Prinzip „Gratitude“: Dankbarkeit macht erfolgreicher!?

Prinzip „Gratitude“: Dankbarkeit macht erfolgreicher!?

Last Updated on 2018-03-12

LinkedIn Post von Dr. Ferri Abolhassan

Gegentrends sind eine interessante Sache. Dass es sie gibt, zeigt letztlich, wie stark manche Entwicklungen unser Leben verändert haben bzw. immer noch tun. Wie eben die Digitalisierung – und alles, was damit einhergeht: Geschwindigkeit, Schnelllebigkeit, das Gefühl, 24/7 online zu sein. Nicht überraschend, dass es Strömungen gibt, die auf Konkretes und aufs Innehalten fokussieren. So spricht zumindest Trendforscher Matthias Horx von einer neuen Sehnsucht nach anfassbaren Dingen. Die Achtsamkeitswelle gehört auch dazu. Und erst vor wenigen Tagen habe ich von „Gratitude“ gelesen. Offenbar auch so ein „Gegentrend“.

Worum geht’s dabei? Renommierte Wissenschaftlicher – Hirnforscher, Wirtschaftswissenschaftler, Psychologen – untersuchen verstärkt die Effekte gelebter Dankbarkeit, auf Englisch „Gratitude“. Inzwischen gibt’s eine Reihe von Tests, Studien und neuronalen Messungen. Am Ende des Tages sind sich alle einig: Es zahlt sich aus, dankbar zu sein – für die großen wie die kleinen Dinge im Leben. Zusammengefasst drehen sich die Diskussionen um drei Thesen: Erstens: Dankbarkeit macht nicht nur glücklicher, sondern auch erfolgreicher im Job. Zweitens: Dankbarkeit kann man trainieren. Und drittens: Je öfter man Dankbarkeit trainiert, desto besser fürs Gehirn.

Tobias Rahm, Psychologe und Glücksforscher an der TU Braunschweig, ist überzeugt: „Es gibt Gewohnheiten, die man aufbrechen kann, was dazu beiträgt, dass man häufiger schöne Erfahrungen macht.“ Es bringt nichts, sich über die Schlange an der Supermarktkasse zu ärgern oder den Stau auf dem Heimweg. Dafür biete jeder Tag was Positives, wenn man nur achtsam sei und genau hinschaue. Und dafür kann man dann dankbar sein. Ist nicht wirklich neu die Erkenntnis, muss man sich aber immer wieder bewusstmachen.

Interessanter schon: Je öfter man Dankbarkeit übt, umso stärker aktiviert man bestimmte Hirnregionen. Was das Gehirn positiv beeinflusst. Forscher von der University of Indiana haben das anhand von entsprechenden neurobiologischen Veränderungen über nen Hirnscan belegt.

Und ein positiv eingestelltes Gehirn ist der Schlüssel für Erfolg, sagt Shawn Achor, ein Ex- Harvard-Professor, der etliche Konzerne und Regierungsorganisationen berät. Er hat rausgefunden, dass unser Hirn in positivem Modus rund 30 Prozent produktiver ist als in negativem.

„Das Gehirn funktioniert in einem positiven Zustand signifikant besser als in einem neutralen oder negativen Zustand. Die Intelligenz ist höher, die Kreativität verstärkt sich, die Energielevel steigen an”, so Achor. „Wenn wir einen Weg finden, im gegenwärtigen Moment positiv zu sein, dann funktioniert unser Gehirn besser, sodass wir in der Lage sind, härter, besser und intelligenter zu arbeiten.“

Das Beste daran: Zwei Minuten täglich würden schon genügen, um das Gehirn umzuprogrammieren. Nach drei Wochen arbeite es optimistischer und erfolgreicher. Achor empfiehlt dafür die Tagebuch-Methode: Jeden Tag kurz drei Dinge aufschreiben, für die man dankbar ist. Dann würde unser Hirn anfangen, den Alltag erst nach positiven (und nicht nach negativen) Dingen abzuklopfen. Dankbarkeit lässt sich also trainieren, wie ne Art Muskel.

Es gibt aber noch mehr positive Effekte: Die US-Professoren Robert Emmons und Michael McCullough haben in einer Studie gezeigt: Wer positive Dinge regelmäßig reflektiert, ist messbar leistungsfähiger. Nach zehn Wochen war die Gruppe, die jeden Tag aufgeschrieben hat, wofür sie dankbar ist, optimistischer, motivierter und fitter als eine zweite Gruppe, die notiert hatte, was schlecht gelaufen war.

Andere Forschungsergebnisse sagen, dankbare Menschen können Probleme besser lösen und lernen schneller. Wieso das? Gibt dafür die „Broaden-and-build-Theorie“: Positive Emotionen verändern wohl unser Denken und Handeln. So entstehen auch neue Ideen und Beziehungen. Und mit der Zeit steigen meine Denk- und Handlungsoptionen.

Außerdem sollen dankbare Menschen geduldiger und somit erfolgreicher sein. Hat 2014 der Psychologe David DeSteno von der Northeastern University mit Kollegen nachgewiesen. Die Erklärung: Dankbare können demnach eher der Versuchung auf kurzfristige Gewinne widerstehen. Und machen letztlich höhere Gewinne. Denn, auch das ist wissenschaftlich untersucht, viele Menschen wollen lieber eine sofortige Belohnung, trotz der Aussicht auf höhere Gewinne zu nem späteren Zeitpunkt.

Last but not least sei das Nachdenken über positive Momente gut für mehr physische Widerstandsfähigkeit – Fachbegriff „Resilienz“: Dankbare Menschen können demnach Krisen leichtern meistern. Erklärung: Es sei quasi unmöglich, dankbar und frustriert gleichzeitig zu sein, so die Wissenschaftler.

Wie kann man Dankbarkeit also trainieren?

Die Tagebuch-Methode hab ich schon genannt.
Gibt auch eigene Apps: Etwa „Gratitude & Happiness Journal“, „hiMoment“ oder „Grid Diary“. Die helfen dabei, positive Momente bewusst zu machen.
Geht aber auch mit analogen statt digitalen Gedächtnisstützen: Der Ex-CEO eines Beratungsunternehmens hatte angeblich immer fünf Münzen in seiner Jackentasche. Hat er einen Mitarbeiter für dessen guten Job gelobt, hat er eine Münze in die andere Tasche gesteckt. Abends sollten alle Münzen rüber gewandert sein. So hat er Dankbarkeit zum täglichen Ritual gemacht und verinnerlicht.
Oder man sucht sich einfach Triggerpunkte im Alltag und denkt in diesen Momenten nach, wofür man dankbar ist: in der Firma im Aufzug oder auf dem Heimweg an der roten Ampel.
Einfach mal machen, würde ich sagen.

Quelle: LinkedIn Post von Dr. Ferri Abolhassan, 01.03.2018

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