Der 7. Österreichische Aufsichtsratstag – eine Nachlese

Der 7. Österreichische Aufsichtsratstag – eine Nachlese

Last Updated on 2017-03-09

Die diesjährige Veranstaltung wurde von Susanne Kalss und Werner Hoffmann unter das Leitmotto „Uncertainty“ gestellt. Wieder gab es eine geballte Ladung an Prominenz als Referenten und am Podium und das diesmal besonders zahlreich erschienene Publikum applaudierte kräftig.

Sonja Bydlinski vom Justizministerium brachte zunächst dem Publikum in verständlichen Worten die Auswirkungen der – auch für Juristen schwer fassbaren – Aktionärsrechte- Richtlinie auf die Aufsichtsratsarbeit börsenotierter  Gesellschaften näher. Die Vergütungspolitik des Vorstands mitsamt dem Vergü tungsbericht und die Related Parties Transactions werden im Sinne der Transparenz gegenüber den Aktionären dem Aufsichtsrat künftig mehr Verantwortung  auferlegen. Österreich könne mit der EU-Vorgabe zufrieden sein, wurden doch einige zusätzliche Forderungen in den Verhandlungen abgewehrt. Jetzt ist der österreichische Gesetzgeber am Zug. Er hat bis Mitte 2019 Zeit.

Spannend der  Vortrag von Vladimir Preveden (Roland Berger) zum Thema, was die Digitalisierung mit Unsicherheit zu tun hat. Das Gros des Publikums hatte von den am Markt befindlichen virtuellen Produktneuheiten wie CONNIE, ALEXA oder PEPPA noch nie  etwas gehört. Die vielfältigen Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten sollen Geschäfts- und Privatkunden das Leben erleichtern. Damit sind wir endgültig im Roboterzeitalter angekommen. Dass das verunsichert, ist klar.

Barbara Dauner-Lieb, Professorin an der Kölner Universität, näherte sich dem Thema Uncertainty von der rechtlichen Seite. In launigen Worten veranschaulichte sie, warum die Plan- und Kalkulierbarkeit von Geschäftsmodellen nicht mehr  möglich sein wird. Strategieentwicklung und -begleitung in unsicheren Zeiten fordert auch den Aufsichtsrat mehr. Die Sitzungsfrequenz muss höher werden und die Zusammensetzung wird vor dem Hintergrund „mehr Strategiekompetenz im  obersten Gremium“ eine noch größere Bedeutung erlangen. Diversität im Aufsichtsrat wird also zu einem Muss. Stärkere Regulierung sei keinesfalls eine Antwort auf „Unsicherheit“. Und Compliance nicht geeignet, mehr „Sicherheit“ zu  schaffen. Es folgten drei von Werner Hoffmann moderierte Diskussionsrunden.

Einer der Höhepunkte war der Talk mit Andreas Treichl und Friedrich Rödler, CEO und AR-Vorsitzender der Erste Group. Eine Demonstration, wie eine gedeihliche  Zusammenarbeit in Zeiten von mit zunehmendem Risiko behafteten Unternehmensentscheidungen funktionieren kann. „Ich habe ein gutes Gefühl, wann ich meinen AR-Vorsitv. zenden fragen muss und Rödler hat ein gutes Gefühl, wo er mich fragen möchte“, so Treichl. Dass die aktuellen Bankenregularien es immer schwieriger machen, qualifizierte unabhängige Aufsichtsräte zu finden, kritisierte Treichl scharf. Dennoch sind die EU-Vorschriften nicht nur zu verteufeln. Sie haben bewirkt, dass die Erste Group dem Thema Datensicherheit noch mehr Aufmerksamkeit widmet.

Im Abschlussgespräch gaben Norbert Zimmermann und Brigitte Ederer, AR-Vorsitzender und AR-Mitglied von Schoeller Bleckmann Oilfield Einblicke in ihre Tätigkeit. Das Vertrauen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat habe oberste Priorität, Aufsichtsratssitzungen ohne Vorstand seien bei SBO ein No-Go. Auch Zimmermann zeigte sich mit den überbordenden Regularien äußerst unzufrieden, behindern sie doch das operative Geschäft beträchtlich. Auch wenn die Business Judgment Rule den Handlungsspielraum von Vorstand und Aufsichtsrat erweitere, in der Praxis habe sie keine Auswirkung.

Der informelle Ausklang des AR-Tages bei Fingerfood und einem Glas Wein war vor allem dem Networking gewidmet.

Autorin: Brigitta Schwarzer

Quelle: BK10 vom 9. März 2017