„Burnout – Rastlosigkeit in der Führungsebene?“

„Burnout – Rastlosigkeit in der Führungsebene?“

Last Updated on 2018-09-20

Mag. Andrea Ristl / MMag. Dr. Ingrid Pirker-Binder

Was ist Burnout? Wie entsteht es? Wo zeigt sich ein Burnout und wer bekommt es? Wie kann man es diagnostizieren? Und was braucht es, um aus der Krise herauszukommen?

Burnout ist eine Bezeichnung für einen Erschöpfungszustand und wird so definiert: „die Folge von zu langer Belastung, chronischer Aktivierung – ohne ausreichende Regeneration für Körper, Geist und Seele.“ Es ist ein Zustand, der ernstgenommen und behandelt werden sollte, da sich sonst die Ressourcen des Körpers nach und nach verringern.

Menschen, vor allem Führungskräfte, die gerne arbeiten und in der ersten Reihe stehen, sind mehr als andere burnoutgefährdet. Die Gründe dafür sind unter anderem:

•        Der täglich zu bewältigende Quantensprung: arbeiten, denken, Entscheidungen treffen: von der Vergangenheit zur Zukunft, nicht im Jetzt sein (Achtsamkeit, im Moment denken und leben)

•        Hohe Verantwortung

•        Flexible Arbeitsplätze: heute da, morgen dort

•        Unruhe / Zeitdruck (innerer Druck)

•        Keine Distanzierung zur Arbeit

•        Grübeln / Nicht-Abschalten / MUSS

Ob sich ein Burnout entwickelt, hängt nicht nur davon ab, wie stark man von außen belastet ist, sondern auch davon, wie stark man von innen durch die äußerlichen Umstände beansprucht wird. Daher wird zwischen psychischer Belastung und Beanspruchung unterschieden. Das erste wird folgenderweise definiert:  „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen (und innen), bewusst und unbewusst auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken“. Die psychische Beanspruchung wird verstanden als die Reaktion eines Menschen auf psychische Belastungen.

Es gibt zahlreiche Gründe und Einflüsse, die ein Burnout-Syndrom am Arbeitsplatz verursachen. Seitens des Unternehmens sind das der Führungsstil (ein psychopathischer Führungsstil kann eine ganze Mannschaft zerstören), Termindruck, Workload, flexible Arbeitsplätze, Schichtdienst, Großraumbüros, gelebte Werte und Kultur, Mobbing, fehlende Wertschätzung, usw. Und es gibt individuelle Gründe wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale(wie Perfektionismus oder Angst), Einstellung, Identifizierung mit der Arbeit/Unternehmen, Verantwortung, Kommunikationskultur, Distanzierungsfähigkeit, Ehrgeiz, Karrierestreben, oder traumatische Erlebnisse, die die Psyche und den Körper stark belasten.

Verhaltensweisen und Symptome, die für eine Burnout-Gefährdung typisch sind: hohe subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit gegenüber und ein hoher beruflicher Ehrgeiz, hohe Verausgabungsbereitschaft und Perfektionismusstreben. Weiters hohe Reisetätigkeit und mangelnde Regeneration durch Terminstress; Konzentrationsverlust, Nicht-Abschalten-Können begleitet von einem Gefühl des ständig „Aufgedrehtseins“ oder permanenter Müdigkeit. Stresssymptome wie Schlaflosigkeit, Blutdruck-, Magen- und Darmprobleme, Rast- und Ruhelosigkeit.

Wer gelassen und achtsam mit den eigenen Ressourcen umgeht, brennt nicht aus, befindet sich in einem guten Flow-Gefühl. Leider kann das Flow-Gefühl allein nicht immer vor Erschöpfung schützen. Wichtig sind gutes Stress-, Emotionen- und Regenerationsmanagement sowie Achtsamkeit im Alltag.

Symptome eines Burnouts können sich im Kopf durch negative Selbstgespräche, Angststil, verschlechterte Konzentration sowie stressbedingten Beschwerden zeigen. Nicht kontrolliertes Perfektionsstreben ist aber fast immer einer der Auslöser. Manche Mitarbeiter berichten beispielsweise, dass sie Magenschmerzen bekommen, wenn sie in der Früh zur Arbeit gehen. Außerdem sinkt die Schafqualität dadurch, dass der Sympathikus in der Nacht aktiv bleibt.

Burnout hat zwölf Stadien und drei Ebenen – das Nervensystem schwächelt, die Erholungsfähigkeit ist gestört; die Zelle ist ausgepowert: Nährstoffe fehlen; mentale Überforderung: nicht mehr abschalten können: Alles fängt damit an, dass sich der Mensch gezwungen fühlt, sich zu beweisen. Man setzt sich verstärkt ein, vernachlässigt eigene Bedürfnisse und verdrängt innere und äußere Konflikte. Ab der fünften und der sechsten Phase – Zynismus und Umdeutung von Werten sowie verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme – wird der Zustand kritisch und es braucht eine ärztliche und eine psychotherapeutische Diagnose.

Wer Zeichen eines Burnouts an sich entdeckt, sollte sich um schnelle Hilfe bemühen. Zuständig dafür sind Psychotherapeuten mit einschlägiger Fortbildung. Krankschreiben und abwarten hilft nicht, im Gegenteil.

Wird die eigentliche Ursache – das Fehlen einer angemessenen Work-Life Integration, Mangel an Stressmanagement und Achtsamkeit – nicht beseitigt bzw. neue Arbeitsverhaltensmuster erlernt, ist ein Rückfall bei Wiedereintritt in das Arbeitsleben vorprogrammiert. Im therapeutischen Setting ist es daher wichtig, den Menschen in seiner existenziellen, beruflichen und privaten Lebenswelt zu erfahren, um eine Aussage über eine psychische Belastung und die Regulations- und Regenerationsfähigkeit des Organismus zu erhalten. Zu diesem Zweck eignet sich gut die 24-Stunden Herz-Rate-Variabilitätsmessung (HRV). Sie gibt Auskunft über den aktuellen Status der Erholungsfähigkeit und damit der körperlichen Ressourcen.

In der Psychotherapie werden fehlerhafte Einstellungen und Verhaltensmuster verändert und neue, förderliche Denkmuster und Strategien erlernt. Ziel soll immer sein, seine gewohnte Leistungsfähigkeit zurückzugewinnen – und mehr Achtsamkeit in den täglichen beruflichen und privaten Alltag zu bringen.

Weitere Angebote von Heart2Business zur Stärkung psychischer Gesundheit umfassen:

Durchführung einer objektiven 24-Stunden Herzaktivitätsmessung, als Grundlage für konkrete Lösungsansätze und Übungen, die nachhaltige positive Veränderungen bewirken. Heart2Business berät Führungskräfte und bietet wirtschaftspsychotherapeutische Begleitung (Diagnose von Burnout) an, und unterstützt Betroffene bei der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben nach einem Krankenstand. Es werden Programme wie IHAP: internal health assistance program, EHAP: external health assistance program, RETREAT für Führungskräfte (eine Reflexionswoche), Therapie/Coaching für betroffene MitarbeiterInnen sowie Workshops zu aktivem Stress- und Ressourcenmanagement und Work-Life-Integration angeboten. Es ist wichtig, die MitarbeiterInnen präventiv zu unterstützen, also noch bevor es zu einer Erschöpfung kommt. Dazu bietet Heart2Business ein digitales Portal zum Online-Selbstlernen, zur Selbsthilfe für eine bessere Work-Life Integration und zur Psychoedukation an. Reflexionsgespräche dazwischen steigern die Motivation, weiter an der psychischen Gesundheit zu arbeiten und die eigenen Erfolge bewusst zu machen.

Mehr zur Heart2business GmbH & CoKG: www.heart2business.com

M-Ristl_0040 Fotocredit: Tatyana Kronbichler

Mag. Andrea Ristl

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MMag. Dr. Ingrid Pirker-Binder