11 Apr Wo der Urlaub der Generation Y beginnt – und wohin er führt
Last Updated on 2018-04-11
Mag. Walter Senk
Was sind derzeit die großen Trends in der internationalen Hotellerie?
Soede: Prinzipiell haben wir es mit einer neuen Kundengruppe zu tun, den Millennials oder der Generation Y. Das sind die Menschen, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden. Sie sind sehr technikaffin und sie wollen betreut werden in einer „Hotel Customer Journey“. Es wird immer wichtiger, den Gast gesamthaft anzusprechen. Von der Hotelsuche über die Buchung, den Aufenthalt bis zur Bewertung. So können Hotelketten und Hoteliers wieder die Souveränität über alternative Anbieter in der Kommunikation wie Online-Travel-Agents und Networks wie Booking.com oder Airbnb zurückerobern.
Besonders wichtig sind aber die Investitionen in digitale Infrastruktur, Marketing und Partnerships. Die Hotels sind nur mehr die Destination – aber nicht nur dort wird der eigentliche Urlaub verbracht.
Das heißt, Urlaub beginnt schon viel früher.
Soede: Ja. Urlaub bedeutet, dass die Reise vor dem eigentlichen Start bereits mit einer Reise im Netz beginnt. Die Urlauber von morgen bewegen sich zunehmend zwischen den Sphären Freizeit und Arbeit und von ihnen wird auch das Thema Luxus neu definiert. Luxus ist im Urlaub wichtiger denn je.
Sie meinen aber damit nicht Fünf-Sterne-Hotels.
Soede: Genau. Luxus wird vom Gast neu verstanden. Diese Gäste suchen nach Authentizität, erklären Lebensqualität zum zentralen Ziel und setzen auf individuelles Wohlergehen. Zeit spielt dabei eine zentrale Rolle, aber auch das ganzheitliche Erlebnis. Urlaub wird immer mehr zur Reise zum Ich. Die vierte Dimension ist das Erlebnis.
Individualität heißt aber auch Individualität der Hotels.
Soede: Die Zukunft der Hotels liegt nicht zuletzt in der Nische und im Besonderen. Inspiration ist das Konzept für die Zukunft, und somit geht es vielmehr um die Software eines Hotels und als um die Hardware – also das Konzept. Der Ort, das Hotel und die Umgebung, die Architektur, die Rituale, die sich an einem Ort abspielen.
Den besten Hoteliers der Welt gelingt es schon lange, bei den Menschen Erinnerungen zu erzeugen. Dabei stehen die Themen Raum, Essen und Stil im Zentrum der Aufmerksamkeit. Bei den erlebnisorientierten Räumen geht es um die ganzheitliche sinnliche Wahrnehmung.
Im Mittelpunkt steht der Genuss, nicht die Ernährung. Das bedeutet, man muss eine Bühne schaffen, auf der die Speisen wirken. Inspirierende Räume erfüllen nicht nur Grundfunktionen, sondern sie wirken anregend und motivierend auf die Besucher, zum Beispiel konzentriert sich das Interesse auf die Entdeckung neuer Geschmäcker und Konsistenzen. Daher rücken auch neue Destinationen immer stärker in das Blickfeld.
Welche zum Beispiel?
Soede: Afrika. Wasserfälle, Wüsten, Wildtiere, Berge: Afrika ist der facettenreichste Kontinent der Welt und lockt Touristen aus aller Welt an. Millionen von Menschen profitieren davon. Ein Drittel der afrikanischen Bevölkerung sind Millennials! Millennials treffen Millennials! Millennials suchen das Unbekannte, Authentische, sind die neuen Globetrotter und Sehnsuchtszielstrebende. Allem voran reist man nach Namibia, Tansania, Kenia, Südafrika. Aber auch andere Länder kommen auf das Reise-Radar: Senegal, Côte d’Ivoire, Algerien und speziell Marokko.
Ist dies ein Grund, warum Ihr Unternehmen ein Büro in Marokko eröffnet hat?
Soede: Marokko und der Tourismus profitieren von einer stabilen politischen Konstellation. Seit 2011 wurde der demokratische Prozess weitergetrieben und ein Machtgleichgewicht erreicht. Der Tourismus in Marokko wuchs 2017 weiter und entspricht einem Wachstum von ca. zehn Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr. Marokko hatte 2017 erstmals elf Millionen Touristen, für das Jahr 2020 wurde das Ziel von zwölf Millionen Besuchern pro Jahr verabschiedet.
Unser Büro in Casablanca unterstützt nationale und internationale Immobilienentwickler und Investoren bei der professionellen Entwicklung von Hotels und Ferienanlagen. Auch die Repositionierung von bestehenden Hotels ist eine unserer Leistungen.
In Marokko sind ca. 24 Hotels/Resorts im Bau und 26 Hotelprojekte in der Pipeline. 2016 eröffnete André Heller rund 27 Kilometer von Marrakesch entfernt Anima – einen afrikanischen Garden Eden.
Was macht Marokko so besonders?
Soede: Man taucht ein in eine völlig andere Welt. Die marokkanische Kultur ist eine unvergleichliche Mischung aus arabischer Kultur, Berberkultur, jüdischer Kultur mit Einflüssen aus Spanien und Frankreich und natürlich Afrika.
Die Menschen sind immer nett und hilfsbereit. Von der Wüste bis an die Küste, es ist landschaftlich mit Worten nicht zu beschreiben.
Was sind die beliebtesten Ziele?
Soede: Wer früher Marokko besuchte, der reiste entweder in die Küstenstadt Agadir oder in das berühmte Marrakesch. Das scheint sich etwas zu ändern. Die Städte Tanger und Fès konnten das höchste Wachstum für sich verzeichnen. Die Besucherzahlen der Hafenstadt Tanger stiegen um 60 Prozent und jene der Kultur- und Islamstadt Fès um 44 Prozent. Gefolgt werden die Spitzenreiter von der Hauptstadt Rabat sowie Casablanca und Marrakesch.
Sie haben mit anderen Experten eine neue Hotelmanagement-Gruppe gegründet.
Soede: Die Century ist eine „Third Party Hotel Management Group“ und deckt das Management von Limited Service Brands der großen Hotelgruppen in CEE, SEE, CIS ab. Dazu gehören unter anderem Courtyard Marriott, Holiday Inn Express, Hampton by Hilton oder Ramada. Der Fokus liegt auf sekundären Städten oder kleineren Hauptstädten. Der Hoteleigentümer schließt einen Franchisevertrag mit der Hotelgruppe und einen Managementvertrag mit Century ab. Diese Konstruktion garantiert langfristige Qualitätskontrolle, Nachhaltigkeit und Profitabilität.
Dieser Beitrag ist am 26.02.2018 auf der Plattform Immobilien-Redaktion erschienen.
Mag. Walter Senk ist Herausgeber und Chefredakteur der Immobilien-Redaktion
Website: www.immobilien-redaktion.at