Frisches Kapital für Startups

Frisches Kapital für Startups

Last Updated on 2020-07-02
Mag. Manfred Kainz / boersen-kurier.at, 25.06.2020

Am Höhepunkt der Corona-Krise im April wurde der Business Angel und „Impact Investor“ Michael Altrichter von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck als neuer „Startup-Beauftragter“ präsentiert. Der Börsen-Kurier sprach mit ihm über seine erste Zwischenbilanz in dieser Funktion.

Schnittstelle
Warum Beauftragter des Wirtschafts- und nicht des Finanzministeriums (wie früher der Kapitalmarktbeauftragte), das noch dazu auf den Budgetmitteln sitzt? Es sei das Anliegen Schramböcks in ihrer Funktion als Ressortverantwortliche für Digitalisierung gewesen, das Thema mit seiner Berufung zu forcieren, begründet Altrichter dies im Gespräch. Man habe gemeinsam die „große Vision, Österreich im Innovations- und Start-up-Bereich weiter voranzubringen“. Der Ministeriumsbeauftragte sieht sich „als Schnittstelle“ der Welten Start-ups, Business Angels bzw. Investoren und öffentliche Hand. Er setze sich dafür ein, dass die Zusammenarbeit dieser Welten (besser) funktioniert, dass Maßnahmen treffsicher(er) sind und er möchte ressortübergreifend koordinieren.

Aufwind
Die Digitalisierung habe durch die Corona-Pandemie „extremen Aufwind“ bekommen, so Altrichter. Man habe einen „Sprung“ gesehen, was etwa die prozentuellen Ausgaben betrifft, die in Onlinebusiness/E-Commerce fließen. Unternehmen ohne ordentliche Onlinepräsenz und Webstrategie hätten nachgerüstet. Die Digitalisierungstendenz – Webshop, Teleworking, Security – gehe durch alle Branchen. Und ältere Menschen hätten gezwungenermaßen ihr Konsumverhalten verändert. Via iPad nun digital zugänglich, seien sie zu einer „neuen“ Kundenzielgruppe geworden.

Co-Kapitalisierung
Das sogenannte „Covid-Paket für Start-ups“ der staatlichen Unternehmensförderungsbank aws sieht Altrichter positiv. Besonders Start-ups können durch Verzögerungen in Entwicklung und Produktion, durch unterbrochene Wertschöpfungsketten und verunsicherte Investoren in rasche Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme kommen. Säule eins des Covid-Pakets ist der sogenannte „Covid-Start-up-Hilfsfonds“. Aus dem bekommen innovative Start-ups auf Antrag einen Zuschuss auf private Investments, die seit Ausbruch der Corona-Krise getätigt wurden. Das bedeutet: Wenn ein Start-up selbst mindestens 10.000 (bis maximal 800.000) Euro „frisches“ Eigenkapital von Investoren „aufstellt“, wird diese Summe mit einem aws-Zuschuss verdoppelt. Schon in der ersten Woche hätten mehr als 40 Unternehmer dieses Instrument beantragt bzw. abgerufen, so Altrichter.

Dieser Zuschuss müsse „im Erfolgsfall“ zurückgezahlt werden. Das heiße, wenn man in fünf Jahren in die Gewinnzone kommt, müsse ein Teil des Gewinns für die Rückzahlung verwendet werden. Die Detailüberprüfung der beantragenden Start-ups erfolge durch die Steuerberater, die die Angaben gegenüber dem aws bestätigen müssen. Dass Start-ups für den Zuschuss private Co-Investoren brauchen, die Kapital einschießen, findet Altrichter sinnvoll. Denn es zeige deren Glauben an das betreffende Geschäftsmodell und an ein rentables Engagement.

Fonds
Zweite Säule des Pakets sind sogenannte „Venture-Capital-Fonds“ mit aws-Kapitalgarantie. Damit soll zusätzliches Risikokapital mobilisiert werden. Ein oder mehrere ausgewählte private Fondsmanagements sollen Venture-Capital-Fonds für Investments in österreichische Start-ups errichten. Damit Investoren trotz Krise frisches Fondsgeld bereitstellen, übernimmt das aws eine Kapitalgarantie in Höhe von bis zu 50 Prozent des Fondsvolumens – bis zu einem Maximum der Kapitalgarantien von 25 Millionen Euro. Der Staat deckt also 50 Prozent von eventuellen Fondsverlusten ab und will damit zögerliche Investoren mobilisieren, so Altrichter. Die Fonds sollen in nachweisliche Wachstumsunternehmen investieren, wo es corona-bedingt zu Verzögerungen der Geschäftsumsetzung bzw. bei den Umsätzen kommt. Die Fonds-Ausschreibung obliegt dem Finanzministerium.

Quelle: https://www.boersen-kurier.at/allgemein/2020-06/frisches-kapital-fuer-startups