INARA-Interview mit Severin Schwarzer, MSc: „Excel bringt Ordnung“

INARA-Interview mit Severin Schwarzer, MSc: „Excel bringt Ordnung“

Last Updated on 2018-06-21

Fotocredit: Katharina Keilwert, EY

Severin ist mein ältester Sohn, geht aber beruflich völlig andere Wege als die Mutter. Seinen Master in Strategy, Innovation, and Management Control an der WU hat er zügig[S1]  erworben. Schon während der Schul- und Studienzeit hat er zahlreiche Praktika absolviert, im Laufe des Studiums arbeitete er zeitweise bei der Unternehmensberatung Contrast, die später von EY (Ernst & Young[S2] ) übernommen wurde. Während seiner Masterarbeit trat Severin dann einen Vollzeitjob bei EY an. Weil er aber eine soziale Ader hat und sein Herz mehr für die Gemeinnützigkeit als für die Unternehmensberatung schlägt, hängte er diesen Job an den Nagel und arbeitete in der Folge bei der Caritas und diversen gemeinnützigen Startups. Anfang 2018 hat sich Severin als Excel-Berater selbständig gemacht.[S3] 

INARA: War Excel für Dich schon in der Schul- oder Studienzeit ein Thema?
Severin: Im Theresianum hatten wir den Gegenstand Textverarbeitung, da wurde Excel aber nur gestreift, es ging eher um Schreiben in Microsoft Word. Nach der Matura beim Zivildienst hatte ich dann erstmals ansatzweise mit Excel zu tun. Mein Vorgänger in der Zivildienst-Serviceagentur, in der ich arbeitete, war in Excel besonders versiert, was bei Kollegen und Vorgesetzten sehr gut ankam. Das hat mir zum ersten Mal gezeigt dass Excel-Kenntnisse wertvoll sind. An der WU war Excel während des Bachelor-Studiums gar kein Thema, erst im Masterstudium hat es an Relevanz gewonnen.

INARA: Wie hast Du Excel konkret gelernt?
Severin: Ich habe mich – auch bei den Praktika, die ich während des Studiums machte – Schritt für Schritt eingearbeitet und bin dabei immer besser geworden. Angespornt haben mich auch Master-Studienkollegen, die teilweise viel besser waren als ich. Das hat mich einerseits ein bisschen eingeschüchtert, aber auch meinen Ehrgeiz geweckt. Ich habe sozusagen „Lunte gerochen“ und hatte Vorbilder, im Speziellen einen Freund und Kollegen. Im Endeffekt habe ich Excel in meinen WU-Studien nicht gelehrt bekommen, sondern habe es Peer-to-Peer gelernt – heute ein großer Kritikpunkt von mir am damaligen Lehrangebot. Im Statistikkurs, der Teil des Masterprogramms war, mussten wir Excel zwar anwenden – ohne aber Excel-Instruktionen von Lehrerseite zu bekommen. Bei meiner Masterarbeit konnte ich schließlich mein Excel-Wissen erstmals in großem Stil und kreativ einsetzen, um die Interviews, die ich geführt hatte, mit Hilfe des Programms auszuwerten. Damals hatte ich zum ersten Mal bewusst Freude und Spaß an Excel. Auch meinen Studienfortschritt hatte ich bereits damals mit Excel dokumentiert und ausgewertet.

INARA: Was genau bietest Du an?
Severin: Mein Angebot umfasst Microsoft-Excel-Kurse, Excel-Einzeltrainings sowie Excel-Arbeiten und -Tools. KursteilnehmerInnen erfahren von mir Tipps, Tricks und Shortcuts, um effizienter und mit mehr Freude in Excel zu arbeiten – „Aha-Momente“ inklusive. Für Organisationen maßschneidere ich automatisierte Excel-Tools oder bringe Ordnung in deren Listen, wenn diese wie Kraut & Rüben aussehen. Workshops dauern bei mir zwischen zwei und vier Stunden, danach lässt erfahrungsgemäß die Aufnahmefähigkeit rapide nach. Die Teilnehmerzahl bei meinen Kursen liegt zwischen fünf und 25 – je kleiner desto besser. Alle werden von mir aufgefordert, sich aktiv zu beteiligen und Fragen zu stellen. Von den Fragen der KursteilnehmerInnen profitiere auch ich, weil ich mich dadurch weiterentwickeln kann und dazulerne. Außerdem lockert eine rege Interaktion den Kursablauf auf. Einzeltrainings, die ich ebenfalls anbiete, sind mir am liebsten, weil ich mich da am besten auf die jeweilige Person einstellen kann.

INARA: Und wer gehört zu Deiner Zielgruppe?
Severin: Meine Hauptzielgruppe sind junge Menschen und Sozialorganisationen. Vereine, Ein-Personen-Unternehmen sowie Führungskräfte und Manager unterstütze ich aber auch gerne mit meinem Angebot. Während die meisten meiner Workshop-TeilnehmerInnen ihr Excel-Wissen erweitern möchten, um im Rahmen ihrer beruflichen oder studentischen Tätigkeit diverse Reports und Listen effizienter und zeitökonomischer zu erstellen, biete ich auch Einzeltrainings für Personen, die private Dinge in Excel-Tabellen fassen wollen, an. Das können Einnahmen & Ausgaben sein, Zeitmanagement- oder sonstige Aufstellungen. Im Gegensatz zum Word-Programm bietet Excel von vornherein Ordnung und Struktur und man kann mit wenig Aufwand viel erreichen und Dinge variabel gestalten. „Mit diesem Trick reduziert sich meine Arbeit gefühlsmäßig von drei auf 1 Tag“, brachte ein ehemaliger Kollege von mir die Vorteile von Excel auf den Punkt.

INARA: Es gibt jede Menge Anbieter und Kurse, die Excel-Wissen vermitteln. Wieso bist Du Deiner Meinung nach der „bessere“ Excel-Berater?
Severin: Die meisten BeraterInnen haben eine IT-mäßige Ausbildung und sind extrem IT-affin. Bei mir ist das nicht der Fall. Ich habe kein IT-Studium und mir meine Excel-Kenntnisse in einer Mischung aus Eigen-Lernen, Peer-to-Peer-Learning, Arbeitserfahrungen und jüngst 3 Excel-Kursen angeeignet. Diese Mischung macht mich auch aus. Daher spreche ich mehr die Sprache meiner KursteilnehmerInnen und kann sie eher dort abholen, wo sie stehen. Das möglichst einfache und verständliche Erklären von Inhalten habe ich sicherlich durch meine Freiwilligen-Erfahrungen im Sozialbereich in der Deutsch-Nachhilfe entwickelt. Kommuniziere einmal mit einem jungen afghanischen Flüchtling, der praktisch nicht deine Sprache spricht – das hat mich an die Grenzen der Kommunikation gebracht.

INARA: Wie gestaltest Du den Unterricht?
Schwarzer: Bei mir braucht niemand Angst haben, sich zu blamieren, ich werfe auch nicht mit Fachbegriffen um mich – wobei ich mich da auch noch verbessern könnte. Meistens unterliege ich aber nicht dem „Curse of Knowledge“, denke ich, und kann gerade deshalb Leuten etwas beibringen, die von Excel noch nie etwas gehört haben. Ich fordere meine KursteilnehmerInnen auch gleich zu Beginn auf zu fragen, wenn etwas unklar ist. Mir scheint aber, dass es da leider gewisse Hemmungen gibt. Ich denke, dass jede/r, die/der Interesse dafür aufbringt, in Excel Fortschritte machen kann.

INARA: Hast Du so etwas wie einen USP? Und wie ist das Echo bei den KursteilnehmerInnen?
Severin: Mein USP besteht darin, dass ich Menschen mag, selbst eher sprachgesteuert bin, außerdem zuhören und gut kommunizieren kann. Das erlaubt mir, Fragen verständlich und individuell zu beantworten und die Probleme auf den Punkt zu bringen. Man könnte mich also vielleicht als Excel-Kommunikator[S4]  bezeichnen. Meine GesprächspartnerInnen sollen sich wohl fühlen und nicht – etwa durch zu viel Fachchinesisch – überfahren werden. Ich hoffe dass das ankommt.

INARA: Welche Preise verlangst Du für Deine Dienstleistung?
Severin: Ich habe zur Preisgestaltung einen gemeinnützigen Zugang. Warum sollte ich StudentInnen oder sozialen Organisationen viel Geld abnehmen? Ich möchte mir aber keinesfalls das Schild „Social Entrepreneur“ umhängen, damit fange ich nichts an. Ich bin bescheiden und agiere so, wie es meinen Werten entspricht. Ich verurteile aber niemanden, der einen anderen Zugang hat. [S5] 

INARA: Was können Führungskräfte und Manager bei Dir lernen? Welchen Nutzen hat Excel für sie?
Severin: Mein Motto ist: Achieve more in less time in Excel. Davon bin ich überzeugt. Das ist das, was ich den Leuten zeige. Das gilt auch für Führungskräfte, Manager und Aufsichtsräte. Je nach Niveau, kann ich ihnen vermutlich noch etwas beibringen – seien es mächtige, aber unbekannte Tricks und Tools, um in Excel mit Daten umzugehen, erweiterte Formeln und Funktionen, um Daten auszuwerten und eine Übersicht zu bekommen, oder die Erstellung von sogenannten Makros, um Abläufe zu automatisieren. Grundsätzlich kann man in Excel viel leichter eine Struktur hineinbringen, als in Word. Wenn ich in Excel etwas gut aufgesetzt habe und nachträglich etwas ändern will, muss ich das evtl. nur einmal tun, in Word hingegen Punkt für Punkt. Auch für jede Art von Recherchearbeit – sei es für einen Presseartikel, für ein Buch oder eine sonstige Aufbereitung eines Sachverhalts – ist Excel DAS geeignete Tool, ebenso für jede Form des Wissensmanagements.

INARA: Hast Du neben Deinem aktuellen Angebot noch weitere Pläne?
Severin: Wenn man Excel nicht anwendet, vergisst man das Erlernte leider relativ schnell. Ich überlege daher, eine Art Formelsammlung mit Excel-Tipps herauszugeben. Gemeinsam mit einem Co-Working-Space-Kollegen im Impact Hub ist auch die Gründung einer Excel-„Community“ als Treffpunkt ehemaliger Kurs- und TrainingsteilnehmerInnen möglich. Sie könnten dort ihre Erfahrungen austauschen, Stichwort Peer-to-Peer-Learning, und ich und andere AdministratorInnen könnten Fragen beantworten und Inputs geben. Schließlich steht auch eine erweiterte Formelsammlung im Raum, ein „Spend less time in Excel“-Ratgeber, im Notizbuch-Format oder Ähnlichem.

INARA: Was bedeutet Excel für dich noch?
Severin: Excel ist für mich eine Art Refugium. Das ist ganz wichtig. Ich habe das im Laufe meiner Arbeitserfahrungen gemerkt. Ich erhole mich wenn ich mich mit Excel zurückziehe. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, aber ich bin genauso gerne alleine – und brauche beides. Meine besten Ideen habe ich, wenn ich mich in Excel-Sheets vertiefe, dann sprudeln auf einmal die Einfälle, Verknüpfungen und Lösungen nur so.

Kontakt: severin.schwarzer@gmail.com

Angebot: Siehe beiliegendes pdf