03 Nov Die Energiefrage macht nachhaltiges Bauen und Sanieren dringender
Last Updated on 2022-11-03
Mag. Manfred Kainz
Dieser Tage beginnt der „greenskills Lehrgang: Nachhaltiges Bauen und Sanieren“ (s.u.). Passend zur aktuellen -und wohl bleibenden- Energie(spar)thematik werden sich u.a. das Modul Haustechnik und Energieversorgung, sowie Praktika und Exkursionen mit den Einflussfaktoren beschäftigen, um ein wirklich nachhaltiges Gesamtergebnis bei Planung oder Sanierung zu erzielen.
Die Lehrgangsleiterin, Architektin Constance Weiser dazu: „In der aktuellen Gaskrise schauen alle, wie sie ihre Energieversorgung auf Erneuerbare oder andere Systeme umstellen können. Doch es braucht nicht nur neue Lösungen bei der Haustechnik, sondern auch die Gebäude an sich müssen nachhaltiger werden. Der Bestand braucht ganzheitliche Sanierungskonzepte und entsprechende Dämmung, damit wir die Energie nicht einfach über die ungedämmten Bauteile wieder sprichwörtlich beim Fenster hinausheizen. Denn Niedertemperatur-Heizungen funktionieren nur in gut isolierten Gebäuden. Und da 99 % der Bausubstanz Bestand ist (vieles davon leider wenig genutzt oder sogar Leerstand), wird klarer, wie wichtig es ist, dass zuerst einmal der Bestand saniert -oder besser gesagt: `reaktiviert´- werden muss. Denn jedes Gebäude, das ich nicht bauen muss, weil ich ein bestehendes besser, anderes oder überhaupt wieder nutzen kann, spart am meisten Ressourcen.“
Betriebskosten eindämmen
Was macht man also bei den jetzt steigenden Betriebskosten, wenn man nicht das ganze Heizsystem austauschen kann? „Selbst wenn man ein Gebäude nur thermisch saniert, kann über die Dämmung von Dach, Fassade und Fenstern schon einiges an Heizkosten eingespart werden. Und selbst bei einer denkmalgeschützten Fassade kann diese Optimierung dann eben im Inneren gemacht werden, bzw. bringt auch die Dämmung der obersten Geschossdecke oder des (ausgebauten) Daches schon viel, da die Wärme ja bekanntlich nach oben steigt und genau da verloren geht. Wobei das im besten Fall mit nachwachsenden ökologischen Materialien erfolgen sollte, um die Wände atmungsaktiv zu erhalten und das Haus nicht mit den üblichen erdölbasierten Dämmstoffen einzupacken, mit denen man sich sonst womöglich sogar Schäden und Schimmel einhandelt“, empfiehlt die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Architektin Weiser. Vor allem bei der bauphysikalisch sonst etwas heiklen Innendämmung empfiehlt sie nebst einer Beratung auf natürliche Materialien zu setzen und den Innenabschluss sogar mit Lehmbauplatten zu machen, da diese mit Feuchtigkeit umgehen können und für ein sehr angenehmes Raumklima sorgen. Wenn man zudem auch eine PV-Anlage installieren kann, verringert man sogar die Stromkosten und kann sich ggf. auch mit anderen Gebäuden in der Umgebung zu einer „Energiegemeinschaft“ zusammenschließen oder die Überschüsse ins Netz einspeisen. „So wird jedes Haus auf lange Sicht zukunftsfit und krisensicher.“
Ein Best Practice Beispiel ist das Projekt Smart Block Geblergasse – eine mehrfach prämierte zukunftsweisende Sanierung eines Zinshauses aus der Jahrhundertwende von Zeininger Architekten. Bei diesem Pilotprojekt wurde im Zuge der Sockelsanierung durch die Kombination von solarer und geothermischer Wärmeversorgung sogar ein Energie-Netzwerk mit dem Nachbarhaus geschaffen, an das ggf. noch weitere Häuser der Umgebung angeschlossen werden können.
Infos zum „greenskills Lehrgang Nachhaltiges Bauen und Sanieren“ und Anmeldung: https://www.greenskills.at/allgemeines_ueber_den_lehrgang/nachhaltiges-bauen/