Eine Künstlerin mit Tiefgang

Eine Künstlerin mit Tiefgang

Last Updated on 2023-02-26
Sie widmet sich bereits seit einem halben Jahrhundert mit Leidenschaft der bildenden Kunst, entdeckt aber immer noch neue Materialien und Techniken und hat jeden Tag neue Ideen: Ilse Küchler gibt bei einer Ausstellung in Wien Einblicke in ihr reichhaltiges Schaffen

„Rückblick und Ausblick“: Unter diesem Titel stellt Ilse Küchler noch bis 26. Februar 2023 insgesamt 36 ihrer bildnerischen Werke in der Villa Wertheimstein in Wien-Döbling aus. Bei der Vernissage, die am 14. Februar stattfand, präsentierte INARA-Geschäftsführerin Brigitta Schwarzer den Werdegang und das vielfältige Schaffen der Künstlerin.

„Für mich bedeutet malen: Ruhen in sich selbst, Hinwenden nach außen, Freude an Farben, Formen und Gestalten“ – so beschreibt Küchler selbst ihre Malerei. Sie ist in Wien aufgewachsen und arbeitete im „Brotberuf“ als diplomierte Sozialarbeiterin. Mittlerweile widmet sie sich bereits seit einem halben Jahrhundert der Kunst. „Schon als Kind habe ich gerne gezeichnet und die Kunst hat mich seither nie losgelassen,“ erzählt sie. Deshalb absolvierte sie einen Grafik-Design-Lehrgang. Küchlers vielfältige Werke – Aquarelle, Malerei in Acryl, Akte, Porträts, Radierungen, Collagen, veränderbare Bilder und in letzter Zeit auch Digitalisiertes – waren bereits in zahlreichen Einzelausstellungen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg zu sehen. Auch an etlichen Gemeinschaftsausstellungen des Mödlinger Künstlerbundes und des Berufsverbandes bildender Künstler Österreichs hat sie teilgenommen.

Stets offen für Neues

Die aktuelle Ausstellung ist eine „Spätfolge“ der Corona-Zeit. Bei einer Zoomrunde der Initiative „weiteraktivmitroswitha“, die von Roswitha Schaffer ins Leben gerufen wurde, stellte Küchler ihre Werke vor. „Alle TeilnehmerInnen waren sofort von der Faszination der Bilder erfasst und so entstand die Idee, sie in einer Ausstellung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen,“ berichtete Schaffer. Es bedurfte einiger Überredungskünste, schließlich gehört Küchler nicht zu den Lautesten unter den Menschen, sondern zieht es vor, eher im Hintergrund zu bleiben. Auch die Organisation war nicht einfach, einmal musste der geplante Termin verschoben werden. Jetzt aber freut sich Küchler sehr über die gelungene Ausstellung in den Räumen des Döblinger Bezirksmuseums.

Es sei für sie ein langer Weg gewesen, bis sie mit ihren veränderbaren Bildern und der Acrylmalerei zu ihrer unverkennbaren Ausdrucksweise gefunden habe, erzählt sie. Viele ihrer jüngsten Arbeiten zieren Acrylplättchen, neuerdings werden von ihr auch Bilder mit bunten Flaschenverschlüssen aus Plastik upgecycelt. Dass man stets offen für Neues sein muss, bewies sie erst vor kurzem mit ihrer Teilnahme an einem Fotowettbewerb, den der Berufsverband bildender Künstler veranstaltet hatte. Sie kam dabei auf Anhieb unter die zehn Bestgereihten. Ihr kommen täglich neue Ideen und vermutlich ist es die ständige Beschäftigung mit der Kunst, welche Küchler jung hält.

Vorbild Cézanne

Nachhaltigkeit und die Achtung vor der Natur sind der Künstlerin wichtig. „Dieser Planet ist uns geliehen von den Zukünftigen, die nach uns sind,“ war der Titel einer Ausstellung des Berufsverbandes bildender Künstler in Herzogenburg, an der sie auch teilgenommen hat. Als eines ihrer Vorbilder nennt die Künstlerin den französischen Maler Paul Cézanne und erwähnt auch die von ihm oft verwendete blaue Farbe. „Aber ich suche und bewundere in Bildern immer das Eigenständige,“ betont sie. Kunstkenner meinen, dass in mancher ihrer Bilder die emotionale Ewigkeit mitschwingt und eine weitere intensive Schaffensperiode Küchlers – „Stichwort Ausblick“ – wohl noch bevorsteht.

Ein Bild für Putin?

Die Themen für Küchlers Bilder entstehen im Kopf, manchmal auch spontan. Während der Umsetzung ändert sie diese dann aber oft noch. Gemalt wird manchmal in mehreren Schichten. „Ich male, was mich bewegt, und möchte mit meinen Bildern das ansprechen, was die Menschen bewegt,“ sagte die Künstlerin bei der Vernissage. Sie hat jede Menge Ideen für neue Materialien und nutzt auch die Möglichkeiten der Digitalisierung. „Bilder müssen nicht ewig so bleiben, wie sie entstanden sind. Es fasziniert mich, sie immer wieder zu verändern,“ betont sie. Es freut sie, wenn die veränderbaren Bilder bei den Menschen gut ankommen und diese selbst etwas damit tun können. Das sei vor allem gut für Leute, die in ihrer Komfortzone feststecken und eingefahrene Routinen haben. Ein Bild zu verändern helfe dabei, sich zu öffnen und einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Andere Sichtweisen würden in der Welt generell Sinn machen: „Gerne würde ich Putin ein veränderbares Bild schenken, damit er auf andere Ideen kommt,“ meinte Küchler und erhielt dafür großen Applaus.

Gerne mit Künstler-Partnern

Küchler will nicht unbedingt alleine glänzen, sie sucht sich für ihre Ausstellungen gerne eine komplementäre Ergänzung. Das kann eine Keramikerin zur Kombination von „Ton und Farbe“ sein oder wie diesmal der Bildhauer Andreas Mathes zur Kombination von „Holz und Farbe“. Holz, manchmal auch Restholz, ist ein Material, das Mathes besonders gerne verwendet. Er ist mit drei Werken bei der Ausstellung vertreten. Zuletzt fertigte er aus einem Stück eines japanischen Schnurbaums, der im Wiener Türkenschanzpark gefällt werden musste und eine tolle Maserung aufwies, eine eindrucksvolle Skulptur.

Für die schwungvolle „jazzige“ Umrahmung der Vernissage sorgt der vielseitige Pianist Bernhard Krisper, der neben seiner Musikausbildung auch ein Studium der Theaterwissenschaften absolviert hat. Auch an den weiteren Ausstellungstagen gab es bis zur Finissage, die am 26. Februar eindrucksvoll über die Bühne ging, ein abwechslungsreiches musikalisches Programm mit dem Schwerpunkt Jazz.

Nachdem der offizielle Teil der Veranstaltung vorüber war, konnten die zahlreichen Gäste bei einem Rundgang durch die Räume der Villa Wertheimstein die ausgestellten Werke in Ruhe betrachten und mit der Künstlerin darüber in einen Dialog treten. Das eine oder andere Bild fand auch bereits einen Käufer. Bei Fingerfood und edlen Tropfen vom Weingut Varga aus dem burgenländischen Gols klang der Abend dann aus.

Website: Ilse Küchler – Malerei und Grafik (kuechler-art.at)

Autorin: Brigitta Schwarzer