20 Sep Raus aus der Karrierefalle
Last Updated on 2018-09-20
Im Haftungsfall verlieren Manager meist ihren Job. Das Karriereende muss das aber nicht bedeuten. Personalberater Claus Verfürth sagt, warum eine Karriereberatung gerade in einer solchen Krise wichtig ist.
Herr Verfürth, kaum ein Tag vergeht, an dem die Medien nicht über Manager berichten, gegen die der Staatsanwalt ermittelt oder die ihrem Unternehmen Schadensersatz zahlen sollen. Ist das Haftungsrisiko für Manager gestiegen?
Claus Verfürth: Ja, das kann man so sagen. Im Verlauf der letzten fünf Jahre hat in Deutschland die Zahl der Manager, die in den Sog von behördlichen Ermittlungen geraten oder die sich mit Schadensersatzforderungen auseinandersetzen müssen, deutlich zugenommen. In der Konzernwelt genauso wie im Mittelstand.
Wie häufig kommt es vor, dass betroffene Manager bei Ihnen als Karriereberater anklopfen?
Verfürth: Glücklicherweise sind solche Erwerbsbiografien immer noch die Ausnahme. Aber ja, solche Anfragen mehren sich.
Welche Chancen haben sie auf dem Arbeitsmarkt?
Verfürth: Auch Manager, die in einen Haftungsfall geraten sind, haben durchaus ihre Chancen. Die Frage, die sich stellt, ist, wann der richtige Zeitpunkt für die Suche nach einem neuen Job gekommen ist. Einerseits ist es schwer, einen Arbeitgeber davon zu überzeugen, jemanden als neuen Geschäftsführer oder Vorstand einzustellen, wenn noch ein Verfahren gegen ihn läuft. Andererseits halte ich es für sehr wichtig, dass betroffene Manager sich frühzeitig mit ihrer Neupositionierung beschäftigen. Der Manager sollte hier das Heft des Handelns in der Hand halten. Auf keinen Fall darf er sich verstecken, auch wenn ihm vielleicht danach zu Mute wäre. Gerade in einer ungeklärten Situation ist die richtige Kommunikation in den Markt und in Richtung der eigenen Kontakte sehr wertvoll.
Was können Manager tun, deren Haftungsfall dauerhaft ins Blitzlichtgewitter gerät?
Verfürth: Eine öffentliche Berichterstattung erschwert natürlich die berufliche Neuorientierung. Nicht deshalb, weil den Manager eine größere Schuld trifft, sondern weil sich viele Menschen – oft ohne jegliche Detailkenntnis – ein Urteil erlauben. Selbst wenn ein potentieller neuer Arbeitgeber einem Kandidaten, der in einen Haftungsfall verstrickt war, gerne einstellen würde, macht es ihm am Ende diese stigmatisierende Haltung der Öffentlichkeit schwer, sich für den Kandidaten zu entscheiden.
Der Gerichtssaal der Öffentlichkeit lässt sich schwer beeinflussen. Was setzen Sie dagegen?
Verfürth: Ich finde es wichtig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass es im Grunde jeden treffen kann. Jedem Manager können Fehlentscheidungen unterlaufen. Wer vorsätzlich gegen geltendes Recht verstößt, muss natürlich dafür auch die Konsequenzen tragen. Doch Vorverurteilungen und eine grundsätzliche Stigmatisierung sind fehl am Platz. Auch hier ist es wichtig und richtig, den Einzelfall zu prüfen.
Welche unterstützenden Maßnahmen bieten Sie als Karriereberater an?
Verfürth: Zuerst gilt es die Frage zu klären, wie eine sinnvolle Kommunikation in Richtung des beruflichen Umfelds, der persönlichen Kontakte, aber auch in Richtung der Familie und des sozialen Umfelds aussehen kann. Je präsenter in den Medien, desto schneller müssen hier Strategien her, um ein Reputationsmanagement aufzubauen. Danach folgt der intensive Austausch über die weitere Karriereentwicklung. Im Coaching setzt sich der Manager mit den eigenen Erfahrungen und Erfolgen auseinander. Am naheliegendsten sind Wiedereinstiegszenarien, in denen der Manager an das angeknüpft, was er schon in der Vergangenheit erfolgreich getan hat, nur in einem anderen Unternehmen.
Erhalten Betroffene wirklich die Chance, wieder als angestellter Topmanager zu reüssieren? Sind nicht die meisten von ihnen gezwungen, sich als Unternehmensberater oder Immobilienmakler selbstständig zu machen?
Verfürth: Der Wiedereinstieg ins Topmanagement kann gelingen und hierzu tragen üblicherweise Kontakte aus der Vergangenheit bei. Sicher gibt es auch die Möglichkeit, sich als Berater selbstständig zu machen oder auch ganz andere Wege einzuschlagen – weit weg von der ehemaligen Profession. Geschieht das aus eigener Überzeugung und auf eigenen Wunsch, ist dagegen nichts einzuwenden. Wenn es aber nur eine „Notlösung“ ist, wäre es schade. Eine selbstständige Tätigkeit kann aber auch eine gute Möglichkeit sein, Gras über die Sache wachsen zu lassen, um sich später wieder in den „traditionellen“ Markt zu begeben.
„Der Manager darf sich auf keinen Fall verstecken. Auch wenn ihm vielleicht danach zu Mute wäre.“
Claus Verfürth
E-Mail: verfuerth@theboardroom.de
Webpage: www.theboardroom.de
Blog: www.topmanager-blog.de
Claus Verfürth ist Personalberater und Karrierecoach bei „The Boardroom“, der exklusiven Karriereberatung für Topmanager bei von Rundstedt.
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Howden ist ein versicherungsunabhängiger Spezialmakler für Managerversicherungen und kooperiert in Österreich u.a. mit INARA.