Interview: „The Power of Print“

Interview: „The Power of Print“

Last Updated on 2020-01-20
Ing. Doris Wallner-Bösmüller führt seit 2009 die von ihren Eltern gegründete Bösmüller Print Management GmbH & Co. KG. Das Druckereiunternehmen setzt stark auf Beratung, Innovation und Kreativität. Umweltschutz wird bei Bösmüller ebenso aktiv gelebt wie Diversität im Führungsteam.

INARA: Bitte stellen Sie uns zunächst die Druckerei Bösmüller Print Management kurz vor.
Ing. Doris Wallner-Bösmüller: Das Unternehmen wurde 1978 von meinen Eltern, Hilda und Franz Bösmüller, gegründet und ist bis heute im Familienbesitz. Mittlerweile haben wir im Unternehmensverbund drei Standorte: Stockerau, Wien und Krems. Insgesamt beschäftigen wir derzeit 62 Mitarbeiter. Unser Leistungsangebot reicht vom klassischen Offsetdruck über Etiketten- und Feinkartonagendruck bis zum Digitaldruck. Unsere Kunden sind Banken, Versicherungen, Produktions- und Handelsunternehmen von Near & Nonfood bis Kosmetik & Healthcare, Agenturen, Kreativwirtschaft, Verlage und öffentliche Institutionen. Der Umsatz lag zuletzt bei 12,5 Millionen Euro p.a.

INARA: Welche Ausbildung haben Sie absolviert und wann sind Sie bei Bösmüller eingestiegen?
Wallner-Bösmüller: Nach meiner Ausbildung zur Druck- und Medienfachfrau an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und ein paar „Lehrjahren“ in einem renommierten Wiener Druckvorstufenbetrieb bin ich 1994 ins Familienunternehmen eingestiegen und begleitete die wirtschaftliche Expansionsphase dieser Zeit. Marketing, PR und Personalentwicklung waren in dieser Phase die zentralen Aufgaben. Es zog mich jedoch noch zu anderen Themen und so absolvierte ich Ausbildungen in den Bereichen Coaching, Beratung, Kommunikation, Pädagogik und Psychologie und gründete daraufhin 2005 die Akademie „Saphiris“ als Plattform für inneres Wachstum und dessen Manifestation im Außen. Meine Eltern waren verständlicherweise weniger begeistert, als ich damals Bösmüller verlassen habe, sie haben meine Entscheidung aber respektiert. Im Jahr 2009 bin ich ins Familienunternehmen zurückgekehrt und stellte mich nicht nur den wirtschaftlichen Herausforderungen in einer schwierigen Zeit und Branche, sondern auch der klassischen Nachfolgethematik eines Familienunternehmens. Seit 2016 leite ich die Druckerei gemeinsam mit Markus Purker, der ebenfalls aus der Druckereibranche kommt.

INARA: Druckereien gehören ja zur old economy und es gab in der Branche zuletzt auch einige Pleiten. Wie kann ein Druckunternehmen in der heutigen Zeit erfolgreich sein?
Wallner-Bösmüller: Natürlich hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert. Die Branche wurde durch die Wirtschaftskrise erschüttert, es herrschen harter Wettbewerb und Preisdruck. Wir haben es aber geschafft, unsere Eigenständigkeit zu bewahren. In unserem Geschäft hat man dann Erfolg, wenn man kreativ und innovativ ist und immer am Puls der Zeit bleibt. Wir punkten bei unseren KundInnen mit hoher Beratungs- und Umsetzungskompetenz. Als Wirtschaftscoach, Trainerin und Humanenergetikerin habe ich außerhalb des Unternehmens viele Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet und diese Erfahrung und dieses Wissen ist mir in der Führung ein wesentlicher Vorteil.

INARA: Ist Print in Zeiten der Digitalisierung nicht schon längst ein Auslaufmodell?
Wallner-Bösmüller: Das kann ich nicht beobachten. Wichtig ist, dass das Print-Produkt in das gesamte Content-Marketing eingebaut wird. Print und Digital in der Kommunikation zu kombinieren hat sich als besonders effizient erwiesen. Print hat gegenüber rein digitalen Lösungen viele Vorteile, die gedruckten Produkte berühren durch das haptische Erlebnis die Sinne, sind nachhaltiger, weil sie mehrere Personen lesen können – wenn nötig mehrmals – und die Inhalte bleiben erwiesener Maßen besser in Erinnerung. Nicht zuletzt werden Printprodukte auch stärker als wertvolle und wertschätzende Kommunikation wahrgenommen. Natürlich müssen dabei Form, Farbe und Material zur Zielgruppe und zum „Storytelling“ passen.

INARA: Wie wichtig ist Innovation in Ihrem Business und gibt es dafür Produktbeispiele aus Ihrem Haus?
Wallner-Bösmüller: Natürlich muss man beim Maschinenpark mit der Zeit gehen. Das allein reicht aber nicht. Innovationen entstehen auch im Drucksorten- und Verpackungsbereich durch Offenheit, Neugier, Forschergeist und den Willen, sich mit aktuellen Trends auseinanderzusetzen und dazu auch mit Menschen unterschiedlichster Kompetenzbereiche zusammenzuarbeiten. Unsere MitarbeiterInnen haben schon viele kreative Lösungen „konzipiert“ wie Adventkalender in Mehreckform, Fußballstadien, VIP Einladungen sowie faltbare Blumenvasen aus recycelbarem und wasserdichtem Polypropylen kreiert. Ein weiteres Beispiel ist die praktische Karton-Verpackung „Wurst-To-Go“, in der Würstel, Senf, Ketchup, die Semmel und auch die Serviette Platz finden. Für den „Cooking-Spoon“, der aus dem Holz von Barrique-Weinfässern gefertigt wird, erhielt unser Unternehmen vor einigen Jahren sogar eine Auszeichnung für die außergewöhnliche Verpackung, die von uns entwickelt und produziert wurde.

INARA: Das Umwelt- und Klimathema wird immer wichtiger. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit um?
Wallner-Bösmüller: Umweltschutz wird von uns aktiv gelebt. Wir stellen im Rahmen der „Bösmüller-for-Climate-Initiative“ als erste und einzige Druckerei Österreichs alle Produkte CO2-neutral her. Davon profitieren sowohl unsere Kunden als auch die Umwelt. Den durch die Produktion von Drucksorten und Verpackungen entstandenen CO2-Ausstoß, den man nicht vermeiden kann, kompensieren wir einerseits über die ständige Reduktion unserer eigenen CO2-Emissionen und andererseits über eine Förderung von zertifizierten Klimaprojekten. So investieren wir in den Aufbau von Wasserkraftwerken in Indien und Uganda sowie in eine Photovoltaikanlage in Indien. Über alle diese Projekte gibt es umfangreiche Dokumentationen. Wir sind seit vielen Jahren Träger des Österreichischen Umweltzeichens, des EU-Ecolabels und produzieren mit PFC und FSC-zertifizierten Papieren aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

INARA: Das Plastiksackerl wird bald Geschichte sein. Welche alternativen Verpackungslösungen bieten Sie Ihren KundInnen aus der Lebensmittelbranche an?
Wallner-Bösmüller: Wir arbeiten an zahlreichen Entwicklungsaufträgen für neuartige Kartonverpackungen, die vor allem bei Obst und Gemüse das bisher verwendete Plastik weitgehend ersetzen sollen. Zunächst werden Kleinserien getestet, erst dann läuft die Serienproduktion an. Die neuen Lösungen müssen natürlich sowohl lebensmittelkonform als auch umweltverträglich sein. Innovative Verpackungen werden auch für das wachsende Segment der Online-Bestellungen im Lebensmittel-Einzelhandel benötigt.

INARA: Sie führen seit einigen Jahren das Unternehmen gemeinsam mit einem Co-Geschäftsführer. Wie funktioniert das?
Wallner-Bösmüller: Ich glaube, dass es für ein Unternehmen sehr positiv ist, wenn es mit männlichen und weiblichen Führungsqualitäten geführt wird. Markus Purker ist Verkaufsleiter und für Technik und Produktion zuständig, meine Schwerpunkte liegen auf Werbung, Marketing und Personalentwicklung. Alle wesentlichen Entscheidungen treffen wir nach dem Vier-Augen-Prinzip.

Website: www.boesmueller.at


@ Helmut Wallner

Autorin: Brigitta Schwarzer