„Sustainable Finance“ aus der Sicht der FMA

„Sustainable Finance“ aus der Sicht der FMA

Last Updated on 2020-02-12
Die Notwendigkeit, zur Rettung des Planeten so rasch wie möglich eine ökologische Trendwende herbeizuführen, macht auch vor der Finanzwirtschaft nicht Halt. So werden etwa die durch den Klimawandel verursachten globalen Schäden bis Ende des Jahrhunderts dramatisch zunehmen.

Die Prognosen sind je nach angenommenem Ausmaß der Erderwärmung – die Rede ist etwa von 550 Billionen US-Dollar bei einer Erderwärmung von 3,7 Grad – erschreckend. Laut Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, finanziert das globale Finanzsystem derzeit Projekte, deren CO²-Ausstoß die Erderwärmung um mehr als 4 Grad Celsius erhöht.

Vor diesem Hintergrund und dem von der neuen EU-Kommission gestarteten „Green Deal“ setzte sich Helmut Ettl, Vorstand der FMA, im Klub der Wirtschaftspublizisten detailliert damit auseinander, welche Konsequenzen der Klimawandel für die europäische Finanzwirtschaft sowie deren Aufsicht haben wird. Wichtig dabei – um wirklich von „sustainablefinance“ sprechen zu können – waren ihm vor allem die Folgen für ein diesbezüglich effizientes Risikomanagement von Banken und Versicherungen. Auf den Punkt gebracht nämlich die, dass die Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, richtig eingeschätzt werden. Das heißt primär jene, die auch entsprechend gemessen werden können und dann im Rahmen des jeweiligen Risikomanagements eins zu eins in die Produktkosten eingepreist werden. Wobei Ettl im Sinne der Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Finanzmarktstabilität klar darauf hinwies, dass per se nicht etwas risikoloser ist, nur weil es als nachhaltiger zu betrachten ist.

Offenlegungspflicht für Nachhaltigkeit

Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird es auf europäischer Ebene für das Management dieser neuen physischen Risiken (entstehen direkt aus den Folgen von Klimaveränderungen ) oder Transitionsrisiken (entstehen durch die Anpassung an eine kohlenstoffärmere Wirtschaft mit dem Risiko von Vermögensabwertungen) auch eine neue Regulatorik geben. Vieles wird laut Ettl aber auch in bestehenden Regularien Platz finden.

Erste europäische Initiativen in Richtung „financing sustainable growth“ werden übrigens darin bestehen, ein System dafür zu entwickeln, welche wirtschaftlichen Aktivitäten im Sinne einer Taxonomie wirklich als nachhaltig zu betrachten sind. Aber auch entsprechende Offenlegungspflichten für Nachhaltigkeitsrisiken wird es geben müssen. Seitens der österreichischen Finanzmarktaufsicht wird bereits an einem Leitfaden für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken gearbeitet, der allerdings rein deskriptiven und keinen normativen Charakter haben wird. Angesprochen auf die vielleicht nicht zu unterschätzende Gefahr von „Green Washing“ im Zusammenhang mit der Darstellung von „sustainablefinance“ durch Unternehmen der Branche meinte Ettl, dass es im Sinne des Konsumentenschutzes durchaus entsprechende Instrumente gäbe, gegen irreführende Werbung vorzugehen.

Zur angesichts permanent niedriger Zinsen wieder stärker aufkeimenden Gefahr, dass ähnlich wie vor der Finanzkrise Konsumenten unseriösen Anlageangeboten – Stichworte Krypto, Gold, Immobilien –auf den Leim gehen, merkte Ettl an, dass es derzeit so viele Investorenwarnungen gäbe wie noch nie. Aber auch, dass die FMA alles unternähme, um „halbseidene Anbieter“ zu bremsen. Last but not least zur unter der schwarzblauen Regierung geplanten, dann aber wieder abgeblasenen Strukturreform in der FMA beziehungsweise OeNB, Helmut Ettl im O-Ton: „Es verändert sich sehr viel, damit alles so bleibt, wie es ist!“

Von Dkfm. Josef Redl

Quelle: www.forumf.at