14 Nov Fachtagung für Aufsichtsräte in Berlin
Last Updated on 2019-11-14
Astrid Valek, MAS, MBA, Vorstandsmitglied Finanz-Marketing Verband Österreich
Die Rolle des Kontrollorgans hat sich gewandelt, die Herausforderungen sind vielfältiger geworden.
Verantwortungsvolle Aufsicht – effizienter Rat: Zukunft Aufsichtsrat
Welche Anforderungen stellt das veränderte Unternehmensumfeld an mein Mandat und an die Gremienarbeit? Welche Pflichten treffen den Aufsichtsrat bei Compliance-Pflichtverletzungen der Unternehmensführung? Wie kann der Aufsichtsrat zu einer zukunftsfähigen Entwicklung des Unternehmens beitragen? Diese und viele andere interessante Fragen wurden bei der Fachtagung für Aufsichtsräte des Deutschen „Handelsblatt“ in Berlin Ende Oktober erörtert.
Rund 160 amtierende und zukünftige Aufsichtsräte, Beiräte und Verwaltungsräte nutzten die Möglichkeit eines intensiven und anregenden Erfahrungsaustauschs sowie die Gelegenheit, von den erfahrenen Keynote-Speakern und individuellen Workshops zu profitieren. Im Fokus der Tagung standen wichtige Inputs zur Verbesserung effizienter Aufsichtsratsarbeit und neue Aufsichtsratsthemen. Denn die Aufsichtsratstätigkeit hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Sie ist umfangreicher als je zuvor und reicht von der Strategiediskussion bis zur digitalen Transformation. Aber nicht nur Rolle und Aufgaben des Aufsichtsrats haben sich verändert, sondern auch die Bedeutung des Amts. So ist die öffentliche Aufmerksamkeit für die Arbeit von Aufsichtsräten deutlich gestiegen, sie werden heute medial ganz anders wahrgenommen als noch vor zehn Jahren.
Je nach Unternehmen differiert die Tätigkeit eines Aufsichtsrats, Beirats oder Verwaltungsrats. Bei Start-ups, deren Fokus auf rapidem Wachstum und schnellen Veränderungen liegt, geht es weniger um Kontrolle, sondern um die Unterstützung beim Aufbau, um das Etablieren von Strukturen und Governance sowie um die Vernetzung mit Kunden, Investoren und der Presse. Oft haben Aufsichtsräte dort auch die Aufgabe, Gründer- oder Investorenkonflikte zu moderieren. Bei Start-ups mit umfangreichen Expansionsvorhaben steht meist die Unterstützung bei Finanzierungsrunden im Vordergrund. In all diesen Fällen agiert der Aufsichtsrat oder Beirat eher als „Unternehmerrat“ und „Begleiter der Wachstumsphase“.
In etablierten Unternehmen geht es für Aufsichtsräte heute sehr oft darum, ein gemeinsames Verständnis für die digitale Transformation zu schaffen und im nächsten Schritt Handlungsfelder für die Zukunft abzuleiten. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Frage „Was haben wir bisher gemacht?“, sondern vorwärtsgerichtet auf der Frage „Wo stehen wir heute und in zwölf Monaten?“ Die Kunst guter Aufsichtsräte besteht darin, aus der Welt der Stabilität und Kontrolle in die „VUCA-Welt“ einzutauchen, Neues zuzulassen, zu lernen und eine Fehlertoleranz zu etablieren. Gleichzeitig braucht es aber auch adaptive Strategien und Werkzeuge, um die Kontrolle zu behalten, denn die Geschwindigkeit der Veränderungen ist oftmals höher als die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens. Ein Aufsichtsrat muss auch abschätzen können, welche Technologien für das Unternehmen relevant sind, sprich das Geschäftsmodell beeinflussen, und wann der richtige Zeitpunkt ist, sich mit diesen Technologien zu beschäftigen. Denn neben der Optimierung des bestehenden Geschäfts gilt es, den Aufbau neuer Geschäftsfelder für die Zukunft zu managen.
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@Wilke