Interview: „Erasmus+ für 50+”

Interview: „Erasmus+ für 50+”

Last Updated on 2022-11-25
Am 29. September 2022 veranstaltete ASEP (Austrian Senior Experts Pool) eine internationale Konferenz im Rahmen des Erasmus+ Projektes. Die teilnehmenden Länder gaben einen Überblick zum Projektfortschritt in ihrem Land. Gemeinsam wurden die weiteren strategischen Inhalte festgelegt. Gerhard Hirt, Präsident von ASEP, und Brigitta Schwarzer, Projektleiterin bei ASEP für Erasmus+, plaudern im Newsletter-Talk mit ASEP-Kolleg:innen Franz Weißenböck und Brigitte Wagner „aus dem Nähkästchen“.

ASEP: Den Begriff Erasmus verbinden wir gemeinhin mit Bildungs-Förderprogrammen für junge Leute. Was hat das Erasmus-Programm mit den Senior Experts zu tun?

Gerhard Hirt: Es gibt das Erasmus+ Programm für die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport  bereits in der zweiter Auflage, für den Zeitraum 2021 bis 2027. Zur allgemeinen und beruflichen Bildung gehört auch die Erwachsenenbildung. Im Rahmen dieses Programms nimmt die ASEP an den beiden Projekten „Keeping employees on board“ und „Taking control of your own career“, die sich beide an Mitarbeiter von Unternehmen 50+ richten, teil. Wir sind sehr stolz, dass die ASEP mit ihren 190 Mitgliedern und insgesamt 6.300 Jahren Berufserfahrung in 54 verschiedenen Fachgebieten Österreich bei diesen honorigen Projekten vertreten darf. Und, ganz uneitel gesagt, wir sind tatsächlich auch die beste Wahl.

Wie laufen denn die beiden Projekte tatsächlich ab?
Brigitta Schwarzer: Es galt, für jedes Projekt drei Pilotunternehmen zu finden, die jeweils für die Dauer von 6 – 12 Monaten einige Projektmitarbeiter nominieren, mit welchen wir im Rahmen von Workshops verschiedene Methoden und Maßnahmen entwickeln. Diese sollen dazu beitragen, dass die leistungsstarken Mitarbeitenden 50+ bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter – und ev. projektbezogen darüber hinaus – motiviert sowie körperlich und geistig fit bleiben. Dazu können wechselseitiges Lernen zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitenden, Wissenstransfer, zusätzliche und ergänzende Ausbildungen, Job Rotationen etc. gehören. All dies rund um die vorgegebenen Schwerpunktthemen Digitalisierung, Firmenkultur und Innovation. Damit sollen der in einigen Branchen bereits akute Fachkräftemangel eingedämmt und das Employer Branding gestärkt werden.

Konnten Sie rasch Pilotunternehmen gewinnen?
Brigitta Schwarzer: Aller Anfang war schwer. Wir mussten lernen, gegenüber den Firmen, die wir an Bord holen wollten, eine „mitreißende“ Ansprache zu entwickeln. Das ist uns letztlich gelungen und mittlerweile ist es umgekehrt: Wir werden von Unternehmen kontaktiert, die mitmachen wollen. Ein Projekt ist bereits mehr oder weniger abgeschlossen, mit einem starten wir im November, mit einem anderen Anfang 2023. Zwei Projekte befinden sich noch in der Sondierungsphase. Auch die ASEP selbst wird ein Pilotunternehmen sein.

Können Sie die Pilotunternehmen benennen?
Gerhard Hirt: Bitte um Verständnis, dass wir das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht tun. Wenn sich die Projekte in ein paar Monaten weiterentwickelt haben, dann werden wir das der Öffentlichkeit auch gerne kommunizieren.

Die ASEP als Pilotunternehmen, ein interessanter Ansatz.
Brigitta Schwarzer: Stimmt, das ist eine ganz spannende Sache, auf deren Umsetzung wir uns sehr freuen. Wir halten demnächst einen Workshop mit Kolleg:innen ab, die entweder mit der Firma, in der sie früher tätig waren oder mit einer Firma, zu der eine persönliche Nähe besteht, ein „Miniprojekt“ mit ein, zwei Interviews umsetzen. Damit können wir das Gesamtprojekt noch breiter aufstellen und zusätzliche Erkenntnisse gewinnen. Ich gehe davon aus, dass sich acht bis zehn interessierte Senior Experts dafür finden werden. Auch ich werde ein solche Miniprojekt bestreiten.

Für die beiden Erasmus+-Projekte gibt es eine EU-Finanzierung.  Wie viel verdienen die ASEP-Projektmitarbeitenden?
Gerhard Hirt: Wir haben zwei Budgets, sodass wir bescheidene Tagsätze auszahlen können. Aber natürlich wird damit niemand reich. Die Motivation der Mitarbeitenden liegt darin, hautnah eines der Hauptthemen der nächsten Jahre mitzugestalten. Wir hoffen auch, dass es ein Erasmus+-Folgeprojekt gibt. Zudem ist nach Abschluss der Projekte geplant, interessierten Firmen ein kostenpflichtiges Angebot für ähnliche Vorhaben zu machen. Unsere eigenen Tagsätze liegen über dem Erasmus+-Niveau, aber dennoch kann man sich uns leisten, wenn man möchte.

Welche Länder machen bei diesen Erasmus+-Projekten noch mit?
Brigitta Schwarzer: Das sind Belgien und die Niederlande, unsere beiden Leadpartner, die Slowakei und zu einem kleinen Teil auch Großbritannien, da die Projekte noch vor dem Austritt aus der EU entriert wurden. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Die von ASEP Ende September veranstaltete Stakeholder Konferenz verlief für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend und stieß auch beim Gästekonferenztag auf großes externes Interesse. Die Internationalität des Gesamtprojektes ist für alle Seiten sehr bereichernd.

Sind die beiden Erasmus+-Projekte für die ASEP ein Leuchtturmprojekt?
Gerhard Hirt: Es ist das größte Projekt seit unserer Gründung vor mehr als 30 Jahren und wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden. Wir haben tolle Pilotunternehmen und ein tolles Projektteam, das auch vom ASEP-Präsidium aktiv unterstützt wird. Wir sind in der Umsetzung weiter als unsere Kooperationspartner in den anderen Ländern, was will man mehr? Mit diesem Projekt können wir unsere Kernkompetenzen erstmals voll ausspielen und damit werden wir am Markt noch mehr gefragt sein, als das bisher schon der Fall ist.

www.asep.at