Frauen leben länger, aber wovon?

Frauen leben länger, aber wovon?

Last Updated on 2021-02-04
Dr. Christine Domforth

Schon jetzt bekommen Frauen deutlich weniger Pension als Männer. Künftig werden Karenz und Teilzeitarbeit die Frauen-Pensionen noch weiter drücken. Damit die Pensionslücke nicht zu groß wird, ist daher vor allem für Frauen eine private Altersvorsorge dringend geboten.

Wie Frauen am besten für ihr Alter vorsorgen können, darüber wurde am 27. Jänner 2021 bei einer Online-Veranstaltung des Club alpha diskutiert. Brigitta Schwarzer, Geschäftsführerin von INARA, und Astrid Valek, Leiterin Marketing bei HDI LEBEN und Vorstandsmitglied im Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ), präsentierten dazu Zahlen und Handlungsempfehlungen.

2021 beträgt die gesetzliche Höchstpension 3650,71 Euro brutto bzw. 2444,14 Euro netto pro Monat. Männer können im Regelfall mit 65, Frauen mit 60 in Pension gehen. Die unter Kanzler Schüssel im Jahr 2003 beschlossene Pensionsreform bringt aber in den kommenden Jahren deutliche Veränderungen, erläuterte Schwarzer. Wurden früher für die Pensionsberechnung die 15 besten Jahre herangezogen, steigt der Durchrechnungszeitraum bis 2028 auf 40 Jahre. Außerdem wird das Pensionsantrittsalter der Frauen von 2024 bis 2033 schrittweise an jenes der Männer angeglichen.

Pensionsreform 2003: „Verletzung des Vertrauensgrundsatzes“

Die Anhebung des Durchrechnungszeitraums ist für Schwarzer eine „Verletzung des Vertrauensgrundsatzes“, die vor allem Frauen benachteiligt. „Früher konnten sie nach der Geburt von Kindern in Karenz gehen und dann einige Jahre Teilzeit arbeiten und hatten dennoch die Chance auf eine gute Pension.“ Das ist jetzt vorbei, jedes Nicht-Vollzeitjahr „rächt“ sich bei der Pension. „Frauen müssen sich noch besser und vor allem rechtzeitig überlegen, wie sie Kinder und Beruf unter einen Hut bringen. Sonst haben sie später ein Problem mit der Pension,“ betonte Schwarzer.

Dabei ist die Situation für Frauen im Alter schon jetzt alles andere als rosig. Die durchschnittliche ASVG-Brutto-Pension beträgt für Frauen magere 1085 Euro, während die Männer im Schnitt 1811 Euro bekommen, der Pension Gap beträgt also 40 Prozent. Immerhin 16 Prozent der Pensionistinnen sind armutsgefährdet, so Schwarzer.

Für den Pension Gap gibt es laut Astrid Valek mehrere Gründe. Neben Karenzzeiten und Teilzeitarbeit sind es die nicht linearen Karriereverläufe bei Frauen, die klassischen Rollenbilder bei der Berufswahl, das Vorbildverhalten der Eltern sowie die noch immer weit verbreitete „Zuverdienstdenke“. Viele Frauen hätten auch Scheu vor dem Thema, es mangle an der Priorisierung und in manchen Fällen fehle auch schlicht das nötige Geld.

Laut einer Spectra-Umfrage vom Jänner 2020 wissen 35 Prozent der Frauen nicht, wie viel Geld auf ihrem Pensionskonto ist und zwei Drittel der Frauen gehen davon aus, dass ihre staatliche Pension nicht ausreichen wird. Hier besteht laut Valek dringender Aufklärungs- und Handlungsbedarf. Sonst ist Altersarmut vorprogrammiert.

Valek empfiehlt, sich jährlich am Pensionskonto über den aktuellen Stand zu informieren und eine Hochrechnung bis zum voraussichtlichen Pensionsantritt zu erstellen. Beides funktioniert online. „Damit schafft man Transparenz und Klarheit über die Pensionslücke und kann die nötigen Maßnahmen ergreifen,“ so die Versicherungsexpertin.

Um als Frau selbst für das Alter vorzusorgen, kann man sich beispielsweise bei der PVA oder Pensionskasse freiwillig höherversichern oder mittels Pensionssplitting einen Teil der Pensionsgutschriften des Partners zu sich übertragen lassen. Bei Teilzeitarbeit rät Valek, zumindest 25 bis 30 Stunden zu arbeiten. Wer die Möglichkeit dazu hat, kann länger im Berufsleben bleiben und sammelt damit mehr Pensionszeiten. Geld aus der Abfertigung, Immobilien und Wertpapiere sind weitere Möglichkeiten, vom Ansparen auf dem Sparbuch rät Valek angesichts von Nullzinsen hingegen ab.

Nur eine Versicherung deckt das Langlebigkeitsrisiko ab

Der entscheidende Vorteil einer Versicherungslösung ist laut Valek die Abdeckung des Langlebigkeitsrisikos. Wer sich für eine Rentenauszahlung entscheidet (bei Vertragsende kann man zwischen Rente und einmaliger Kapitalauszahlung wählen), bekommt diese Monat für Monat bis ans Lebensende. Angesichts der weiter steigenden Lebenserwartung ist das besonders wichtig. Valek betonte, dass Versicherungslösungen in der Regel viel Flexibilität bieten, also „maßgeschneidert“ werden können. Auch steuerlich sei das Produkt attraktiv, man zahlt vier Prozent Versicherungssteuer auf die laufende Prämie, aber keine Kapitalertragsteuer. Empfohlen wird, möglichst früh zu beginnen, aber auch mit 50 ist es noch nicht zu spät für die Vorsorge.

Welches Versicherungsprodukt geeignet ist, hängt von den eigenen Prioritäten ab. Sucht man Sicherheit oder will man für mehr Ertrag auch mehr Risiko eingehen? Will man jederzeit Zugriff auf sein Geld haben bzw. soll das investierte Kapital nachhaltig veranlagt werden?

Die klassische Lebensversicherung eignet sich vor allem für sicherheitsorientierte Anleger. Hier gibt es eine garantierte Mindestauszahlung, dafür ist der Ertrag in der Regel geringer. Mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung partizipiert man am Kapitalmarkt und hat mehr Risiko, aber auch höhere Ertragschancen. Hybridprodukte sind eine Kombination aus klassischer und fondsgebundener Lebensversicherung. „Entscheidend ist eine professionelle Beratung, damit das gewählte Produkt den eigenen Bedürfnissen entspricht,“ betonte Valek.

Moderiert wurde die virtuelle Veranstaltung von Doris Bock, für den reibungslosen technischen Ablauf sorgte Sabine Hackl. Schon während der Veranstaltung wurden von den teilnehmenden Damen – ein paar Männer waren auch dabei – zahlreiche Fragen gestellt. Nach dem „offiziellen Teil“ ging die lebhafte Diskussion im Chat noch lange weiter.