06 Sep Herzinfarkt und Schlaganfall
Last Updated on 2018-09-06
Die beiden Krankheiten zählen zu den häufigsten Todesursachen. Der Kardiologe Prim. Univ.Prof. DI DDr. Gerold Porenta erklärt, wie man das Risiko minimieren kann.
Herzkreislauferkrankungen durch Atherosklerose sind seit vielen Jahren weltweit und in Österreich die häufigste Todesursache. Atherosklerose bedeutet Verfettung und Verkalkung der Arterien, der blutzuführenden Gefäße der Organe. Atherosklerotische Veränderungen können durch eine Einengung der Gefäße Durchblutungsstörungen und letztlich auch Gefäßverschlüsse verursachen. Ein Gefäßverschluss führt innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden durch akuten Sauerstoffmangel zu einem Absterben des versorgten Gewebes – im Bereich der Herzkranzgefäße zu einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt), im Bereich der hirnversorgenden Gefäße zu einem Schlaganfall (Insult), im Bereich der Beine zu einer akuten Ischämie mit Amputationsrisiko.
Die Atherosklerose ist in der Regel ein eher langsam fortschreitender Prozess. Atherosklerotische Gefäßabschnitte haben eine zerstörte Wandstruktur und neigen daher zur Bildung von Blutgerinnseln (Thromben). Ein Thrombus entsteht innerhalb von Sekunden, ein atherosklerotisch vorverändertes Gefäß mit einer geringen Gefäßeinengung (< 50%) kann sich damit durch Ausbildung eines Thrombus plötzlich komplett verschließen, ein Infarkt ist die Folge. Die Größe des Infarkts ergibt sich aus der Größe des verschlossenen Gefäßes. Betrifft ein Gefäßverschluss die gesamte linke Herzkranzarterie (Hauptstammverschluss), führt er zu einem ausgedehnten Vorderwand- und Seitenwandinfarkt, fast immer ein tödliches Ereignis. Der Verschluss eines kleinen Herzkranzgefäßes bedingt meist nur einen kleinen Herzinfarkt, der auf Basis des geringen Gewebsunterganges an sich nicht lebensbedrohlich ist, aber durch Ausbildung von potentiell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder Kammertachykardie auch tödlich verlaufen kann.
Die Atherosklerose ist eine Erkrankung, die in Lokalisation und Schweregrad mit moderner nicht invasiver Bildgebung wie Ultraschall oder Herz-CT leicht zu erkennen ist. Auch die wesentlichen Risikofaktoren für eine Atherosklerose sind gut bekannt: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Rauchen, hohe Blutfette sowie eine genetische Vorbelastung in der Familie. Bis auf die genetische Komponente sind alle Risikofaktoren durch Lebensstil oder Medikamente modifizierbar, die Atherosklerose kann daher gut behandelt werden, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu vermeiden.
Am wirksamsten ist eine Behandlung der Atherosklerose, wenn sie schon in frühen Phasen beginnt. Eine Früherkennung im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ist daher wichtig. Die Atherosklerose ist als Gefäßprozess eine stille Erkrankung, Gefäße haben im Inneren keine Nerven, Atherosklerose selbst macht also keine Schmerzen. Erst das Auftreten von Durchblutungsstörungen verursacht Beschwerden. Leider ist oft die Erstmanifestation ein Schlaganfall oder Infarkt mit gelegentlich tödlichem Verlauf. Der plötzliche Herztod ist in den meisten Fällen einer nicht rechtzeitig entdeckten Atherosklerose zuzuschreiben.
Für eine Prävention oder Behandlung der Atherosklerose ist folgendes zu beachten: (1) keinesfalls Rauchen – jeder Raucher sollte 2x Jahr versuchen das Rauchen unbedingt gänzlich einzustellen, (2) den Blutdruck jährlich kontrollieren – das Blutdruckziel beträgt 120/80mmHg, ab 140/90mmHg sollte eine Therapie angedacht werden, ab 160/95mmHg ist eine Therapie unbedingt notwendig, (3) den Blutzucker messen – der Nüchternzucker sollte < 100mg/dL sein, (4) das Gewicht kontrollieren – der Body-Mass Index (BMI: Gewicht in kg/Körpergröße in m/Körpergröße in m) sollte ca. 20-25kg/m2 sein, (5) die Blutfette jährlich kontrollieren – das LDL-Cholesterin (“schlechtes Cholesterin”) sollte < 130mg/dL sein.
Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse sowie Obst und wenig rotem Fleisch (“Mittelmeerdiät”) und regelmäßige Bewegung (z.B. Ausdauertraining 3-5x/Woche für mindestens 30min) sind Lebensstilmodifikationen, die auf jeden Fall eingehalten werden sollten. Das individuelle Atheroskleroserisiko sollte im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung mit der Ärztin/dem Arzt besprochen werden.
Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlicher Herztod durch Atheroklerose wären fast immer vermeidbar, notwendig dazu ist aber eine rechtzeitige Früherkennung und konsequente Behandlung.