10 Jul Ein Feinkostladen für Leib und Seele
Last Updated on 2018-07-10
Sie war viele Jahre Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin, ab 2008 selbständige Unternehmensberaterin. Ende 2012 – damals war sie gerade 50 geworden – eröffnete Mag. Lydia Fillbach ihr eigenes Geschäft, den Lebenswert Laden. „Ich habe mich damals gefragt, was das Leben noch mit mir vorhat und was ich in meinem Leben noch geben kann“, erzählt die WU-Absolventin. Ein langfristiges Konzept hatte sie damals nicht, wollte ursprünglich lediglich eine Art von Co-Working –Space einrichten. Geworden ist es schließlich ein „Feinkostladen für Leib und Seele – rund um gesunde Lebensführung“. Mittlerweile ist Fillbach mit ihrem Laden, der sich im 19. Wiener Gemeindebezirk in der Krottenbachstraße 90 – 92 befindet und dort auch das eher ruhige Grätzel belebt, bereits im sechsten Geschäftsjahr.
„Aushängeschild“ Grüne Smoothies
Das Angebot im Lebenswert Laden ist breit gefächert. „Aushängeschild“ sind Grüne Smoothies. Dazu kommen Lebensmittel und Delikatessen aus möglichst regionaler Herkunft und aus verlässlicher Quelle, die einer gesunden und modernen Ernährungsweise entsprechen. Ergänzt wird das Sortiment durch Geschenkartikel wie Besticktes, manuell Gestaltetes oder Bücher. Praktiziert wird ein Co-Shop-Konzept, die Räume werden gemeinsam mit gesundheitsbewussten EPUs zum Verkauf von selbst gemachten Produkten und Workshops rund um das Thema gesunde Lebensführung genutzt.
90 Prozent der Kunden des Lebenswert Ladens kommen über das Internet. „Ich habe nie etwas für Social Media Werbung bezahlt, achte aber sehr wohl darauf, dass ich mit meinen Stichworten in Google gut gerankt bin“, betont Fillbach. Sie postet auf Facebook, betreibt auf ihrer Website einen Blog und nützt auch kleine lokale Medien. Oft werde ihr das Attribut „glokal“ zugeschrieben, also eine Mischung aus global und lokal. „Das stimmt, dafür stehe ich, Nahversorgung mit regionalen Produkten großräumig verkaufen“. Unter ihren Kunden sind neben Menschen, die fitter werden wollen, auch Burnout-Gefährdete und viele Krebspatienten.
Fokus auf richtige Ernährung
Fillbach hat neben dem Betriebswirtschaftsstudium diverse Ausbildungen u. a. als Human Design Analytikerin, Systemischer Coach und Wirtschaftstrainerin absolviert, sie verfügt dadurch über verhaltenstherapeutische Tools und eine ganzheitliche Sichtweise. Durch unsere Lebensweise fehlt uns „die Klarheit im Kopf“, meint sie. Ganz wichtig sei die richtige Ernährung, durch weniger essen, fasten oder das Weglassen von Zucker, Weißmehl oder Alkohol bekomme man – wie sie an sich selbst festgestellt hat – mehr Energie und Lebensfreude. Mittlerweile genießt Fillbach bei ihren KundInnen beim Thema gesunde Ernährung einen Ruf als Expertin.
Seit einigen Jahren veranstaltet Fillbach regelmäßig Workshops, bei denen es um das Mixen von Grünen Smoothies und Rohkostgerichte aus dem Mixer geht. Sie bietet aber auch einwöchige Fastenseminare und Coachings zur Verhaltensänderung an. Die Nachfrage ist groß, berichtet sie, und die – vorwiegend weiblichen – Teilnehmer sind sehr interessiert. Schwieriger ist es dann, die Ernährungsumstellung auch tatsächlich zu praktizieren. Sie selbst sei ein lebendes Vorbild, so Fillbach: „Ich bin überzeugte Veganerin und kann meine Erfahrungen aus dem Umstellungsprozess gut vermitteln.“ Dennoch sei die Rückfallquote hoch. Suchtverhalten zu überwinden, sei eben schwer, die Gier komme immer wieder zum Vorschein. Vor allem in Stresssituationen würden die Menschen sehr leicht rückfällig.
Mit ihrem „öffentlichen Wohnzimmer“ hat Fillbach eine gesunde Essensumgebung geschaffen und will ihren Kunden ein vorbildliches Leben zeigen. Sie bezeichnet sich selbst als sehr konsequent und sieht ihre Aufgabe darin, die Menschen wachzurütteln. Dabei achtet sie aber auf die Individualität jedes einzelnen und will die Menschen motivieren, selbst zu erkennen, was sie brauchen. Wie bei der Alkoholentwöhnung dürfe man auch bei der Ernährungsumstellung Hilfe von Dritten in Anspruch nehmen, meint sei.
Gemeinsam geht es leichter
Verhaltensänderungen gelingen nach Ansicht von Fillbach dann recht einfach, wenn der Leidensdruck hoch ist: „Es muss echt etwas weh tun, bis Änderungen im Kopf passieren.“ Oder es wird etwa chic, cool und es gibt Super-Testimonials bzw. Role Models dafür. Bei den Grünen Smoothies kam beispielsweise der Durchbruch zu dem Zeitpunkt, als Models angefangen haben, sie zu trinken. Weil Community, Life Style und Peer Groups enorm helfen, empfiehlt sie ihren Kunden, sich entsprechende Selbsterfahrungs- und Selbsthilfegruppen zu suchen.
Auch wenn etwas cool ist, kann es trotzdem Hürden geben, den neuen Lifestyle in den Lebensalltag zu integrieren. So ist das Thema vegane Ernährung heute sehr präsent, der Begriff werde aber oft missbraucht. Der Markt werde mit veganen Fertigprodukten überschwemmt, die zwar vegan sind, aber eben dennoch Fertigprodukte.
Sie selbst hält sich an die WHO-Empfehlung und isst fünfmal täglich Obst und Gemüse, erzählt Fillbach. Wenn man rasch einen Energieschub braucht – sei es beim Autofahren, im Konzert oder bei einem Vortrag – sollte man es statt mit Kaffee besser mit der Maca-Wurzel versuchen, die es als Extrakt und in Kapselform gibt. Wer wach bleiben will, sollte zu Mittag rein pflanzliche Nahrung zu sich nehmen – keine Kohlehydrate und keinen Alkohol – oder gelegentliche eine Mahlzeit am Tag weglassen.
Website: https://lebenswert-wien.at
Autorin: Dr. Brigitta Schwarzer