07 Mar Aufwärmen für die Hauptversammlungen
Last Updated on 2018-03-07
Die Hauptversammlungssaison nimmt ab März Fahrt auf. Der Börsen-Kurier wird wieder aus fast allen Aktionärsversammlungen der an der Wiener Börse gelisteten AGs berichten. Und für die Gesellschaften und ihre Organisatoren kann sich die Frage stellen, welche Lehren man aus
der vergangenen HV-Saison ziehen kann. Das war daher ein Thema bei der „Jahrestagung AG-Hauptversammlung“, ausgerichtet vom Konferenzveranstalter Business Circle. Teilnehmer waren Vertreter aus zahlreichen börsenotierten Unternehmen und Juristen, der Börsen-Kurier war Medienpartner.
Davor
Eine gelungene HV hängt entscheidend davon ab, wie gut diese vorbreitet ist. Dieses Credo von Tagungsleiter Notar Rupert Brix, bekannt von zahlreichen HVs und souverän auch bei schwierigen Veranstaltungen, klingt auf den ersten Blick einfach, hat aber auf den zweiten Blick doch einige Blickwinkel. Nicht zu unterschätzen ist, dass die HV eine „Visitenkarte“ des Unternehmens darstellt. Und dass eine gute und erfolgreiche HV ein „Vorteil für alle“ ist. Denn es profitieren die Aktionäre, das Podium und das ganze Unternehmen. Wohingegen eine schlecht vorbereitete, vielleicht sogar fehlerhafte HV-Abwicklung Unzufriedenheit, Kritik bis zu Widerspruch bei den Aktionären hervorruft.
Zur Professionalität gehört gleich am Beginn der Organisation, Fehler in der Einberufung zu vermeiden, denn die bringen Anfechtbarkeit, Imageverlust und zusätzliche Kosten. Wer innovativ sein möchte, kann überlegen, den Ort der HV zu wechseln, etwa um der Wienlastigkeit gegenzusteuern. Als Alternative und Entgegenkommen an auswärtige Aktionäre sind Landeshauptstädte oder (wie es manche Aktiengesellschaften tun) ein Betriebsstandort überlegenswert – und in der Satzung zu prüfen. Was die Räumlichkeiten betrifft, erfordert der Sicherheitsaspekt wohl ein angemessenes Augenmaß und eine realistische Abwägung, welche von vielen erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Sensibilität für „politische“ Themen erfordert die Vorbereitung auf allfällige Kundgebungen und Verzögerungen.
Dabei
Was bei der Vorstandspräsentation gut ankommt, ist Ausblick, Vorstellungen, Zukunftsstrategien und Pläne, also weniger Vergangenheit als Zukunft. Nicht nur für HV-Neulinge (Abwickelnde, Vorstände, Aufsichtsräte) kann es lehrreich sein, andere Hauptversammlungen zu besuchen um etwa aufkeimende Themen und Trends zu erkennen.
Für Neulinge unbedingt sinnvoll ist eine Generalprobe der HV, kann aber auch für erfahrene Sitzungsleiter und Gremienmitglieder ein gutes Update sein.
Eine Unterbrechung der HV kann mehrere Vorteile haben: Wenn auf eine große Fragenrunde für alle Aktionäre unmittelbar nach der Präsentation des Vorstandsvorsitzenden und aller Beschlussvorschläge einen HV-Unterbrechung für eine angekündigte Zeit (20 bis 30 Minuten) folgt, können währenddessen Getränke oder Imbiss für Aktionäre gereicht werden und es ist Gelegenheit der unmittelbaren Kommunikation zwischen den Podiumsmitgliedern und Experten (z.B. zu komplizierten Aktionärsfragen) – und kann Ruhe in den HV-Ablauf bringen.
In Sonderfällen kann es sinnvoll sein, schon im Vorfeld bekannte (kritische) Aktionärsfragen schriftlich vor- und aufzubereiten und in der Aktionärsmappe allen Aktionären zur Verfügung zu stellen. Das vermeidet unter Umständen eine detaillierte Ausbreitung in der Generaldebatte.
Danach
Eines gilt jedenfalls: „Nach der HV ist vor der HV“, so Brix. In der Besprechung mit Vorstands- und AR-Vorsitzenden geht es auch um die Frage und Dokumentation, was gut gelaufen ist, was verbessert werden kann und soll, und welche Tagesordnungspunkte für die nächste HV zu berücksichtigen sind.
Mag. Manfred Kainz
Quelle: Börsen-Kurier Nr. 9 vom 1. März 2018