Future of Work

Future of Work

Last Updated on 2020-09-30
Der Millennial Survey 2020 von Deloitte zeigt: Mehr als 75 Prozent der österreichischen Millennials fühlen sich nicht ausreichend für eine digitalisierte Arbeitswelt qualifiziert. Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Consulting, spricht über die Rolle der Millennials für die Future of Work – und wie sich die Corona-Krise hier auswirkt.

Digitalisierung, Klimawandel, Corona-Krise – wir befinden uns mitten in Zeiten großer Umbrüche. Wie wirkt sich das auf die Unternehmen aus und wie wird die Zukunft unserer Arbeitswelt aussehen?

Die Veränderungen, mit denen sich Unternehmen konfrontiert sehen, sind nicht nur sehr vielfältig, sie schreiten auch mit exponentieller Geschwindigkeit voran. In der Arbeitswelt der Zukunft braucht es deshalb vor allem eines: Die grundsätzliche Bereitschaft zur Veränderung.

Ein Haupttreiber des Wandels ist sicherlich die Digitalisierung. Mensch und Technologie sollen sich dadurch im Idealfall ergänzen und unterstützen. Lebenslanges Lernen ist hier das A und O, denn die beruflich notwendigen Kern-Skills werden in wenigen Jahren gänzlich andere sein als heute. Laufender Kompetenzaufbau , insbesondere von kognitiven und sozialen Fähigkeiten, laufende Weiterbildung und die Bereitschaft zur beruflichen Veränderung werden in der Arbeitswelt der Zukunft daher essenziell sein.

Unser kürzlich durchgeführter Millennial Survey 2020 zeigt allerdings, dass es diesbezüglich noch Aufholbedarf gibt: In Österreich sehen sich nur 22 Prozent der befragten Millennials für die digitalisierte Arbeitswelt gewappnet. Hier sind Unternehmen und Führungskräfte gefragt: Es gilt, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen dieses lebenslange Lernen ermöglicht und gefördert wird, um Potenziale nicht ungenutzt zu lassen. Dazu gehören zum Beispiel das verstärkte Learning-on-the-job, aber auch ein generationenübergreifender Wissenstransfer.

Hat COVID-19 einen Einfluss auf die künftige Arbeitswelt? Ist die Bedeutung der Digitalisierung dadurch in den letzten Monaten gestiegen?

Die letzten Monate haben der Digitalisierung definitiv nochmal einen zusätzlichen Boost verliehen. Vielerorts sind nun Arbeitsformen möglich, die vor der Pandemie undenkbar gewesen wären. COVID-19 hat uns aber auch die Grenzen der Digitalisierung vor Augen geführt: Zwar haben viele Branchen und Berufszweige auf Remote Working umgestellt und über virtuelle Plattformen relativ rasch zu einem neuen beruflichen Alltag gefunden. Jedoch gab es auch Bereiche, in denen das schlichtweg nicht möglich ist. Bei den systemerhaltenden Berufen konnte nicht einfach auf Home-Office umgestellt werden. In vielen Jobs im Einzelhandel oder im Pflege- und Gesundheitsbereich ist an virtuelle Arbeit nicht zu denken.

Diese starke Gegensätzlichkeit wird in Zukunft sicher noch eine größere Rolle spielen – insbesondere im Hinblick auf die Frage, wie die Arbeitsfähigkeit und Arbeitsplatzsicherheit branchenunabhängig sichergestellt werden kann. Das ist die Grundlage für sozialen Wohlstand.

Vor allem die junge Generation wird die Veränderungen der Arbeitswelt spüren. Der Millennial Survey kommt jedoch zum Schluss, dass knapp die Hälfte der heimischen Millennials bereits jetzt schon unter Dauerstress leidet – wie sollten Unternehmen damit umgehen?

Das ist richtig, Stress ist ein großes Thema bei jungen Menschen. Gleichzeitig zeigt eine zusätzliche Umfrage, die während der Krise durchgeführt wurde, dass das Stressniveau in den letzten Monaten etwas nachgelassen hat. Die Millennials und die Generation Z gehen scheinbar etwas gefestigter aus der aktuellen Situation heraus, denn sie haben in den letzten Jahren gelernt, mit Krisen unterschiedlichster Art umzugehen. Sie weisen nicht nur eine hohe Resilienz auf, sondern sind auch fest entschlossen, das Momentum zu nutzen und die Arbeitswelt der Zukunft aktiv mitzugestalten.

Wie sehr Unternehmen diesem Bedürfnis Raum geben, wird entscheidend für die Mitarbeiterbindung sein. Und darin liegt die große Aufgabe für die Führungskräfte von morgen: Das Gefühl von Zugehörigkeit ist für die junge Generation essenziell für die Arbeitgeberwahl und ein langfristiges Arbeitsverhältnis. Zugehörigkeit entsteht durch drei Faktoren: Der grundlegende Faktor liegt darin, sich im Job gut aufgehoben zu fühlen – so wie man ist. Dazu braucht es Fairness und Respekt, aber auch Diversität und Inklusion leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Der zweite Faktor ist die persönliche Verbundenheit – mit Führungskräften sowie mit Kolleginnen und Kollegen. Der dritte Faktor liegt in der Übereinstimmung mit der Unternehmensstrategie, den Unternehmenszielen sowie der Überzeugung, selbst auch einen Beitrag zu diesen Zielen leisten zu können.

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, dass der Klimawandel fast der Hälfte der Befragten große Sorgen bereitet. Was heißt das, wie können Unternehmen hier ansetzen?

Der Millennial Pulse Survey hat gezeigt, dass die junge Generation aus dem Lockdown durchaus Zuversicht schöpft: Die Umwelt konnte sich etwas erholen und viele hoffen jetzt auf einen Umschwung. Unternehmen werden in Zukunft noch viel stärker daran gemessen, welchen positiven Beitrag sie leisten – zum Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen und auch zur Umwelt. Und vor allem werden sie daran gemessen, wie ernst sie es tatsächlich meinen.

Die Bedeutung der sozialen Verantwortung von Unternehmen steigt weiter und damit auch die unternehmerische Notwendigkeit, soziale Innovation nicht nur zuzulassen, sondern auch aktiv zu nutzen. Denn sie bietet eine Vielzahl von Potenzial zur Weiterentwicklung – sowohl für Unternehmen als auch für unsere Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort.

Welchen Stellenwert hat Diversität im Hinblick auf die Future of Work? Wie können Unternehmen von Diversität profitieren?

Diversität spielt für die Zukunft der Arbeit eine Schlüsselrolle. Durch die COVID-19-Krise wird diese Bedeutung sicher nochmals steigen, denn die Pandemie selbst ist das beste Beispiel für die große Bedeutung von Diversität. Sie zeigt, dass eine Krise die ganze Welt erfassen kann – aber bei Weitem nicht alle Menschen gleichermaßen betrifft.

Diversitätsaspekte sind aus unternehmerischer Sicht sowohl bei der Krisenbetroffenheit als auch Krisenbewältigung von zentraler Bedeutung. Diversität stärkt nicht nur die unternehmerische Resilienz und Innovationskraft, sondern ist auch entscheidend für die Bewältigung des Re-Starts: Laut einer kürzlich von uns durchgeführten Studie steigt die Wahrscheinlichkeit, die finanziellen Unternehmensziele zu erreichen, auf das Doppelte und die Innovationskraft und Agilität sogar auf das Sechsfache, wenn die vorab genannten Faktoren der Zugehörigkeit richtig zusammenspielen. Hier liegt also eine große Chance für Unternehmen.

@Deloitte/feelimage

Quelle: https://www2.deloitte.com/at/de/seiten/human-capital/artikel/future-of-work-interview.htm