Ein paar Gedanken zum Thema Reisen

Ein paar Gedanken zum Thema Reisen

Last Updated on 2022-07-19
Von Nomaden, über Pilger, Forscher und Entdecker, Hippies bis zum Massentourismus von heute

Mag. Katharina Müller-Hora

 

Unter einer Reise versteht man im Sinne der Verkehrswirtschaft laut der sehr sperrigen Wikipedia-Definition die Fortbewegung von Personen über einen längeren Zeitraum zu Fuß oder mit Verkehrsmitteln außerhalb des Wirtschaftsverkehrs. Dabei will man ein einzelnes Ziel (Reiseziel) erreichen oder mehrere Orte kennenlernen (Rundreise).

Aber zurück zum Anfang – wie alles begann:

Die Menschen reisten immer schon, nur der Zweck hat sich geändert.

Zuerst waren sie ohnehin Nomaden und zogen weiter. Das war noch kein Reisen nach unserem Verständnis, da zu einer Reise auch unbedingt die Rückkehr zum Ausgangspunkt gehört.

Später gab es religiöse Motive, sogenannte Pilgerreisen. Diese wurden bereits im alten Rom unternommen.

Handelsreisen und Wallfahrten folgten im Mittelalter (aus dieser Zeit stammt auch der Jakobsweg). Diese waren auch gefährlich, man konnte wilden Tieren oder Wegelagerern begegnen.

Ab dem 16. und 17. Jahrhundert lesen wir immer mehr über Forschungs- und Bildungsreisen.

Christoph Columbus hat sich aufgemacht, den Seeweg nach Indien zu suchen und hat dabei Amerika entdeckt.

Es reisten in erster Linie Forscher und Adelige, um neue Länder kennenzulernen. Auch im Hause Habsburg gibt es zahlreiche Vertreter, die ihr Leben dem Reisen und Forschen gewidmet haben.

Reiche Bürgerliche schickten ihre Söhne auf Bildungs- und Sprachreisen innerhalb Europas (man beachte: Mädchen blieben zu Hause!!!). Hier war besonders Italien beliebt. Daher entstanden damals viele Herbergen und Gastronomiebetriebe auf den beliebtesten Strecken, die teilweise bis heute existieren!

Im 19. Jahrhundert begann die Natur beim Reisen eine größere Rolle zu spielen. Wanderungen wurden beliebt, auch die ersten Schitouren unternommen.

Forschungsreisen unternahm man in fremde Länder, um neben der Pflanzenwelt vor allem exotische Tiere zu beobachten. Dazu veranstaltete die Nationalbibliothek vor kurzem eine Sonderausstellung mit dem Titel „Des Kaisers schönste Tiere“.  Die bei den diversen Forschungsreisen gewonnenen Erkenntnisse wurden im universitären Umfeld an Interessierte weitergegeben.

1845 organisierte Thomas Cook die erste „Pauschalreise“ und gründete das erste Reisebüro überhaupt – in Melbourne!

Der Begriff Sommerfrische wurde besonders in Österreich geprägt. Der Adel reist dabei dem Kaiserhaus nach. Beliebteste Destination wurde das Salzkammergut.

Bald schon reichten die Länder Europas der adeligen und reichen Gesellschaft nicht mehr und man begab sich auf exklusive Fernreisen wie zum Beispiel mit dem Orientexpress nach Istanbul. Sehr empfehlenswert dazu die Lektüre von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Reisen für eine breitere Schicht der Bevölkerung möglich. Es begann mit Autoreisen nach Italien, Fernreisen waren weiterhin zu teuer.

Es war jedoch auch die Zeit des Aufbruchs, des Widerstands gegen die bürgerliche Welt und daher entschieden sich viele Jugendliche für Individualreisen, die sogenannten „Hippie Trails“.  Per Anhalter kam man oft sogar bis Indien, wo man den Sinn des Lebens in buddhistischen Klöstern wie auch in Ashrams suchte. Manche fanden man ihn auch. Andere kehrten enttäuscht und teilweise geschwächt durch die Einnahmen von Drogen zurück.

Heute beherrschen Flug- und Schiffsreisen die Reiseszene. Der Massentourismus mit günstigen All-inklusive-Touren ermöglicht es Menschen fast aller Bildungs- und Gesellschaftsschichten, Länder in und außerhalb Europas zu besuchen.

Covid19 hat diese Entwicklung dann kräftig gebremst. Heute herrscht wieder mehr Angst vor fremden Ländern.

Warum reisen wir HEUTE?

Goethe: „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“.

Das Reisen hilft dabei, dem Alltag zu entfliehen, und sorgt dafür, dass sich das Gehirn entspannt und man den Stress des täglichen Lebens hinter sich lassen kann. Es birgt jedoch die Illusion, vor der eigenen problematischen Lebenssituation fliehen zu können. Dabei nimmt man sich immer selbst mit, egal, wohin man reist!

Zu Hause ist jeder neue Tag dem vorigen Tag sehr ähnlich. Aufstehen, essen, arbeiten, einkaufen, gemeinsame Zeit mit der Familie verbringen, schlafen.

Das Reisen bringt mit sich, neue Menschen zu sehen, neue Gerüche wahrzunehmen und neue Gefühle zu entdecken. Man verlässt das gewohnte Umfeld und stellt sich neuen Herausforderungen.

Reisen bedeutet zu lernen

Wir lernen, mit einer fremden Sprache umzugehen und wir lernen Kulturen besser zu verstehen. Wir lernen auch über uns selbst, lernen uns besser kennen und entdecken unsere Grenzen wie auch unsere verborgenen Talente. Dabei müssen wir öfter über unseren Schatten springen und können gleichzeitig mehr Selbstbewusstsein aufbauen.

Reisen fördert die Intelligenz

Kinder mit Reiseerfahrung sind konzentrierter und besser in der Schule, da gleich zwei wichtige emotionale Systeme des Gehirns auf einer Reise aktiviert werden – Stichwort play and seeking.

Reisen bedeutet Freiheit: Manchmal fühlt man sich zu Hause wie ein Tiger im Zoo, dann wird es Zeit, wieder auszubrechen. Morgens aufstehen und offen sein für den Tag. Die Freiheit haben, das zu tun, was guttut, dahin zu gehen, wohin man gehen möchte, und das zu sehen, was man sehen möchte.

Reisen fördert inneres Wachstum und Stärke: Wenn man allein verreist, muss man mutig und selbstbewusst sein. Man trägt Verantwortung und muss auch in schwierigen Situationen einen klaren Kopf bewahren. Dies macht stark und man wächst über sich hinaus. Man verändert sich permanent, denn neue Herausforderungen erfordern neue Wege.

Reisen erweitert den Horizont und macht glücklich

Durch das Reisen und den Austausch mit sich und neuen Kulturen und Menschen erlangt man oft Einsichten, etwas besser oder anders zu machen. Man blickt auf sein Leben aus der Ferne und das immer wieder aufs Neue. Man lernt sein Leben und die Freiheiten, die man hat, mehr zu schätzen. Das macht glücklich.

Reisen bedeutet Abenteuer erleben. Man spürt das Leben in vollen Zügen! Abenteuer ist alles, was aufregend ist und den Herzschlag erhöht.

Reisen hilft Vorurteile abzubauen.

Niemand ist frei von Vorurteilen. Durch das Reisen lernt man, dass Vorurteile negative Energien sind. Die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen fremder Völker macht uns frei von Vorurteilen.

Ein vielzitiertes Beispiel: alle Franzosen sind arrogant und sprechen nur Französisch.

Katharina Müller-Hora ist ausgebildete Business-Coachin und Gesundheits- und Stressmanagerin. Sie arbeitet als Coachin mit Jung und Alt.

Coach für Jung und Alt – Katharina Müller-Hora, Wien (mueller-hora.at); Kontakt – TU DIR GUT – therapie4you