Die Bilanz: Zahlenfriedhof oder Informationsinstrument?

Die Bilanz: Zahlenfriedhof oder Informationsinstrument?

Last Updated on 2019-03-14
Mag. (FH) Andrea Mayer

Entgegen der wohl breit akzeptierten Meinung, dass das Rechnungswesen etwas sehr Rationales ist, löst die Buchhaltung und Bilanzierung doch immer wieder heftige Emotionen aus. Manche GründerInnen fürchten sich richtiggehend vor der Buchhaltung. Doch auch für „gestandene“ UnternehmerInnen ist die Buchhaltung oft nur lästige Pflicht.

Der Jahres- und Konzernabschluss – wie auch die laufende Buchhaltung – hat jedoch eine klare Aufgabe, die unverzichtbar für jedes Unternehmen ist: nämlich die Unternehmensbeteiligten über die wirtschaftliche Lage informiert zu halten. So hat man durch die im Jahresabschluss enthaltenen Informationen zu Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu jeder Zeit den Überblick über die finanzielle Lage und die Ertragskraft, auf deren Grundlage unternehmerische Entscheidungen getroffen werden können.

Dabei wird natürlich nicht nur das Jahresergebnis als solches betrachtet, sondern ähnlich einer Blutbildanalyse durch den Arzt setzt auch derjenige, der das Kennzahlen-Set aufbereitet, Positionen zueinander in Beziehung, um wahre Aussagekraft zu erlangen.

Eine wichtige Kennzahl zur finanziellen Planung ist der Cash Flow, der zeigt, ob das Unternehmen seinen zukünftigen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Durch den Cash Flow wird abgebildet, welcher Überschuss aus eigener Kraft erwirtschaftet wurde.

Die Eigenkapitalquote – ebenfalls eine wichtige Kennzahl – zeigt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital. Eine Eigenkapitalquote höher als 30 Prozent ist ein guter Garant für finanzielle Eigenständigkeit.

Wichtig, um die Ertragskraft eines Unternehmens einzuschätzen, sind v.a. die Kennzahlen zur Rentabilitätsanalyse. Neben der Gesamtkapitalrentabilität spielt auch die Eigenkapital- und Umsatzrentabilität eine wichtige Rolle. Die Eigenkapitalrentabilität zeigt auf, wie rentabel sich das Eigenkapital verzinst. Die Umsatzrentabilität wird meist auf Grundlage des betrieblichen Ergebnisses berechnet und mit den Umsatzerlösen in Beziehung gesetzt. Man beachte jedoch, dass es dabei keinen Bezug zum eingesetzten Kapital gibt.

Die Gesamtkapitalrentabilität ergibt sich aus Multiplikation der Umsatzrentabilität mit der Kapitalumschlagshäufigkeit. Dies wird auch als Return on Investment bezeichnet.

Es empfiehlt sich, unbedingt die Relation von Wareneinsatz zum Umsatz unter Beobachtung zu halten, um rasch auf zu großen Materialschwund reagieren zu können.

Weitere wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind der Anteil des Personalaufwands am Umsatz, die Forderungslaufzeit und der Verschuldungsgrad.

Gängige Praxis ist auch, die Zahlen zwischen Unternehmen der gleichen Branche zu vergleichen. Unterschiedliche Bilanzierungswahlrechte können die Zahlen jedoch verwässern.

Umfangreiche Auswertungen der Jahresabschlüsse betreiben auch die Finanzanalysten, die Wertpapiere von Unternehmen zum Kauf oder Verkauf empfehlen.

Um aus dem Jahresabschluss Prognosen für die Zukunft ableiten zu können, braucht es weitgehend die Einschätzung des operativen Managements und Aussagen über die volkswirtschaftliche Entwicklung und die Entwicklung für die jeweilige Branche. Dabei können erfahrene Entscheidungsträger auch durchaus ihrer Intuition vertrauen, wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis schon gezeigt haben.

Mag. (FH) Andrea Mayer ist Unternehmensberaterin. Sie war zuvor fast 30 Jahre in der Finanzwirtschaft tätig. Sie ist erreichbar unter +43 676 3808704 oder andrea.mayer@am-consult.at

Website: www.am-consult.at