07 May Interview: So wird der Maskenzwang erträglich
Last Updated on 2020-05-07
Textiler Mund- und Nasenschutz ist nachhaltiger als Wegwerfprodukte. Deshalb verwendet Designerin Barbara Német für ihre Corona-Masken Stoffe, die langlebig und gut waschbar sind. Bei den Farben und Mustern ist alles erlaubt. Perfekt eignen sich die Masken auch als Geschenk.
Barbara Német hat ihr Mode-Atelier vor 20 Jahren gegründet. Neben eleganten Kleidungsstücken entstehen in ihrem Salon seit Mitte März auch Masken. „Ich habe damit bereits kurz nach der Verhängung der Corona-Ausgangssperren begonnen“ erzählt sie. Damals wurde zwar noch heftig über die Sinnhaftigkeit des Mund- und Nasenschutzes diskutiert, viele Leute begannen aber bereits selbst mit dem Nähen. Für Német lag es also auf der Hand, ein Geschäftsmodell daraus zu machen. „Unsere Masken gingen von Anfang an weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln“, berichtet sie.
Gute Passform garantiert
„Weniger ist mehr“ – das ist Némets Designerlinie. Nach diesem Prinzip entwirft sie nicht nur ihre Kollektionen, sondern jetzt auch den textilen Mund- und Nasenschutz: „Wichtig sind ein guter Stoff, ein klarer und dezenter Schnitt ohne Schnörkel sowie eine perfekte Passform. Mehr braucht es nicht.“ Damit die Maske gut sitzt, gibt es sie in zwei Größen, der Gummizug ist verstellbar.
Bei der Stoffauswahl sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Német verwendet sowohl einfärbige als auch gemusterte Stoffe aus reiner Baumwolle in verschiedenen Stärken in den Farben weiß, rot, grau und schwarz und zum Teil klassische Herrenhemdstoffe. Baumwollstoffe haben den Vorteil, dass die Masken relativ luftig am Gesicht anliegen und man damit einigermaßen normal atmen kann. „Die Kunden sagen, dass mit meinen Masken die Brillen weniger anlaufen,“ so Német.
Nachhaltigkeit war der Designerin schon immer ein Anliegen. Ihre Baumwollmasken sind langlebig und halten zahlreiche Waschgänge aus. „Ich möchte damit auch ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen. Wir werden die Masken ja noch längere Zeit tragen müssen,“ sagt sie.
Auf Wunsch auch in Seide
„Natürlich kann man mir auch Stoffe bringen,“ betont die Designerin. Wer sich ganz individuell „maskieren“ will, für den gibt es Sonderanfertigungen, Német hat dafür auch eine Reihe von extravaganten Seidenstoffen in ihrem Atelier lagernd.
Mit einem Stückpreis von zwölf Euro für die einfärbigen und 14 Euro für die gemusterten Masken sind diese leistbar. Ob die stylishe Maske im Sommer 2020 zum Statement-Accessoire wird, bleibt abzuwarten. Doch schon jetzt kaufen viele Kunden und Kundinnen gleich mehrere Exemplare: eine für den Alltag, eine oder zwei für spezielle Anlässe, abgestimmt zu bestimmten Kleidungsstücken oder eine leichtere für ganz heiße Tage.
Maskenkauf im Atelier Német ist nicht nur Frauensache, es sind auch erstaunlich viele Männer unter den Kunden. Viele Damen kaufen nicht nur für sich, sondern suchen auch das passende Exemplar für ihre Männer aus. „Es kommen sowohl Stammkunden als auch neue Kunden, die über Empfehlung bei mir vorbeischauen, und ich freue mich über jeden einzelnen“ betont die Mode-Expertin.
Ideen für Winter und Recycling
Nicht nur für den Eigenbedarf werden die chicen Stoffmasken gekauft, sie eignen sich auch gut als Geschenk für Freunde und Verwandte. „Als ich neulich zu einem Abendessen eingeladen war, habe ich der Gastgeberin statt Blumen zwei meiner Masken mitgebracht und sie hat sich sehr gefreut,“ erzählt Német.
Wenn am 15. Mai die Gastronomie wieder öffnen darf, gilt für das Servierpersonal beim Arbeiten Maskenzwang. Auch dafür würden sich ihre Masken hervorragend eignen, meint Német und freut sich über die ersten Aufträge. Das Gleiche gilt für Schülerinnen und Schüler, die – sofern sie nicht von ihren Müttern mit Masken ausgestattet werden – bei Német gerne gesehen sind.
„Natürlich würden wir uns alle freuen, wenn die Maskenpflicht bis zum Winter bereits aufgehoben wäre,“ betont Német. Sollte das nicht der Fall sein, wird sie ihr Sortiment um Varianten aus festeren Stoffen erweitern. Und auch über die Wiederverwertung der textilen Virus- und Tröpfchen-Fänger hat sie sich schon Gedanken gemacht: „Ich werde in meiner Werkstatt sicher Workshops für Recycling und Upcycling der Masken anbieten und vielleicht auch einen Ideenwettbewerb ausschreiben.“ Details will sie vorerst nicht verraten.
Autorin: Brigitta Schwarzer