Interview: Schenken mit Sinn

Interview: Schenken mit Sinn

Last Updated on 2021-10-19
Impactory, Österreichs größte Spendenplattform, macht es möglich, gemeinnützige Organisationen und Projekte mit wenigen Klicks finanziell zu unterstützen. Nachhaltigkeit wird dabei großgeschrieben. Bei Firmen besonders beliebt sind die Spendengutscheine. INARA sprach mit Gründerin und Geschäftsführerin Elke Pichler.

INARA: Was genau steckt hinter dem Namen impactory?
Elke Pichler: Impactory ist ein „Marktplatz für Spenden“, genauer gesagt eine Online-Spendenplattform, auf der eine Vielzahl von gemeinnützigen Organisationen und Projekten gelistet ist. Wir bringen NGOs, Privatpersonen und Unternehmen zusammen und machen Spenden einfacher und digital-interaktiver. Durch unseren völlig neuen Ansatz sprechen wir verstärkt jüngere Menschen an und generieren auch neue Spenden, die es in Zeiten von Spenden-Erlagscheinen einfach nicht gab. Der Name selbst ergab sich durch das Verbinden der Worte impact – also Wirkung – und Story, die zahlreichen Geschichten hinter den gemeinnützigen Organisationen, die wir erzählen möchten.

Seit wann gibt es diese Plattform, wie kam es dazu und was ist Ihre Rolle dabei?
Pichler: Im Jahr 2018 habe ich gemeinsam mit Emanuel Riccabona das Social Startup impactory gegründet. Gelauncht haben wir die Plattform im November 2018. Seit 1. Jänner 2020 bin ich Geschäftsführerin. Ich war schon immer in gemeinnützigen Vereinen engagiert und habe gesehen, wie schwierig das Lukrieren von Spenden ist. Mein Bestreben war es seit jeher, die Welt ein wenig besser zu machen, und aus dieser Überlegung entstand unsere Plattform.

Wie funktioniert das Spenden über impactory in der Praxis?
Pichler: Man kann sowohl direkt spenden als auch einen Spendenaufruf starten. Viele Menschen machen das zu bestimmten Anlässen wie Geburtstagen oder einem Jubiläum, weil sie keine Geschenke wollen, sondern lieber eine gute Sache unterstützen. Ganz besonders wichtig, gerade für Firmen, also für den B2B2C-Bereich, ist die Möglichkeit, über uns Spendengutscheine zu verschenken.

Für welche Zwecke bzw. Organisationen kann man mittels impactory spenden?
Pichler: Wir haben mittlerweile über 300 Spendenzwecke und arbeiten mit mehr als 200 Organisationen zusammen. Darunter sind bekannte Namen wie das Rote Kreuz, die Volkshilfe, Vier Pfoten, das St. Anna Kinderspital oder die Caritas, aber auch viele kleinere Organisationen oder Projekte, die anders kaum zu Spendengeldern kommen. Es gibt bei uns einen Spendenkompass, der insgesamt zwölf Gruppen in den vier Bereichen Umwelt und Tiere, Bildung, soziale Gerechtigkeit sowie Gesundheit umfasst. Daraus kann man seine Auswahl treffen. Natürlich wollen viele Menschen etwas für Kinder oder Tiere spenden, bei uns findet man aber auch „ausgefallene“ Themen wie Freizeitprojekte für Menschen mit Beeinträchtigung, Mentoring für Jugendliche oder Digitale Bildung für Menschen mit Fluchthintergrund.

Haben Sie alle Organisationen überprüft?
Pichler: Wir prüfen die gemeinnützigen Projekte und wer dahinter steht genau. Ein „Spendengütesiegel“ verlangen wir nicht. Das könnten sich kleine Organisationen oft gar nicht leisten.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?
Pichler:  Partner bei uns sind u.a. PwC, die Oberbank, die RBI sowie mehrere Raiffeisen-Landesbanken, die Erste, Oeticket, der Handelsverband sowie Binder-Grösswang. Firmen schätzen es, durch die Zusammenarbeit mit impactory in ihr soziales Image zu investieren und ihr langfristiges gesellschaftliches Engagement zu demonstrieren, was ja gerade heute immer wichtiger wird. Natürlich scheinen solche Aktivitäten auch im CSR-Bericht auf.

Ein zentrales Element bei Ihrem Modell sind Spendengutscheine und Sie sprechen damit vor allem Firmen an. Wie läuft das ab?
Pichler: Die Spendengutscheine werden von den Firmen bei uns erworben und dann als Geschenk an Kunden bzw. auch Mitarbeiter übergeben – auf Wunsch auch rein digital. Der oder die Beschenkte kann selbst bestimmen, welchem Zweck bzw. welcher Organisation die Spende zugutekommen soll. Immer mehr Firmen finden diese Vorgangsweise weit sinnvoller als das Verschenken von Werbe- oder Weihnachtsgeschenken. Und in manchen Fällen wird der Empfänger eines Spendengutscheins dazu animiert, zusätzlich selbst für die gute Sache zu spenden.

Sind die Spenden steuerlich begünstigt?
Pichler: Welche Spenden steuerlich begünstigt sind, ist in Österreich gesetzlich geregelt. Geht die Spende an eine der Organisationen, die im Gesetz genannt sind, ist der Betrag steuerlich absetzbar. Allerdings haben wir bei impactory die Erfahrung gemacht, dass viele Leute gerne anonym spenden und die Steuerbegünstigung nicht nutzen wollen.

Wie finanziert sich impactory?
Pichler: Wir verrechnen für unsere Dienstleistung fünf Prozent der eingegangenen Spenden, um damit unsere Kosten zu decken und den Betrieb der Plattform zu finanzieren. Das ist für die Organisationen weit günstiger als alle anderen Formen von Fundraising wie etwa das Versenden von Briefen oder Straßenaktionen. Wir verhelfen ihnen auch zu einer weit größeren Reichweite und einem höheren Bekanntheitsgrad. Zusätzlich finanzieren wir uns auch über Unternehmenskooperationen, hier sind die Zahlungen abhängig vom Umsatz.

Nachhaltigkeit ist ja heute ein großes Thema. Wie weit wird das bei impactory berücksichtigt?
Pichler: Wenn der Spendengutschein digital verschenkt wird, entfallen nicht nur Druck- und Versandkosten, es wird auch die Umwelt geschont. Wer will, kann sich den Gutschein natürlich auch ausdrucken, da arbeiten wir an einer ökologisch abbaubaren Variante. Und ein Spendengutschein ist natürlich ökologisch viel sinnvoller als die diversen Plastikartikel, Kugelschreiber etc., die Firmen früher als Weihnachts- oder Werbegeschenke verteilt haben und die sehr oft rasch im Müll gelandet sind.

Impactory selbst agiert sehr nachhaltig und mit sozialer Verantwortung. Unsere Arbeit läuft rein digital, wir sind ein junges Team und leisten uns keine stylishen Büroräume, sondern arbeiten in einem relativ kleinen Co-Working-Office.

Welche Zukunftspläne haben Sie für impactory?
Pichler: Wir denken daran, unser Tätigkeitsgebiet eines Tages auf viele neue Märkte auszudehnen. Deutschland ist derzeit im Fokus. Das ist aber kostenintensiv, daher wird es noch eine Weile dauern, bis wir diesen Plan verwirklichen können. Außerdem wollen wir unsere Unternehmenslösung weiter entwickeln, eventuell mehr Tools und noch mehr Motive, sich zu engagieren.


@ Victoria Zwiauer

impactory: Einfach online Spenden