27 Jun Damit Sie nicht zum Opfer werden!
Last Updated on 2020-01-20
Brigitta Schwarzer
Absoluten Schutz vor Gaunern und Verbrechern gibt es nicht. Doch man kann viel tun, um nicht zur leichten Beute dunkler Elemente zu werden. Wie das geht, erklärte die erfahrene Kriminalistin Anne Böhm im Rahmen eines Sicherheitstrainings.
Wie schütze ich mich vor Diebstahl, Einbruch, Raub und Internetbetrug? Darüber referierte Anne Böhm, die bis zu ihrer Pensionierung rund 40 Jahre lang bei der Kriminalpolizei tätig war, bei einer Veranstaltung von i trau mi. Diese Initiative wurde von Dr. Nadine Moser gegründet, sie möchte Menschen „im besten Alter“ dabei helfen, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Talente einzusetzen und weiterzugeben. Das Sicherheitstraining, zu dem sich eine bunte Runde zusammengefunden hatte, fand am 13. Juni 2019 in der Bank Austria-Filiale in Wien-Hernals statt, Gastgeberin war Filialleiterin Barbara Hauer.
„Wer Opfer einer Straftat wird, ist niemals schuld. Schuld sind immer die Täter. Sie missbrauchen unser Vertrauen und machen damit die Gesellschaft kaputt!“ Das betonte Böhm gleich zu Anfang. Jeder Mensch könne zum Opfer werden. Um es kriminellen Elementen nicht zu leicht zu machen, sollten wir in allen Lebensbereichen vorsichtig und umsichtig sein. Taschendiebe agieren vor allem in dichtem Gedränge und versuchen, ihre Opfer abzulenken – um dann zuzulangen. Daher sollten Geldbörsen wenn nah möglich am Körper, also in Jacken-Innentaschen, verstaut, Banknoten und Karten getrennt verwahrt und nie zu viel Bargeld mitgeführt werden. Besondere Vorsicht ist laut Böhm geboten, wenn man beispielsweise beim Geldabheben am Bankomaten beobachtet wird. Wenn möglich sollten Indoor-Automaten benutzt werden.
Nicht den Helden spielen!
Um in einer Paniksituation – etwa bei einem Überfall – nicht starr vor Schreck zu sein, sollte sich jeder Mensch darauf gedanklich vorbereiten und die richtige Reaktion immer wieder üben. Wer Zeuge einer Gewalttat wird, sollte zwar helfen, sich aber nicht selbst in Gefahr bringen. „Die Gesundheit ist das Wichtigste“, betont Böhm, daher dürfe sich niemand bei einem Überfall auf ein Gerangel mit dem Täter einlassen. „Geben Sie ihm die Geldbörse, aber prägen Sie sich sein Gesicht ein“, rät die erfahrene Kriminalistin.
Dass geeignete Schlösser, Sicherheitstüren und eventuell eine Alarmanlage Schutz vor Einbrechern bieten, weiß jeder. Denn auch Einbrecher machen eine Kosten-Nutzen-Analyse und bevorzugen Objekte, die nicht gut abgesichert sind, bei denen sie also leichtes Spiel haben. Genauso wichtig ist es laut Böhm, keinen fremden Menschen in die Wohnung zu lassen: „Auch wenn sich jemand als Stromableser oder Handwerker ausgibt, den Hilfsbedürftigen mimt oder ihnen irgendeinen Ausweis zeigt, er muss draußen bleiben“, so die Botschaft von Anne Böhm.
Immer mehr Gauner im Netz
Ohne Internet geht es heute nicht mehr, auch immer mehr Kriminelle tummeln sich im Netz. Da werden beispielsweise im Internet vermeintlich vielversprechende Bekanntschaften angebahnt und wenn das Opfer – mehrheitlich sind es Frauen – Feuer gefangen hat, soll plötzlich wegen eines akut aufgetretenen Problems ein größerer Betrag überwiesen werden. Wird der oder die Betreffende dann doch misstrauisch, gibt es so gut wie keine Chance, sein Geld wiederzusehen, weil die betreffenden Konten im Ausland sofort gelöscht werden.
Immer wieder für Schlagzeilen sorgen Hacker, die Daten auf den Computern ihrer Opfer verschlüsseln und dann „Lösegeld“ verlangen. Daher sollten Computer, Laptops und Tablets entsprechend abgesichert und Antivirus-Programme verwendet werden. Wann immer ein E-Mail oder ein Attachement verdächtig wirkt: nicht anklicken, sofort löschen!
Milliardenschäden durch CEO-Betrug
Eine andere „Masche“ aus dem Bereich Internetkriminalität ist der CEO-Betrug. Dabei wird ein Mitarbeiter eines Unternehmens vermeintlich von seinem Vorstandschef aufgefordert, ganz diskret und unter Missachtung aller internen Kontrollen eine größere Summe ins Ausland zu überweisen. Fliegt die Sache dann auf, ist das Geld natürlich längst weg. Auf diese Weise haben Gauner, die in Sachen IT mit allen Wassern gewaschen sind, in den vergangenen Jahren weltweit Beträge in Milliardenhöhe erbeutet. In Österreich wurde der Flugzeugzulieferer FACC Opfer eines CEO-Fraud, in Deutschland ermitteln die Behörden laut Medienberichten in mehr als 200 Fällen. Beim Süßwarenhersteller Ritter Sport wurden laut „Handelsblatt“ die Täter geschnappt, weil der Buchhalter Verdacht schöpfte und er selbst bei seinem Vorstandschef nachfragte. Den Rest erledigte die Polizei.
INARA-Geschäftsführerin Brigitta Schwarzer hat selbst Erfahrungen mit Internet-Gaunern. Sie verschlüsselten alle Daten ihres Computers, nur dank einer Back-up-Lösung hielt sich der Schaden einigermaßen in Grenzen. Schwarzer betont, dass es keine absolute Sicherheit geben kann. Die Cyberkriminellen seien immer einen Schritt voraus, die Abwehrmaßnahmen hinken nach. „Wichtig ist vor allem Aufklärung über die Methoden der Internetbetrüger. Jeder von uns kann Opfer werden, wenn wieder eine neue Betrugsmasche erfunden wird. Wir sollten deshalb aber nicht in ständiger Angst leben, sondern entsprechend aufmerksam sein, um nicht zum leichten Opfer zu werden“.
i trau mi ist eine Initiative für Menschen in Pension, die gerne ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Talente einsetzen und weitergeben möchten, um in Gemeinschaft mit anderen etwas zu Neues zu erschaffen.
Website: www.itraumi.at