Der Teufel im Detail

Der Teufel im Detail

Last Updated on 2021-08-25
Mag. Manfred Kainz

Europäische Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften, Offenlegungs-Verordnung für nachhaltiges Agieren im Finanz(dienstleistungs)sektor, neue Nachhaltigkeitsreporting-Standards für Unternehmen, neue Qualitätsstandards für Green Bond”-Emissionen, etc… Die Wirtschaft ist in puncto Nachhaltigkeit mit immer mehr Vorgaben und Regelungen konfrontiert. Und die weit überwiegende Zahl der vernünftigen und weitsichtigen Unternehmer gehen konstruktiv damit um. Nur der Teufel steckt wie immer im Detail.

„Du kannst nur etwas offenlegen, wenn du es weißt.” So bringt ein Senior Asset Manager eine aktuelle Herausforderung auf den Punkt: Auf der Aktiv- wie auf der Passiv-Seite der Bilanz gibt es jede Menge Bestände, von denen man wissen sollte, ob sie beispielsweise Investments in Kohle enthalten. Das ist oft auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Es braucht daher Daten, die so gut sind, dass die Nutzer erkennen, wie sie derzeit „dran sind”, bevor sie entscheiden, ob sie eventuell etwas abstoßen. Das ist ganz wesentlich, etwa in der Produktpolitik der Finanzdienstleisterbranche. Wobei aber die Daten der internationalen Provider -wie Institutional Shareholder Services (ISS) ESG, MSCI oder Refinitiv- nicht kongruent sind.

Oder das Beispiel „CO2-Bilanz”-Erstellung für Unternehmen: Beim sogenannten „Corporate Carbon Footprint”-Thema (Berechnung, Ausweis und eventuell Reduktion) sind drei Erfassungsebenen von Treibhausgasemissionen zu berücksichtigen: „Scope eins” sind die produktbezogenen direkten Emissionen; das können Unternehmen wohl am einfachsten berechnen bzw. verbessern. Schwieriger wird es schon mit den indirekten Emissionen gemäß „Scope zwei”: Da geht es um die Emissionen aus der selbst bezogenen Energie. Und „Scope drei”, die Berechnung der weiteren indirekten Emissionen, ist noch schwieriger: Das umfasst überhaupt alles „from Craddle to Grave” des Produktionszyklus, also auch die ganze Zulieferlogistik. Beispiele: Agrarprodukte, Halbleiter u.a. aus Übersee in Triest/Rotterdam ankommend und weiterverbreitet. Momentan, so ist zu hören, ist wohl nur das Unternehmenswissen für „Scope eins” befriedigend. Ganz zu schweigen von Konzernen, die (viele) internationale Töchter bzw. Beteiligungen haben, eventuell in Ländern mit noch mühsamerer Datensituation.