Eigenvorsorge: Sind wir reif dafür?

Eigenvorsorge: Sind wir reif dafür?

Last Updated on 2023-09-07
Mag. Manfred Kainz

Nächstes Jahr sollen die staatlichen Pensionen in Österreich um 9,7 Prozent steigen, was die Kritiker auf den Plan ruft: Das sei zu viel – da die Inflation wieder abnimmt, die Einkommen der Pensionisten in den vergangenen zwei Jahrzehnten ohnehin schneller gestiegen sind als jene der Gesamtbevölkerung und der Zuschuss aus Steuergeldern zum defizitären Umlagesystem schon ein Viertel des gesamten Bundesbudgets ausmacht.

Und so hat nach anderen Experten bzw. Institutionen nun Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine „Aktienpension“ vorgeschlagen. In der Ampelkoalition in Deutschland ist das Modell einer „Aktienrente“ schon weit gediehen. Oft wird vorsorgemäßig Schweden als Vorbild genannt. Aber man kann auch in die nähere Umgebung blicken:

Auf drei Säulen eingeschworen

In der Schweiz ist das Drei-Säulen-System schon lange flächendeckend: Die AHV, die „Alters- und Hinterlassenenversicherung“, ist wie bei uns die erste Säule. Es ist das größte staatliche Umverteilungssystem der Eidgenossen: zur Grundsicherung bzw. für den Erhalt eines Mindestlebensstandards. Die zweite Säule, die kapitalgedeckten Pensionskassen, ist verpflichtend für jeden Arbeitnehmer. Jedes Unternehmen kann eine Pensionskasse gründen und an einer Gemeinschaftsstiftung (da sind mehrere, oft kleine Pensionskassen zusammengeschlossen) teilnehmen. Und die dritte Säule ist die steuerbegünstigte sogenannte „3a“-Privatpension für Selbständige und „3b“ für Nichtselbständige: attraktiv einkommensteuerlich abzugsfähig und ein Wettbewerbsmarkt mit vielen Anbietern der Finanzbranche.

Welche Krankenkasse?

Was aber ebenso spannend ist in der Schweiz: Die Krankenversicherung ist nicht Bestandteil des Lohnes. Es wird der Bruttolohn ausbezahlt (die zu zahlende Steuersumme ist aus dem ESt-Bescheid ersichtlich) und man kann seine Krankenkasse bzw. Krankenversicherung aus einem Pool von privaten Anbietern mit verschiedenen Grundbeträgen und unterschiedlichen Tarifen/Prämien auswählen. Für Korrektheit sorgt eine Meldestelle. Und für Wettbewerb sorgt, dass man jährlich die Krankenkasse/versicherung wechseln kann. Daher sind auf speziellen Plattformen die privaten Krankenkassen bzw. Krankenversicherungsangebote gelistet und vergleichbar, sodass jede(r) nach seinen/ihren individuellen Bedürfnissen auswählen kann.

Ob so etwas in Österreich funktionieren würde?