Datenschutz ist Interpretationssache

Datenschutz ist Interpretationssache

Last Updated on 2018-06-20

„Salzburger Nachrichten“, 26.05.2018

Seit 25. Mai gilt die neue EU-Datenschutzgrundverordnung, die Abkürzung DSGVO geht vielen schon locker über die Lippen und doch auch auf die Nerven. „Man möchte fast sagen – endlich, so viel ist über sie geredet und geschrieben worden. Mittlerweile wird DSGVO bereits als ,Unwort’ des Jahres 2018 gehandelt”, ließ die unabhängige Plattform INARA verlauten, die Führungskräften in der Wirtschaft Informationen zur Verfügung stellt.

In wohl jedem E-Mail-Postfach machte sich das Thema Datenschutz in den vergangenen Monaten so richtig breit. Der Zugang bei den Absendern war aber sehr unterschiedlich – wie bei anderen Informationen auch. Ganz offensichtlich lässt eben auch ein 88 Seiten langer Gesetzestext, veröffentlicht im Amtsblatt der Europäischen Union am 4. Mai 2016, durchaus einigen Interpretationsspielraum, was überhaupt zu tun ist.

Grob gesagt scheinen die Unternehmen und Institutionen, die dem Empfänger Informationen senden, mehrheitlich der Meinung zu sein, dass man das weiter möchte. Man wird informiert, dass der Absender Daten von einem gespeichert hat, und es wird versichert, dass die Daten auch künftig nicht an Dritte weitergereicht werden. Das ist angenehm, denn man muss nichts tun. Diesen Weg wählte zum Beispiel auch das Justizministerium – und dort muss man es ja wissen. Der juristisch durchkomponierte Begleittext füllte allerdings eine ganze A4-Seite – geschenkt!

Teilweise kann man sich über einen Link auf die Website des Absenders ein exaktes Bild machen, welche Daten genau gespeichert sind. Wird das Profil angezeigt, lässt es sich ergänzen oder eingrenzen oder man kann eine andere Mail-Adresse eingeben, das ist recht praktisch.

Jedenfalls wollen wir jene hervorheben, die es geschafft haben, aus einer wichtigen, aber staubtrockenen Materie ein paar Zeilen zu formulieren, die einen schmunzeln lassen. Dann klickt man gleich viel entspannter auf das Zustimmungs-Feld. „Wir wissen, all diese Compliance-E-Mails sind nervig, aber es gelten neue Regeln und wir brauchen einen kleinen Gefallen von Ihnen.” – Das klang amüsant, es kam von einem Umwelt-Brancheninformationsdienst aus den USA. Angefügt war noch der „offizielle Text”, übrigens nicht mehr als fünf Zeilen.

Manche kombinierten ihre Mails gleich mit einem kleinen Anreiz – etwa der Verlosung eines hochwertigen Weins, der zufällig denselben Namen trägt wie der (branchenfremde) Absender.

Quelle: https://www.sn.at/wirtschaft/oesterreich/datenschutz-ist-interpretationssache-28394563 © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2018