Anlegen – von Sozialunternehmen über Leben-Polizzen bis Krypto

Anlegen – von Sozialunternehmen über Leben-Polizzen bis Krypto

Last Updated on 2022-07-18
11.7.2022 – Absicherung habe in unsicheren Zeiten nicht an Attraktivität verloren, wichtig sei, den Menschen Sicherheit zu bieten und sie zu langfristigem (Vorsorge-)Denken zu bewegen, sagt Städtische-Vorstandsdirektorin Sonja Steßl. Für Krypto-Assets wiederum, sagt Experte Klaus Pateter, müsse man „extrem risikofreudig“ sein. Investitionen in „soziale Unternehmen“ sprechen dagegen eine andere Klientel an, sagt Constanze Stockhammer. Sie böten dafür die Chance, nicht nur Werterhalt zu erreichen, sondern auch einen ESG-Beitrag zur leisten.

Lebensversicherungen gälten als „sichere Häfen“, leitete Moderatorin Brigitta Schwarzer die Podiumsdiskussion ein, zu der der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) und die Inara GmbH am Donnerstag letzter Woche in die Räumlichkeiten der Wiener Börse geladen haben.

Haben Corona, der Ukraine-Krieg, die Zins- und Inflationsentwicklung daran etwas geändert? Grundsätzlich nein, sagt Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung AG. Kernzweck der Versicherung sei nicht eine möglichst hohe Rendite, sondern finanzielle Absicherung.

„In Jahrzehnten“ denken

In unsicheren Zeiten bräuchten Menschen Sicherheit und Orientierung. „Das merken wir in der Beratung.“ Angesichts sich häufender Krisen habe Absicherung „nicht an Attraktivität verloren“.

Wichtig sei, „Sicherheit und Stabilität“ zu bieten und die Menschen darauf aufmerksam zu machen, nicht nur kurz-, sondern langfristig, ja „in Jahrzehnten“ zu denken.

Gleichwohl stellte sie auch fest, dass das heute herrschende Umfeld jungen Menschen mehr Risikobereitschaft abverlange als früher.

Wohl weiterhin, aber moderat steigende Immobilienpreise

Kamil Krzysztof Kowalewski, Head of Capital Markets bei dem in Graz ansässigen Immobilienentwickler Aventa AG, antwortete auf die Frage nach einer drohenden Immobilienblase zunächst, eine solche kündige sich oft nicht an.

Aktuell sei eine Überbewertung von Immobilien zwar in aller Munde. Dass wir uns in einer Immobilienblase befinden, glaubt er aber nicht. Die Rohstoffpreise seien gestiegen, man dürfe auch nicht vergessen, dass es Störungen in den Lieferketten gebe. Die Lohnrunde im Herbst werde die Lage wohl auch nicht entspannen.

Womöglich könnte es zu einer Entspannung auf dem Rohstoffsektor kommen. Kurzfristig rechnet Kowalewski dennoch nicht mit einer Entspannung bei den Immobilienpreisen, eher mit einem weiteren, aber moderaten Anstieg.

Krypto-Assets – kein „Must-have“ für Versicherer

Ebenfalls zunehmend im Gespräch waren in den letzten Jahren „Krypto-Assets“. Aber „man muss extrem risikofreudig sein“, wenn man in solche zu investieren gedenkt, meinte Klaus Pateter, seines Zeichens Rechtsanwalt und Krypto-Spezialist.

„Man sollte nur Geld verwenden, das man auch im Casino setzen würde.“ Man könne mit Krypto-Assets viel gewinnen, aber auch viel verlieren.

Die Frage, ob Krypto-Assets als Komponenten in den Deckungsstöcken der Versicherer aufdrängen, quittiert er denn auch eine recht klar mit einem Nein.

Investments in „soziale Unternehmen“

Constanze Stockhammer ist Geschäftsführerin beim Social Entrepreneurship Network Austria (Sena), das sich als „Interessenvertretung für Unternehmertum mit positiver gesellschaftlicher Wirkung“ definiert.

Grundgedanke der „Social Entrepreneurship“ ist, unternehmerisches Handeln mit sozialen Überlegungen und Nachhaltigkeitsaspekten zu verbinden.

Wer in „soziale Unternehmen“ investieren will, dem würde Stockhammer empfehlen, solche auszuwählen, von denen er sich inhaltlich „angesprochen“ fühlt.

Vorsichtig, langfristig und Interesse an der Sache

Sie rät auch, dabei „Geduld mitzubringen“, denn „schnelle Ergebnisse“ dürfe man sich von solchen Investments nicht erwarten – ein „Social Entrepreneur“ handle vorsichtig und langfristig orientiert.

Entsprechende Investments seien daher weniger etwas für risikofreudige Anleger, mehr für jene, die nicht nur monetäre Ziele verfolgen, sondern mit ihrer Investition auch zur Sache selbst etwas beitragen wollen.

Ein „Social Business“ biete die Chance, dass Werte erhalten bleiben und gleichzeitig etwas für die Nachhaltigkeit getan werde, unterstrich Stockhammer.

Soziales Engagement

Sind für Steßl Investments in „Social Enterprises“ vorstellbar? Der Wiener Städtische Versicherungsverein, größter VIG-Anteilseigner, investiere bereits in sozialen Wohnbau, merkte Steßl an. Angesichts der Hinterlegungspflichten sei es aber schwierig, auf diesem Gebiet zu agieren.

Es sei jedoch „in unserer DNA“, sich bei sozialen Projekten zu engagieren. Beispielsweise ermögliche die Vienna Insurance Group jedem Mitarbeiter, sich an einem Tag pro Jahr für soziale, ethische und nachhaltige Zwecke zu engagieren.

Emanuel Lampert