17 Feb Frauen & Geld
Last Updated on 2022-02-17
Dr. Christine Domforth
Frauen wollen beim Veranlagen keine großen Risiken eingehen. Eine gute Wertsteigerung ist ihnen aber wichtig, ebenso der Klimaschutz, also „grüne“ Finanzprodukte. Warum sich Frauen künftig noch stärker um ihre Finanzen, vor allem die Altersvorsorge kümmern sollten und wie man weibliche Gründerinnen und Start-ups unterstützen könnte, wurde bei einer Veranstaltung des Frauen-Netzwerkes WIMEN diskutiert.
Welche Chancen hat weibliches Investment und welchen Stellenwert haben dabei ökologische und soziale Projekte? Das waren Themen beim ersten WIMEN-Netzwerktreffen, an dem 30 Damen teilnahmen. Die Online-Veranstaltung fand am 15. Februar 2022, dem Equal Pay Day, statt, sie wurde von Dr. Christine Zach, die als Unternehmensberaterin und Business Coach tätig ist, moderiert. WIMEN (Women in Mobility, Energy and Environment Network) ist ein unabhängiges und überparteiliches Netzwerk von Fachfrauen, die sich mit ihrer beruflichen Expertise vernetzen und austauschen wollen.
Mag. Susanne Wolf-Eberl, die Vorstandsvorsitzende von WIMEN und Inhaberin der Research & Data Competence OG, wollte von den Teilnehmerinnen zunächst wissen, welche Motive für Frauen bei der Geldanlage wichtig sind. Eine gute Wertsteigerung brachte es auf 81 Prozent der Nennungen, wenig Risiko auf 71 Prozent. Ebenfalls häufig genannt wurden die Pensionsvorsorge sowie die Unterstützung von Klimaschutzprojekten. Weiters wurde gefragt, wo mit dem eigenen Investment eine große Wirkung erzielt werden soll. Hier lag der Klimaschutz auf Platz eins.
Welche Anlageprodukte sind „grün“?
Mag. Susanne Hasenhüttl von ÖGUT (Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit nachhaltigen und grünen Investments. Seit 2018 steht das Thema als Aktionsplan auch auf der Agenda der EU, es wird dazu ein breites Regelwerk geben. „Die Taxonomie, über die gerade heftig diskutiert wird, umfasst derzeit nur den Bereich Ökologie, die Themen Soziales und Government werden folgen,“ so Hasenhüttl.
Anleger, die „grün“ investieren wollen, können sich am Österreichischen Umweltzeichen orientieren, das bereits seit 2004 beispielsweise für nachhaltige Fonds vergeben wird. Künftig soll es auch ein EU Ecolabel für Finanzprodukte geben. Hasenhüttl rät Anlegern hier zur Vorsicht und Rückfrage beim Bankberater, weil die EU entschieden hat, dass auch Atomkraft und Gas als „grün“ einzustufen sind. Bankberater werden künftig neben der Risikoneigung ihrer Kunden auch deren Nachhaltigkeitspräferenz abfragen müssen.
Starthilfe für Gründerinnen
Simone Pies, Geschäftsführerin der RPunkt management & beteiligungs GmbH und Molekularbiologin, ist seit Jahren als Business Angel aktiv. Besonders fördern möchte sie mit ihren Investments Start-ups von Frauen. „Es geht nicht nur darum, jungen Unternehmen Risikokapital zur Verfügung zu stellen, man muss ihnen auch Erfahrungen, Know-how und Kontakte vermitteln,“ so Pies, die auch als Mentorin für Gründerinnen tätig ist. Als Business Angel agiere sie in einer Nische und könne daher durch die Auswahl der Projekte aktiv gestalten. Generell hätten weibliche Start-ups und Gründerinnen zu wenig Unterstützung, es fehle auch an geeigneten role models. Die Vereinigung der österreichischen Business Angels veranstaltet nun eine Investors Academy nur für Frauen, das sei eine ausgezeichnete Initiative, so Pies. Wenn Business Angels investieren, geht es um Beträge von 50.000 Euro aufwärts, über Crowd- oder Pool-Lösungen könnten sich Einzelne auch mit kleineren Beträgen beteiligen.
Altersvorsorge für Frauen besonders wichtig
INARA-Chefin Dr. Brigitta Schwarzer verwies zunächst auf den noch immer relativ niedrigen Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten heimischer Unternehmen. Die Quotenregelung für Aufsichtsräte habe hier zwar schrittweise eine gewisse Verbesserung gebracht, die Vorstellung, dass mehr weibliche Aufsichtsräte automatisch zur Bestellung von mehr weiblichen Vorstandsmitgliedern führen, sei aber gescheitert. Schwarzer forderte die Frauen auf, generell mutiger zu sein und sich mehr zuzutrauen.
Die durch den Equal Pay Day dokumentierte schlechtere Bezahlung von Frauen plus die Änderungen im Pensionsrecht (längerer Durchrechnungszeitraum und angehobenes Pensionsalter) sollten schon junge Frauen dafür sensibilisieren, sich mit ihrer finanziellen Situation zu beschäftigen und sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern. „Hier müssen Frauen dringend etwas tun und zwar rechtzeitig,“ so Schwarzer. Es brauche dafür auch nicht die hohen Beträge, wie sie beispielsweise Business Angels investieren. Bereits mit 50 Euro pro Monat können man eine Vorsorge starten. Bevor man ein Finanzprodukt auswählt, müsse man unbedingt seine eigene Einstellung zum Risiko hinterfragen.
Information als Schlüssel zum Erfolg
Welchen Handlungsbedarf es gibt, diskutierten die Teilnehmerinnen dann angeregt in kleineren Gruppen. Dabei stand das Thema Information ganz stark im Fokus. Es gebe jede Menge Bücher, Artikel in Zeitungen und Magazinen, Unterlagen von den diversen Banken sowie eine schier endlose Fülle an Material in den sozialen Medien, es fehle aber der Überblick. Hier könnte eine Datenbank mit Rezensionen ebenso weiterhelfen wie eine Plattform zum Informationsaustausch. Schwarzer hält es für wichtig, mit Männern zusammenzuarbeiten. Dabei dürften sich Frauen, die als Anleger sowie bei den Familienfinanzen meist vernünftiger agieren als ihre männlichen Pendants, nicht unter ihrem Wert verkaufen.