Interview: BHDT – ein „Hidden Champion“ im Blickpunkt

Interview: BHDT – ein „Hidden Champion“ im Blickpunkt

Last Updated on 2019-02-06
 

Die Firma Böhler Hochdrucktechnik (BHDT) war in den 80er- und 90er-Jahren mit der Produktion von Ventilen und Pumpen für Hochdruckanlagen zur Kunststoffherstellung allseits bekannt. Im Jahr 1996 von Dr. Harald J. Aichhorn übernommen, steht der Name heute für Best High Pressure & Drilling Technology. Ein Unternehmen der Old Economy hat sich über die Jahre zur Hochtechnologiefirma weiterentwickelt und ist zum Weltmarktführer auf seinem Gebiet geworden. Dr. Aichhorn erläuterte im Gespräch mit INARA ausführlich seine Unternehmensperspektiven als Eigentümer und Holdinggeschäftsführer.

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Die Firma Böhler Hochdrucktechnik (BHDT) war in den 80er- und 90er-Jahren mit der Produktion von Ventilen und Pumpen für Hochdruckanlagen zur Kunststoffherstellung allseits bekannt. Im Jahr 1996 von Dr. Harald J. Aichhorn übernommen, steht der Name heute für Best High Pressure & Drilling Technology. Ein Unternehmen der Old Economy hat sich über die Jahre zur Hochtechnologiefirma weiterentwickelt und ist zum Weltmarktführer auf seinem Gebiet geworden. Dr. Aichhorn erläuterte im Gespräch mit INARA ausführlich seine Unternehmensperspektiven als Eigentümer und Holdinggeschäftsführer.

INARA: Was unterscheidet Sie als Eigentümer-Geschäftsführer von den Fremdgeschäfts-führern in der Aichhorn Gruppe?
Aichhorn: Die Geschäftsführer der Tochterfirmen BFT GmbH, Hitzinger GmbH und Völkl GmbH haben mein vollstes Vertrauen und einen großen Entscheidungsspielraum. Den Unterschied sehe ich eher bei den auf Eigentümerebene zu treffenden Entscheidungen. Diese werden bei uns auf direktem Weg getroffen, dadurch können wir rasch und flexibel sein. Das sehe ich als großen Vorteil dieser Firmenstruktur an.

Aber sicher sind Fremdbesetzungen immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Ich setze bei Geschäftsführerbestellungen in der Gruppe grundsätzlich auf langjährig bewährte Mitarbeiter und bin damit summa summarum gut gefahren. Ich glaube nicht, dass die Sicherheit bei einem Familienmitglied, das Geschäftsleitungsverantwortung übernimmt, größer ist. Dass viele Nachfahren „Pflaumen“ sind, hat sich doch oft genug gezeigt.

Auch wenn ich die unternehmerische Letztverantwortung habe, so erwarte ich von den Mitarbeitern der nächsten Ebene, dass sie wie Selbstständige denken und bei ihren Entscheidungen keinen Unterschied machen, ob diese für eigene oder fremde Rechnung erfolgen. Umgekehrt würde ich als Fremdgeschäftsführer bei meinen Entschlüssen genauso handeln wie als Eigentümergeschäftsführer.

INARA: Wie motivieren Sie Ihr Management?
Aichhorn: Jeder der bei mir arbeitet weiß, dass ich ein Unternehmer mit Herz, Seele und Leidenschaft bin. Das überträgt sich auf die Mitarbeiter.

Ich bin ein Chef zum Anfassen und bin mir für keine Arbeit zu gut. Auch das ist ansteckend.

Aber ich gebe natürlich auch Leistungsanreize. Für die Entscheidungsträger – das sind neben meinen Geschäftsführern die Leiter der Bereiche Vertrieb, Technik, Produktion und Finanzen – gibt es schon seit Jahren ein Prämiensystem in Form von zusätzlichen Monatsgehältern.

Auch was Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbelangt, bin ich großzügig. Mein Angebot eines mehrwöchigen Managementkurses in den USA wird gerne angenommen.

Sie sehen, es ist ein Geben und Nehmen und alle kommen auf ihre Rechnung. Dass die Fluktuation auf allen Unternehmensebenen sehr gering ist zeigt mir, dass ich etwas richtig mache.

INARA: Es sind aber doch sicher auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, nicht wahr?
Aichhorn: Ja sicher. Unternehmer zu sein ist oft kein Sonnenscheinjob, auch wenn das viele Leute glauben.

Ich räume aber durchaus ein, dass ich als Eigentümer wahrscheinlich eine noch größere Triebfeder habe, aus dem Ruder gelaufene Angelegenheiten rasch und zügig zu erledigen als ein angestellter Geschäftsführer.

INARA: Wie wichtig sind Risikomanagement-Systeme bei der Aichhorn Gruppe?
Aichhorn: Derzeit gibt es keinen großen Bedarf. Ich kenne alle Leitungsmitarbeiter persönlich, viele sind seit der Übernahme dabei. Es gibt eine große wechselseitige Vertrauensbasis. Einige meiner Mitarbeiter haben sogar Einzelprokuren. Bei uns herrscht das Prinzip der Arbeitsteilung und es gibt eine gute Altersdurchmischung.

Ich delegiere viel, aber kontrolliere auch, ob und in welcher Form die Dinge erledigt werden. Das heißt nicht, dass bei mir keine Fehler gemacht werden dürfen. Ich erwarte aber, dass dann ein Lernprozess einsetzt und wesentliche Fehler nicht wiederholt werden. Das funktioniert grundsätzlich sehr gut.

Bei uns gibt es eine ausgeprägte Teamzusammenarbeit, auch meine Tür steht immer offen. Wir pflegen einen laufenden Informationsaustausch und auftretende Chancen und Risiken werden gemeinsam diskutiert. Das ist meine Art von Risikomanagement.

Bevor ich mich aber in nicht allzu ferner Zukunft aus der Holdinggeschäftsführung zurückziehe, werde ich rechtzeitig für die Einrichtung formalisierter Systeme und Prozesse sorgen.

INARA: Industrie 4.0 – eine Chance oder ein Risiko?
Aichhorn: So wie alle anderen Industrieunternehmen auch stecken wir in der Transformation schon mittendrin, man nehme nur die Automobilzulieferanten her. Natürlich ändert sich viel, vor allem was neue Multitasking-Anforderungen an die Menschen, die die Maschinen bedienen, betrifft.

Letzten Endes geht es bei Industrie 4.0 doch darum, dass mit weniger Personaleinsatz die Produktivität gesteigert, die Qualität verbessert und die Stückkosten gesenkt werden sollen. Aus unternehmerischer Sicht sehe ich das als Chance. Ich bin auch überzeugt, dass die Digitalisierung der Produktion neue Produktentwicklungen und –innovationen anstoßen wird, die ihrerseits wieder von Menschen gesteuert werden müssen. Das ist die Chance für die Mitarbeiter.

Es gibt aber keine Chance ohne Risiko. Was Cybergefahren anbelangt, müssen wir alle auf der Hut sein. In unserem Industrie 4.0-Projekt ist das ein Thema, dem wir großes Augenmerk schenken.

INARA: Woran machen Sie Geschäftserfolg konkret fest?
Aichhorn: Umsatz und Auftragseingang sind für mich die wichtigsten Indikatoren, um zu wissen, ob das Unternehmen läuft oder nicht. Derzeit bin ich mit dem Geschäftsgang zufrieden.

Das Interview führte Dr. Brigitta Schwarzer, MBA
Mehr zur BHDT GmbH: www.bhdt.at