„Mein LEBEN“: Wie man seine persönliche und finanzielle Unabhängigkeit auch für die Zukunft absichern kann.

„Mein LEBEN“: Wie man seine persönliche und finanzielle Unabhängigkeit auch für die Zukunft absichern kann.

Last Updated on 2020-04-24
Brigitta Schwarzer

Jeder von uns braucht nicht nur eine lebenslange adäquate Gesundheitsversorgung, sondern auch finanzielle und rechtliche Vorkehrungen für die Zukunft, vor allem für das Alter oder nach Unfällen mit Dauerfolgen. Das Bewusstsein dafür ist bei den meisten Menschen durchaus vorhanden. So ergab eine Studie der Österreichischen Notariatskammer aus dem Jahr 2019, dass die Österreicher dem Thema Vorsorge generell hohe Aufmerksamkeit widmen. Im Vordergrund steht dabei die Wahrung der persönlichen und finanziellen Unabhängigkeit.

Nach der Devise „das hat auch noch später Zeit“ werden aber die notwendigen Schritte für eine umfassende Absicherung oft verschoben. Sie landen „auf der langen Bank“ – und bleiben auch dort. Heikle Themen – was passiert bei lebensbedrohlicher Erkrankung, Demenz oder Tod? – werden oft völlig verdrängt. Das ist menschlich verständlich, kann sich aber bitter rächen.

Das böse Erwachen kommt

Wenn nicht schon früher durch einen Unfall oder eine schwere Erkrankung, dann kommt das böse Erwachen meist beim Pensionsantritt. Man ahnte, dass die Pensionshöhe nicht ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard im Alter auch nur annähernd halten zu können. Und man bekam die Information darüber seit 2015 durch die jährliche Pensionskonto-Information sogar schwarz auf weiß. Aber man hat die unangenehme Wahrheit verdrängt, nichts unternommen oder sich zu spät um die Abdeckung der drohenden Pensionslücke gekümmert.

Ebenso belastend kann es sein, wenn die alten Eltern eines Tages nicht mehr selbst für sich sorgen können. Weil wir nicht darauf gedrängt haben, dass sie uns eine Vorsorgevollmacht erteilen, stehen wir jetzt vor einer Reihe gravierender Probleme – rechtlich, aber auch menschlich eine sehr belastende Situation. Durch eine Vorsorgevollmacht können Menschen im Vorhinein festlegen, von wem sie z. B. bei Behördenwegen, bei Bankgeschäften, beim Abschluss eines Heimvertrages etc. vertreten werden möchten, wenn sie nicht mehr selbst entscheiden können. Gleiches gilt, wenn ein naher Angehöriger schwer erkrankt und Entscheidungen über Abbruch oder Fortsetzung einer (mitunter aber lebenserhaltenden) Therapie zu treffen sind. Durch eine Patientenverfügung lässt sich festlegen, welche medizinischen Maßnahmen man im Voraus ablehnt, falls es zu einem Ernstfall kommt; wobei hier verschieden starke Formen des „sich schon Festlegens“ zur Verfügung stehen.

Zu einer entsprechenden Vorsorge gehört auch das Testament. Jeder kennt aus dem Bekannten- oder Freundeskreis Geschichten über unangenehme Erbschaftsstreitigkeiten, die manchmal über Jahre hinweg das Klima in Familien vergiften. Mit einem Testament, das man jederzeit wieder ändern kann, verhindert man derartiges und kann die Dinge so regeln, wie man es möchte. Wichtig: Damit Testament, Vorsorgevollmacht und (verbindliche) Patientenverfügung gültig sind, muss eine Reihe rechtlich-formaler Vorschriften beachtet werden.

Pensionslücke droht und wird noch steigen

Im Mittelpunkt der Vorsorgeüberlegungen steht für die meisten Menschen die Absicherung des Lebensstandards im Alter. Die staatliche Pension wird dazu immer weniger ausreichen, die Differenz zum Aktiveinkommen wird größer. Besonders die Pensionsreform 2003, konkret die Umstellung auf lebenslange Durchrechnung, drückt die Höhe künftiger Pensionen. Davon betroffen sind weitaus mehr Frauen als Männer. Schon jetzt besteht ein „pension gap“ zwischen den Geschlechtern. Während die durchschnittliche Alterspension für Frauen im Dezember 2018 bei 1.025 Euro pro Monat brutto lag, betrug sie bei den Männern 1.618 Euro.

Verstärkt wird das Dilemma durch die weiter steigende Lebenserwartung und die veränderte Lebenseinstellung der Senioren. Die „Best Ager“ von heute sitzen nicht nur daheim und passen auf die Enkel auf. Sie sind fit und agil, wollen reisen, ihren Hobbies nachgehen, das Leben genießen. Ohne die entsprechende finanzielle Vorsorge lässt sich das freilich nicht machen.

Wie schnell etwas völlig Unvorhergesehenes passieren kann, erleben wir gerade anhand der Corona-Krise. Und Corona bzw. die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie machen finanzielle Vorsorge künftig schwieriger. Schon zuvor lebten wir praktisch in einer Nullzinsphase, während die Aktien- und Immobilienmärkte boomten. Nun ist die Nullzinsphase wohl auf viele Jahre „einzementiert“, die Aktien haben einen Rutsch nach unten gemacht und wie es mit Immobilien – jahrelang als „Betongold“ bei Anlegern sehr beliebt – weitergeht, steht in den Sternen.

Um da nicht im „Blindflug“ unterwegs zu sein, braucht jeder von uns ein gewisses Maß an Finanzbildung. „Financial Literacy“, sprich Finanzkompetenz, befähigt Menschen zum adäquaten Umgang mit dem eigenen Geld und ermöglicht u.a. bessere Entscheidungen bei Veranlagungen, vor allem beim langfristigen Vermögensaufbau und der Vorsorge für den Ruhestand.

Dabei ist Finanzbildung kein Buch mit sieben Siegeln. Etwas theoretisches Wissen, praktische Erfahrung aus dem täglichen Leben und laufende Information aus den Medien genügen. Wichtig sind vor allem Problem- und Risikobewusstsein. Wem in Zeiten, da die Zinsen nahe oder gar unter der Nulllinie sind, üppige Renditen versprochen werden, der sollte sofort misstrauisch werden.

Vorsorge ein Leben lang

Zwar sind in Österreich das klassische Sparbuch und der Bausparvertrag noch immer die beliebtesten Anlageformen, beide haben aufgrund der minimalen Zinsen aber keine Zukunft.

Ein wichtiges Instrument der Altersvorsorge ist seit jeher die Erlebens-/Ablebensversicherung. Man kann damit die Pensionslücke schließen und zusätzlich die Familie absichern. Das wichtigste „Asset“ ist aber, dass nur die Erlebensversicherung bis ans Lebensende läuft, d.h. in der Fachsprache, das – grundsätzlich erfreuliche – Langlebigkeitsrisiko wird abgedeckt. Auch wenn man älter wird als man je gedacht hat und andere finanzielle Reserven längst aufgebraucht sind, die private Pension wird bis ans Lebensende Monat für Monat ausbezahlt.

Bei der klassischen Lebensversicherung sind derzeit natürlich keine großen Erträge zu erwarten. Manche Versicherer bieten einen Garantiezinssatz von 0,5 Prozent p.a. Hinzu kommt eine mögliche Gewinnbeteiligung. Allerdings bietet diese Form der Lebensversicherung maximale Sicherheit, weil die Kundengelder seitens der Versicherung durch Vermögenswerte stets voll gedeckt sein müssen und im „Deckungsstock“ veranlagt werden. Seit dem 2. Weltkrieg hat kein Kunde in Österreich in der klassischen Lebensversicherung Geld verloren, alle Garantieversprechen wurden stets vollständig eingehalten und man war während der Laufzeit gegen das Ablebensrisiko abgesichert.

Wer etwas mehr Risiko eingehen und höhere Erträge erzielen will, für den ist die fondsgebundene Lebensversicherung zu empfehlen. Dafür steht bei mehreren einschlägigen Versicherungsunternehmen eine große Auswahl an Fonds verschiedener Risikoklassen zur Verfügung. Jedenfalls ist bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung auf Flexibilität in der Veranlagung und auf die Kosten zu achten. Auch das Thema Nachhaltigkeit, das vielen Menschen heute wichtig ist, kann über Fonds abgedeckt werden. Eine Wahlmöglichkeit bietet die Lebensversicherung aber nicht nur bezüglich Risikoneigung. Auch beim Ansparen (Einmalerlag oder laufende Einzahlung) und bei der Auszahlung (Einmalauszahlung bzw. laufende Rentenzahlung bis ans Lebensende) kann der Kunde die von ihm bevorzugte Variante wählen.

Was sind nun die wichtigsten „Bausteine“ für eine umfassende Vorsorge?

 

Gesundheitsvorsorge

  • Vorsorgeuntersuchungen
  • Private Krankenversicherung
  • Private Pflegeversicherung

 

Rechtliche Vorsorge

  • Vorsorgevollmacht
  • Patientenverfügung
  • Testament

 

Finanzielle Vorsorge

  • Wertpapiere, Immobilien, Gold etc.
  • Anspar-/Vorsorgeplan in Form einer Lebensversicherung
  • Vorsorge für Berufsunfähigkeit
  • Unfall-Vorsorge
  • Absicherung der Bestattungskosten

 

Für all diese Komponenten kann man Angebote bei verschiedenen Anbietern einholen und vergleichen. Möglich ist es jedoch auch, die Gesundheitsvorsorge sowie die rechtliche und finanzielle Vorsorge je nach Bedarf individuell in einem „Gesamtpaket“ zu kombinieren.

Fortsetzung folgt.

Co-Autoren:

RA Mag. Robert Haupt, LL.M.: www.ra-haupt.at (Rechtliche Vorsorge)
Erich Hoffmann: www.hoffmann-partner.co.at (Gesundheits- und Finanzielle Vorsorge)
Dr. Gerhard Kantusch: www.pension-consulting.eu (Gesundheits- und Finanzielle Vorsorge)