Ein Knigge für die Mülltrennung

Ein Knigge für die Mülltrennung

Last Updated on 2023-07-26
wienerzeitung.at / Ina Weber, 10.07.2023

Richtiges Mülltrennen kann einen schon mal überfordern. Wohin gehört das Kuvert mit Sichtfenster? Wohin die Käseverpackung? Noch immer machen wir sehr viele Fehler.

Wir sind mit Mülltrennung aufgewachsen. Schule, Kindergarten, Exkursionen auf den Mistplatz. Jeder weiß, wie wichtig es für die Umwelt ist, dass Stoffe so lang wie möglich im Kreislauf bleiben. Trotzdem machen wir immer noch viele Fehler. Diese führen dazu, dass Sortier-Maschinen kaputt gehen, immer öfter Brände in Verwertungsanlagen entstehen und sehr viele Rohstoffe verloren gehen. Der Grund dafür: falsche Mülltrennung.

Jüngere recyceln schlechter

Bei uns sieht es auf den ersten Blick gut aus. 80 Prozent der Österreicher:innen bestätigen in einer VOEB (Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe)-Umfrage, dass Abfall ein wichtiger Rohstoff ist, und 87 Prozent wünschen sich eine ökologische Kreislaufwirtschaft. Allerdings ist die sorgfältige Mülltrennung eine Altersfrage. Während die Älteren bemüht sind, Müll richtig zu trennen, nimmt dieses Bewusstsein ab, je jünger die Menschen sind. „Immer wieder bestätigen Studien, dass sich junge Menschen zwar umweltpolitisch engagieren, aber im Alltag nicht immer entsprechend handeln“, sagt Gabriele Jüly, VOEB-Präsidentin. Den Grund dafür sieht Jüly darin, dass die Mülltrennung vor rund 30 Jahren bei deren Einführung beworben und viel diskutiert wurde. Dies sei heute nicht mehr der Fall. 72 Prozent der Jungen unter 30 Jahren geben an, ihren Abfall zu trennen, bei den über 60-Jährigen sind es 91 Prozent. Nur 52 Prozent der unter-30-Jährigen entsorgen Problemstoffe wie Batterien korrekt, im Gegensatz dazu sind es bei den Älteren 77 Prozent.

Die Schäden, die daraus entstehen, sind nicht zu unterschätzen. In der Steiermark beispielsweise verursachten durch falsche Mülltrennung ausgelöste Brände in den vergangenen fünf Jahren einen Schaden von 30 Millionen Euro. Auslöser sind meist Lithium-Batterien, die statt in vorgesehenen Behältern einfach im Restmüll landen und dort nicht ausrinnen wie Alkali-Batterien, sondern bei Einwirkung von Hitze, Kälte oder Mechanik giftige Stoffe freisetzen oder zu brennen anfangen.

Obwohl wir mit Mülltrennung aufgewachsen sind, stehen wir oft vor einem Rätsel, wenn es darum geht, wo was hingehört. Infokampagnen verlagern sich von den klassischen Verbreitungswegen auf Social-Media-Kanäle, um die junge Zielgruppe überhaupt zu erreichen. Laut einer von ARA (Altstoff Recycling Austria) in Auftrag gegebenen Studie würden 66 Prozent der befragten 18- bis 34-Jährigen rein theoretisch eine Mülltrenn-App verwenden. 72 Prozent geben an, dass ihr größtes Anliegen dabei wäre, dass sie Informationen zum richtigen Mülltrennen bekommen.

Der Druck wird größer

Auch die Europäische Union sieht Aufholbedarf. Mit März 2023 wurde der neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft vorgelegt. Bis zum Jahr 2025 sollen 65 Prozent aller in der EU anfallenden Verpackungsabfälle recycelt werden, bis 2030 soll die Recyclingrate 70 Prozent erreichen. „Wenn sich die Art und Weise, wie wir Ressourcen verbrauchen, nicht ändert, bräuchten wir bis 2050 drei Erden, um unseren Bedarf zu decken“, schreibt das Europäische Parlament.

Es geht um Verpackungen

In Österreich ist bis dato die Recyclingquote bei Plastik mit 31,6 Prozent gering und unter dem EU-Schnitt (37,6 Prozent). Mit der Umstellung, dass seit 1. Jänner 2023 alle Leichtverpackungen in die gelbe Tonne bzw. den gelben Sack kommen – und nicht mehr nur Plastikflaschen und Tetra Pak und in einigen Bundesländern auch Metall – konnten bereits bis März 2023 um 20 Prozent mehr gesammelt werden als im Vergleichszeitraum 2022. Auch die Wurst- und Käseverpackungen, das Zwiebel-Netz, die Joghurt-Becher, Luftpolsterfolien, … alles, was eine Verpackung ist, nicht zu groß und nicht zu verschmutzt, kommt in die gelbe Tonne.

„Wish-Cycler“ und „Fear-Cycler“

Dass es nicht nur uns so geht, zeigt eine Umfrage in Großbritannien. Demnach sind 80 Prozent der Menschen unsicher, wie der Müll richtig getrennt gehört. Begriffe wie „Wish-Cycler“ und „Fear-Cycler“ poppen auf; jene, die falsch trennen, weil sie sich wünschen, dass die kleine Plastikente auch in den Plastikcontainer kommt, und jene, die Angst haben, etwas falsch zu machen und wertvolle Stoffe lieber in den Restmüll als in die dafür vorgesehene Tonne werfen. In beiden Fällen ist der Wille da, aber das Ziel leider verfehlt. Ob Du das Ziel beim Recyclen auch richtig triffst, kannst Du bei diesen Fragen herausfinden:

Hier wichtige Dinge, die du besser machen kannst:

  • Wohin gehört leicht eingefärbtes Weißglas?

Unbedingt ins Buntglas. Wenn sich im Weißglas-Container auch nur ein Glas befindet, das nicht komplett durchsichtig ist, wird die Recyclingware verunreinigt und der gesamte Inhalt muss ins Buntglas geworfen werden, da dies weniger Schaden anrichtet als umgekehrt. Weiters gut zu wissen: Schraubverschlüsse und Stöpsel bitte vorher abnehmen und getrennt entsorgen – das erleichtert den Recycling-Prozess. Die Gläser müssen zwar löffelrein beziehungsweise restentleert, aber nicht extra ausgewaschen sein, denn sie werden ohnehin im Prozess gereinigt.

  • Wohin gehören Batterien und Akkus?

Gerade die Entsorgung von Akkus und Batterien ist ein großes Thema, auch in Österreich. 1,4 Millionen Lithiumbatterien landen jährlich im Restmüll anstatt in den vorgesehenen Behältern bei Supermärkten oder beim Sondermüll. Das ist nicht nur gefährlich, auch die Kosten, die durch Brände entstehen, sind enorm. Auch sollten bei Akkus die Pole abgeklebt werden.

  • Wohin gehört ein Kuvert mit Sichtfenster?

Ins Altpapier. Es gilt die Verpackungsverordnung, wonach der dominante Stoff (80 Prozent) den Weg vorgibt, sprich mehr Papier als Plastik in diesem Fall.

  • Wohin gehört eine Rechnung?

In den Restmüll. Das Thermopapier mancher Kassabons ist aufgrund des chemischen Stoffes Bisphenol S als „kritisch“ für Gesundheit und Umwelt eingestuft. BPS wird inzwischen auch von der EU als möglicher Gefahrenstoff untersucht. Immer öfter stößt man auf einen blauen Kassabon. Dieser ist ungiftig und kann im Altpapier recycelt werden.

  • Wohin gehört die Milchpackung?

In die gelbe Tonne, denn das ist ein Getränkeverbundkarton, welcher auch Plastik enthält.

  • Wohin gehört die PET-Flasche?

In die gelbe Tonne. Du erkennst eine PET-Flasche daran, dass PET darauf steht, meistens mit einem dreieckigen Symbol und der Ziffer 01 darin.

  • Wohin mit (stark) verschmutzten Verpackungen?

Pizzakartons, Essenstassen: Sollte die Verpackung wirklich stark verschmutzt sein, dann kommt sie in den Restmüll, wenn nicht, ins Altpapier beziehungsweise in die gelbe Tonne. Leichte Verschmutzungen, wie zum Beispiel ein Ölfleck auf einem Pizzakarton, stören im Altpapier nicht. Käse- oder Saucenreste sollten aber nicht darauf kleben.

  • Wohin gehört die kleine Plastikente?

In den Restmüll oder zum Sperrmüll. Denn in die gelbe Tonne gehört nur Verpackungsmaterial, sonstige Plastikteile haben darin nichts zu suchen.

  • Wohin gehört das Taschentuch?

Das Papiertaschentuch kommt in den Restmüll. Im Grunde dürfte es in das Altpapier oder sogar in die Biotonne, allerdings darf es verschmutzt und virenbelastet nur in den Restmüll. Und wer schmeißt schon ein unbenutztes Taschentuch weg.

  • Wohin gehört das Küchenrollenpapier?

Dasselbe gilt für das Küchenpapier. Auch dieses kommt verschmutzt am besten in den Restmüll oder, wenn beispielsweise nur Obstreste darin eingewickelt wurden, auch in die Biotonne.

  •  Wohin gehört Backpapier?

Backpapier gehört in den Restmüll. Aber warum eigentlich? Es ist beschichtetes Papier und könnte doch auch in die gelbe Tonne gehen. Aber nein: Die Oberfläche ist meist mit Silikon und Teflon beschichtet und gehört deshalb auch nicht in die gelbe Tonne.

  • Wohin gehört Butterbrotpapier?

Es kommt darauf an, ob es sich um beschichtetes oder unbeschichtetes Butterbrotpapier handelt. Wenn es unbeschichtet ist, gehört es ins Altpapier. Wenn es beschichtet ist, in den Restmüll.

  • Was tun mit beschichteten Papierverpackungen?

Hier ist die Zerreißprobe ein guter Weg: Beidseitig beschichtetes Papier kann man de facto nicht mehr einreißen. Daher kommt es in die gelbe Tonne. Einseitig beschichtetes, leicht zu zerreißendes Papier kommt ins Altpapier.

Quelle: Wie du dich bei der Mülltrennung verbessern kannst | Wiener Zeitung