleistung – gefragt sein.
Neue Rollen für die Mehrzahl der Beschäftigten
Zwischen automatisierten Tätigkeiten und hochspezialisierten KI-Jobs gibt es eine breite „Mittelschicht“ von Arbeitnehmer:innen, die gewillt und in der Lage sind, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen und die auch zu Aus- und Weiterbildungs- bzw. Umschulungsmaßnahmen bereit sind. À la longue werden diese Personen in hybriden Rollen tätig sein, d.h. sie werden ihre Kompetenz, ihre Kreativität und Entscheidungsfähigkeit mit einem Grundverständnis für KI-gestützte Technologien kombinieren können.
So werden auch laufend völlig neue Jobprofile entstehen, wie Datenkuratoren, KI-Moderator:innen und Berater:innen in den Bereichen Personalmanagement, Kundenservice und Medizin, um nur einige zu nennen.
Die Fähigkeit, KI als Werkzeug zu verstehen und anzuwenden, wird in Zukunft für viele Berufe eine conditio sine qua non sein. Weiterbildung und lebenslanges Lernen werden zum Standard, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Last, but not least: Auch Personen mit Führungs- und Managementaufgaben steht durch die KI ein Change ins Haus. So benötigen Geschäftsleiter:innen und Aufsichtsrät:innen in fünf Jahren andere Arbeitsmethoden als heute. Auch sie werden sich neue Kompetenzen aneignen müssen, denn gerade sie sind als Vorbilder in den Unternehmen gefragt.
Ältere Arbeitnehmer:innen: Chancen durch flexible Modelle
Ältere Mitarbeiter:innen stehen ebenfalls vor einem Wandel – allerdings mit durchaus auch positiven Perspektiven. Die KI kann ihnen helfen, im Einvernehmen mit ihren Arbeitgebern die letzten Berufsjahre flexibler und stressfreier zu gestalten.
- Arbeitszeitreduktion: Wenn die KI Routinetätigkeiten übernimmt, können ältere Mitarbeiter:innen ihre Arbeitszeit reduzieren, ohne dass Unternehmen auf deren
Expertise verzichten müssen.
- Verantwortungsübergabe: Viele ältere Arbeitnehmer:innen werden bereit sein, einen Schritt zur Seite zu treten und Verantwortung an die jüngere Generation mit
mehr KI-Bezug abzugeben, was die Hierarchien in Unternehmen neu gestalten könnte.
- Mentoring statt Management: Erfahrene Senior:innen können verstärkt in Beratungs- und Mentorenrollen eingesetzt werden.
Dieser Ansatz entlastet nicht nur ältere Arbeitnehmer:innen, sondern schafft auch Raum für junge Talente, Verantwortung zu übernehmen und Innovationen voranzutreiben. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, wenn alle Betroffenen dabei aktiv mitspielen.
Fazit
Die bevorstehenden Veränderungen durch KI sind zwar tiefgreifend, aber nicht notwendigerweise negativ. Während einige Tätigkeiten verschwinden, entstehen neue Arbeitsfelder, die kreative und technologische Kompetenzen vereinen. Besonders interessant ist, dass KI älteren Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit bietet, ihre Karriere flexibler zu gestalten, ohne dass ihr Wissen verloren geht.
Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation ist die Bereitschaft zur Veränderung. Veränderung bedeutet Chance – sowohl für Unternehmen, die von Innovationen profitieren, als auch für Arbeitnehmer:innen, die durch Weiterbildung neue Perspektiven gewinnen können.
Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird dynamischer, vielfältiger und flexibler sein. Wer sich den Herausforderungen stellt, hat die Chance, diese neue Welt mitzugestalten und sich die Vorteile zunutze zu machen. Das gilt gleichermaßen für die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmerseite.