Besser als Schäfchen zählen

Besser als Schäfchen zählen

Last Updated on 2020-01-20
Brigitta Schwarzer

Um Schlafprobleme in den Griff zu bekommen, kann ein „Schlaf gut© Coaching“  hilfreich sein. Wie das funktioniert und wie Firmen von ausgeschlafenen Mitarbeitern profitieren erläutert Psychologin und „Schlaf gut© Coach“  Mag. Christina Stefan.

Wer schlecht schläft, ist weniger leistungsfähig und macht Fehler. Sogar das Immunsystem kann Schaden nehmen. Schlafstörungen sind weit verbreitet, erklärt Mag. Christina Stefan, Psychologin und „Schlaf gut© Coach“: „Es gibt körperlich bedingte Schlafstörungen, beispielsweise das Restless Legs Syndrome (RLS). Aber die meisten Schlafprobleme sind psychisch bedingt und da kann ein „Schlaf gut© Coaching“  helfen.“ Die Expertin, die aus dem Wirtschaftscoaching kommt und mehrere Jahre in internationalen Unternehmen tätig war, macht zum Thema Schlafen sowohl Einzel- als auch Firmencoachings.

Mehrwert für Firmen

Firmen sollten sich auch um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern und für diese ist ein erholsamer Schlaf enorm wichtig. Führungskräfte großer Firmen wie etwa der Umdasch Group haben das bereits erkannt. Stefan veranstaltet für sie „Schlaf-gut© Workshops“, meist dauern diese vier bis fünf Stunden, aufgeteilt auf zwei Termine mit einer zweiwöchigen Pause dazwischen. Nach diesen zwei Terminen ist meist bereits eine Besserung feststellbar. Finanziert wird das „Schlaf gut© Coaching“ oft über ein Budget im Rahmen von Human Resources, zum Beispiel der „Betrieblichen Gesundheitsförderung“. Manche Firmen verlangen von den Mitarbeitern einen kleinen Eigenbeitrag.

Gesunder Schlaf ist die beste Burnout-Prophylaxe, betont Stefan. Wer längere Zeit unter Schlafproblemen leidet ist dreimal so gefährdet, auch eine Depression zu entwickeln. Führungskräfte sollten hier Problembewusstsein entwickeln und erkennen, dass ein „Schlaf gut© Coaching“ für das Unternehmen einen echten Mehrwert bringt. In ihre Workshops kommen mehr Frauen als Männer und in der jüngeren Generation auch Männer mit kleinen Kindern, erklärt Stefan. „Grundsätzlich kommen Leute, die unter Druck stehen.“ Ziel sei es, erholt in den Tag zu starten, leistungsfähig zu sein und möglichst wenig Fehler machen.

Gehirn: Regeneration nur im Schlaf

Wer geistig arbeitet, sollte auf jeden Fall ausreichend schlafen, betont die Expertin: „Untersuchungen im Schlaflabor haben gezeigt, dass sich das menschliche Gehirn nur im Schlaf und nicht wie andere Körperteile auch im Wachzustand regenerieren kann.“ Im Schlaf werden Informationen sortiert, gelöscht und ins Langzeitgedächtnis transferiert.

Beim „Schlaf gut© Coaching“ lehrt Stefan Entspannungstechniken, sie erklärt, wie Schlaf funktioniert und warum für einen erholsamen Schlaf sowohl die körperliche als auch die gedankliche Ebene wichtig sind. Nötig sei es, so manche Schlafgewohnheit zu ändern und neues Verhalten zu trainieren. „Das ist harte Arbeit und erfordert mindestens dreiwöchiges konsequentes und tägliches Üben“, betont die Expertin. Vom Schäfchen zählen rät sie eher ab.

Der Tag- und Nachtrhythmus des Menschen wird unter anderem vom Schlafhormon Melatonin gesteuert. Weil der Körper davon mit zunehmendem Altem weniger produziert, wird der Schlaf bei älteren Menschen seichter und sie wachen häufiger auf. Dass Ältere weniger Schlaf brauchen, reiht die Expertin in die Rubrik Mythos ein, wie auch die Annahme, dass der „Vor-Mitternacht-Schlaf“ der erholsamste ist. Reisen über mehrere Zeitzonen hinweg sowie Schichtarbeit beeinträchtigen die Schlafqualität enorm, weil hier gegen die „innere Uhr“ gearbeitet wird. Um zu erkennen, ob jemand eher Morgen- oder Abendmensch ist, verwendet Stefan den sogenannten Eule-Lerche-Test. Es gibt zwar genetisch bedingte Kurzschläfer, die meisten Menschen brauchen aber eine Nachtruhe von sechs bis acht Stunden. Männer schnarchen häufiger als Frauen, ab den Wechseljahren holen die Damen allerdings auf. Ein Tennisball, in ein T-Shirt am Rücken eingenäht, hilft gegen das Schnarchen, erklärt Stefan.

Für eine gute Schlafqualität sind nach Stefans Erfahrung Bewegung im Freien, Pausen und soziale Kontakte wichtig. Die meisten Menschen mit Schlafstörungen haben kein Problem beim Einschlafen. Das funktioniert – teilweise auch erschöpfungsbedingt – gut. Aber schon nach wenigen Stunden wachen Menschen mit Schlafproblemen wieder auf und liegen dann bis zu eineinhalb Stunden wach. Wer am Abend zu lange arbeitet, spät und schwer isst sowie Alkohol trinkt, hat eher Probleme mit dem Einschlafen. Daher der Experten-Tipp, etwa eine Stunde vor dem Zu-Bett-Gehen keine Mails mehr zu bearbeiten, sondern lieber bei schwacher, „warmer“ Beleuchtung“ in einem Reise- oder Natur-Magazin zu blättern.

Hilfreiche Rituale

Stefan rät zu einem gleichbleibenden Abendritual, das Geist und Seele guttut. Das kann ein kleiner Spaziergang sein, ein entspannendes Bad, ein Glas Milch mit Honig oder ein beruhigendes Musikstück. „Hilfreich ist es auch, sich vor dem Schlafengehen drei Dinge in Erinnerung zu rufen, die an diesem Tag gut gelaufen sind, oder sich stimmungsfördernde Fotos anzusehen“, meint sie. Ihren Coachees vermittelt sie, dass es mit dem Schlaf mal besser und mal weniger gut funktioniert – auch wenn man alles richtig macht. „Ich biete ein Repertoire an Tools an, jeder kann selbst entscheiden, was für ihn passt.“

Kampf der Tagesmüdigkeit

Überfällt einen während der Arbeitszeit die Müdigkeit, sollte man laut Stefan nicht zum Kaffee oder zur Zigarette greifen: „Ich empfehle stattdessen einen kurzen flotten Spaziergang. Man kann die Fenster aufmachen und Frischluft tanken, sich über Kopfhörer ein cooles Musikstück anhören oder einen netten Menschen anrufen.“ Aktivierend wirkt auch Ohrakupunktur, dabei wird mit zwei Fingern der Rand der Ohrmuschel ausgestrichen.

Website Stefan Business Consulting OG: www.christinastefan.at


@ Joshua Hayes