Der Management-Algorithmus

Der Management-Algorithmus

Last Updated on 2017-07-20

Aus Brainloop News – Ausgabe 2/11.07.2017

Mit Transformationstrends wie der Künstlichen Intelligenz schwappt eine Mischung aus Aufbruchsstimmung und Existenzangst auf deutsche Unternehmen über:

Neue Geschäftsmodelle und Marktteilnehmer entstehen, Maßanfertigungen ersetzen Massenfertigung, Arbeitnehmer fürchten die Automatisierung. Der digitale Wandel durchdringt alle Ebenen einer Organisation. Wird der digitale Wandel also in Zukunft einen Management-Algorithmus hervorbringen, der Unternehmensüberwacher ersetzt und zuverlässiger oder gar unfehlbar arbeitet? Kaum vorstellbar. Komplexe Entscheidungen erfahrener Aufsichtsräte lassen sich nicht einfach berechnen. Dass aber schon damit experimentiert wird, zeigen zwei reale Anwendungen aus dem Finanzumfeld.

So fiel kürzlich eine Überschrift aus einem Nachrichtenportal ins Auge: „Investmentunternehmen beruft Computer ins Gremium.“ Demnach hat ein Investmentunternehmen mit der Bezeichnung Deep Knowledge Ventures aus Hongkong als erste Organisation der Welt einen Computeralgorithmus in sein Direktorium aufgenommen. Das mit Künstlicher Intelligenz „gezeugte“ jüngste Vorstandsmitglied mit dem ausgefallenen Geburtsnamen „Validating Investment Tool for Advancing Life Sciences“, Spitzname Vital, hat eine mit seinen fünf menschlichen Kollegen gleichwertige Stimme erhalten. Es verfügt sogar über Entscheidungsbefugnis.

Vital wurde vom britischen Unternehmen Ageing Analytics entwickelt. Das Computer-gesteuerte Direktoriumsmitglied unterstützt Deep Knowledge Ventures bei Entscheidungen über Investitionen im Bereich der so genannten Lebenswissenschaften. Deep Knowledge Ventures investiert in medizinische Unternehmen, die unter anderem in der Forschung und an Entwicklung von Medikamenten zur Verlängerung des menschlichen Lebens arbeiten. An zwei Entscheidungen hat das digitale Gremiumsmitglied Vital schon mitgewirkt: an der Investition in zwei Biotechnologie-Start-ups, einem einheimischen und einem aus den USA.

Ein weiteres Beispiel für das Voranschreiten von Künstlicher Intelligenz ist Bridgewater Associates. Der größte Hedgefonds der Welt arbeitet an einer Software, die das Tagesgeschäft von Unternehmen leiten kann. Das berichtet jedenfalls das Wall Street Journal. Der bis dato namenlose digitale Chef soll Mitarbeiter einstellen und entlassen, wichtige strategische Entscheidungen treffen können und in Zukunft herkömmlichen Managern Konkurrenz machen.

Zwei Exempel, die zeigen: Die maschinengesteuerte Ökonomie macht vor nichts und niemandem Halt. Gleichermaßen ist es immer noch schwer vorstellbar, dass künstliche Intelligenz in Form eines Softwareprogramms ein Vorstands- oder Aufsichtsratsmandat erhält. Ein digitaler BoardRoom für zum Austausch vertraulicher Informationen wäre jedoch ein intelligenter Anfang.

Mehr zur Brainloop AG und zur Brainloop Austria GmbH: www.brainloop.com